The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
man zwei Tische zusammengeschoben, an denen nun acht Frauen saßen, darunter auch Lady Maudie und Lady Roxanne. Gaia hatte etwas Förmlicheres erwartet, doch die Frauen unterhielten sich ganz ungezwungen, und zwei hatten sogar ihre Stricksachen dabei. Gaia entdeckte Peonys Mutter und Lady Eva, die sich regelmäßig im Mutterhaus aufhielten. Eine andere Frau stillte ihr Kind, und als sie aufsah, erkannte Gaia zu ihrer Überraschung Lady Beebe. Sie wirkte müde, hatte sich aber das Haar gewaschen und zu einem strengen Knoten gebunden. Sie schenkte Gaia ein knappes Lächeln.
»Du solltest dich doch schonen«, sagte Gaia.
»Mir geht es gut«, sagte Lady Beebe. »Es dauert ja nur ein paar Minuten, dann lege ich mich wieder hin.«
Lady Maudie brachte einen Stuhl und einen Schemel für die Matrarch, damit sie die Füße hochlegen konnte. »Dank Euch, Lady Maudie. Ihr seid immer so umsichtig. Setz dich hier zu mir, junge Gaia. Dann kann ich deine Hand halten.«
»Das würde ich lieber nicht.«
»Dennoch wirst du es tun«, sagte die Matrarch.
Gaia warf einen verblüfften Blick in die Runde, traf aber nur auf ausdruckslose Gesichter. Die Gespräche waren verstummt. Sie nahm auf ihrem Stuhl Platz und rückte näher an den Tisch. Ihre Tasche stellte sie auf den Boden. Die Matrarch hatte ihre linke Hand offen auf den Tisch gelegt und schloss die Finger, kaum dass Gaia unsicher die Hand hineinlegte. Gaia konnte ihre Anspannung nicht mehr verbergen.
»Dann wären wir so weit«, sagte die Matrarch. »Dank Euch allen, dass Ihr so kurzfristig erschienen seid. Ich hoffe, Euch nicht zu lange mit dieser Angelegenheit aufhalten zu müssen.«
»Kein Problem«, sagte Lady Roxanne und schob ihre Brille hoch. »Wir helfen doch gerne.«
»Lady Beebe, weshalb fangt Ihr nicht an?«
»Zunächst einmal möchte ich der jungen Gaia für all das danken, was sie gestern für uns getan hat. Sie ist eine erstklassige Hebamme. Wir können uns sehr glücklich schätzen, sie bei uns zu haben.«
»Ist vermerkt«, sagte die Matrarch. »Nun erzählt uns, was danach passiert ist.«
»Sie packte ihre Sachen zusammen und ging«, sagte Lady Beebe. »Ich hörte sie noch rausgehen, aber gesehen habe ich eigentlich nichts. Lady Maudie weiß besser als ich, was geschehen ist – sie war es, die die beiden im Hof überrascht hat.«
»Wann genau kam Lady Maudie an?«, wollte die Matrarch wissen.
Lady Beebe legte ihr Baby an die Schulter und tätschelte ihm den Rücken. »So etwa fünfzehn Minuten, nachdem die junge Gaia ging, höchstens zwanzig, ich habe nicht darauf geachtet.«
»Dank Euch. Lady Maudie, was ist geschehen, als Ihr ankamt?«
»Entschuldigt«, sagte Gaia. »Aber ich war auch dort. Ihr könntet mich fragen.«
Die Matrarch drückte ihre Hand. »Du wirst bald Gelegenheit erhalten zu sprechen«, sagte sie. »Aber zuerst müssen wir klären, was die Zeugen gesehen haben.«
Lady Maudie faltete die Hände auf dem Tisch. Sie hatte stufenlos geschnittenes blondes Haar bis zum Nacken und saß kerzengerade. Sie sprach laut und deutlich, als habe sie ihre Aussage vorher einstudiert. »Ich kam gerade mit Lady Beebes Kindern und ihren Onkeln zurück, als wir Pferde im Hof sahen. Natürlich trat ich näher, und da sah ich zwei Leute, die sich im Schatten umarmten. Als Roger die Tür öffnete, brauchten die beiden einen Moment, sich zu trennen, und dann konnten wir alle sehen, dass es die junge Gaia und Chardo Peter waren.«
Die kühle Bestimmtheit der Aussage machte Gaia nervös. Die anderen würden ihr ganz bestimmt glauben.
»Chardo ist noch nie zuvor straffällig geworden, oder?«, fragte die Matrarch.
Die Frauen antworteten nicht, warfen einander aber verstohlene Blicke zu.
»Die Sache mit Lady Adele wollen wir nicht zählen«, sagte die Matrarch, und wieder einmal hatte Gaia das Gefühl, die Matrarch könnte unmöglich blind sein. »Aber davon abgesehen?«
»Nein, nie«, sagte Lady Roxanne.
»Was ist als Nächstes geschehen?«, fragte die Matrarch.
»Ich bat Rogers ältesten Bruder Dörring, Chardo festzunehmen. Er hat sich nicht widersetzt«, fuhr Lady Maudie fort. »Die junge Gaia allerdings hat sich sehr erregt. Sie wollte Dörring daran hindern, seine Pflicht zu tun.«
»Die ganze Sache war so überflüssig«, mischte sich Gaia ein. »Mir war doch nichts passiert.« Sie wünschte, die Matrarch würde ihre Hand loslassen.
»Ganz ruhig«, sagte die Matrarch leise. »Waren beide vollständig bekleidet?«
Gaia zuckte zusammen. Es war
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