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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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sie damit die weißen, knolligen Schlingen beiseite und folgte ihnen aufwärts, bis sie auf den Dünndarm und den Magen stieß. Sie fand etwas, das sie für die Leber hielt, und dann die Gallenblase. Es überraschte sie, wie viel ihr noch einfiel; vielleicht, weil die Verbindungen alle Sinn ergaben.
    »Hast du noch eine Leiste?«, fragte sie. »Hier. Halt das mal.«
    Sie schob ein wenig Dickdarm beiseite und legte eine dunkle, glatte Niere frei. Von dort aus folgte sie sorgfältig einem Harnleiter, bis sie die Blase fand. Direkt darunter befand sich ein fester, glitschiger Klumpen.
    »Hey«, sagte sie.
    »Was ist das denn?«
    Sie war so überrascht, dass sie die Blase mit dem Finger beiseiteschob, um es sich näher anzusehen: Es war eine Gebärmutter. Der Mann hatte eine Gebärmutter, sogar kleine Eileiter, und kleine runde Drüsen, bei denen es sich um Eierstöcke handeln könnte.
    Sie beugte sich so tief darüber, dass ihr eine Strähne in den offenen Leichnam fiel. »Hoppla.«
    »Was hast du gefunden?«, fragte Will.
    Mit großen Augen richtete sie sich wieder auf und blinzelte. Sie wischte sich mit der Schürze übers Haar und strich es zurück. Dann warf sie einen kurzen Blick in die Unterhose des Mannes, nur um sicherzugehen, dass es sich äußerlich auch wirklich um einen handelte. Es war einer.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte sie. Verwirrt widmete sie sich wieder dem Leichnam und untersuchte ihn behutsam mit der Leiste und einer Fingerspitze.
    »Weihst du mich bitte ein?«, sagte Will ungeduldig. »Ich habe nämlich keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Er hat eine Gebärmutter«, sagte sie. »Ich glaube, sie ist mit seinen Harnwegen verbunden. Schau, hier. Es ergibt überhaupt keinen Sinn.«
    Will schwieg einen Moment. »Das mag dich vielleicht überraschen, aber ich habe keine Ahnung, wie eine Gebärmutter aussieht.«
    »Genau so«, sagte sie ungeduldig und tippte darauf.
    Er grinste verschmitzt. »Wieder was gelernt. Besten Dank auch.«
    »Ich dachte, du verstehst was von Geburten, zumindest bei Tieren. Hat Dinah jedenfalls gesagt.«
    »Wie’s von außen aussieht, weiß ich.«
    Sie musste lachen. Er war ihr sympathisch. »Schon bizarr, was wir hier machen.«
    »Ach, wirklich?«
    Sie studierte wieder den Leichnam. »Ob die anderen Unfruchtbaren vielleicht auch eine Gebärmutter haben? Was meinst du?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Es wäre aber gut, das zu wissen«, überlegte sie.
    »Es hängt auf jeden Fall damit zusammen, oder?«, fragte Will. »Ich meine, dass er keine Kinder zeugen konnte.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Wie das wohl passiert ist?«
    Sie wusste es auch nicht, doch sie hatte vielleicht eine Idee. Es musste relativ früh in der embryonalen Entwicklung geschehen sein – vielleicht war er sogar zuerst ein Mädchen gewesen. Vielleicht, nur vielleicht, war ja irgendein Hormon dafür verantwortlich, dass sich die weiblichen Föten in Sylum während der Schwangerschaft in Jungs verwandelten. Sie wünschte, Leon wäre hier. Mit seinem Wissen über Genetik und die Forschung in der Enklave hätte er bestimmt eine plausible Theorie. Doch sie war wohl auf ihren eigenen Kopf angewiesen. Vielleicht fand sich in der Bibliothek ja etwas dazu.
    »Weißt du zufällig, ob es bei den Tieren im Dorf genauso viele weibliche wie männliche Geburten gibt? Bei Pferden und Schafen zum Beispiel?«
    »Soweit ich weiß, schon. Aber wenn es dir nichts ausmacht – ich denke, es reicht jetzt.«
    Will sah ziemlich mitgenommen aus.
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Weißt du, ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, überhaupt etwas zu finden. Doch das jetzt ist beinahe noch schlimmer – es ist einfach so hoffnungslos. Für diese Art von Unfruchtbarkeit gibt es wahrscheinlich keine Heilung, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Sie strich sich das Haar zurück und schob mit der Leiste die Organe, so gut es ging, wieder an ihren Platz. Kurz wurde ihr übel, doch das verging schnell wieder. »Hast du Nadel und Faden? Ich könnte ihn schließen. Mein Vater war Schneider.«
    Will reichte ihr eine Rolle weißen Faden und eine große Nadel, und mit einer säuberlichen Naht nähte sie die beiden Hautstücke zusammen. Dann entfernte Will mit einem feuchten Tuch das getrocknete Blut um den Einschnitt. Sobald der Körper wieder bedeckt war, stützte sich Will mit beiden Fäusten auf den Tisch und senkte den Kopf. Einen Moment kehrte Stille in der Scheune ein, dann hob Will die rechte Hand und legte

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