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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Leichnam zu waschen, ihn anzukleiden und einen Sarg zu bauen. Das alles mache ich einfach so gut, wie ich kann.«
    »Was ist dieses Mal denn anders?«
    »Benny konnte wie viele unserer Männer keine Kinder zeugen. Darunter hat er immer sehr gelitten. Bevor er starb, bat er mich deshalb, ihn nach seinem Tod zu untersuchen. Er meinte, ich würde vielleicht irgendetwas herausfinden, das den anderen helfen könnte. Ich habe ihm zu erklären versucht, dass ich keine Ahnung habe, wonach ich überhaupt suchen soll – aber er nahm mir trotzdem das Versprechen ab. Er sagte, dann sei es wohl an der Zeit für mich, zu lernen.«
    »Sind viele Männer in Sylum unfruchtbar?«
    Er nickte. »Jeder Junge wird bei Erreichen des vierzehnten Lebensjahrs untersucht. Wenn seine Spermien nicht gesund sind, wird er aus dem Pool der heiratsfähigen Männer entfernt.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte sie. »Sind es denn viele?«
    »Ziemlich viele. Etwa vier- bis fünfhundert von den achtzehnhundert im Dorf.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung. Wie furchtbar! Und was machen sie dann?«
    »Was können sie schon machen? Das Leben geht weiter. Manche versuchen, sich gut mit den Libbies zu stellen. Die sind ihnen ja gar nicht so unähnlich. Aber auch von denen gibt es nicht genug für alle.«
    Sie dachte an Josephines Bemerkung über Dinah und ihre Liebhaber. Sie fragte sich, ob Will auch nicht heiraten durfte. Sie stellte fest, dass er keinen Ehering trug.
    Sie würde ihn aber ganz bestimmt nicht nach seinen Spermien fragen.
    Er grinste. »Los, frag ruhig. Ja, ich bin im Pool.«
    Sie schloss die Augen und fühlte, dass sie rot wurde. »Ich wollte nicht …«
    Er lachte. »Vergessen wir’s einfach. Machen wir weiter mit der Autopsie.«
    Dankbar wandte sie sich wieder der Silhouette unter dem Tuch zu. Nasenrücken und Zehenspitzen waren deutlich zu erkennen. »Ich habe wirklich nicht so viel Erfahrung mit Toten«, sagte sie. »Ich habe nur zwei von Nahem gesehen. Einmal, da musste ich eine tote Schwangere aufschneiden, um ihr Kind zu retten. Ich hatte natürlich nicht die Zeit, mir das Innere genauer anzusehen, aber ich habe seitdem oft daran denken müssen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, nickte er. »Wer war der andere Tote?«
    »Meine Mutter.«
    Er warf ihr einen langen Blick zu. Dann ging er an ihr vorbei und schloss das große Scheunentor. Es wurde dunkel im Inneren. Sie war dankbar, dass er sie nicht nach Einzelheiten fragte.
    »Sind wir ungestört?«
    »Ja. Meine Familie ist bei Bennys Familie. Und im Gegensatz zu dir meiden die meisten Leute meine Scheune, wenn ich eine Leiche da habe.«
    »Weiß Bennys Familie denn, was du vorhast?«
    »Nein.«
    Er reichte ihr eine Tischlerschürze, die sie sich überzog und um die Hüfte band. Durch ein hohes Fenster fiel etwas Sonnenlicht, und Will schob den Tisch mit seiner Last dorthin. Gaia wollte schon nach dem Kopfstück des Leichentuchs greifen, doch Will hielt ihre Hand fest.
    »Sein Gesicht lassen wir lieber bedeckt.«
    Sie nickte.
    Dann enthüllte er den Leichnam, der nur mit einer schlichten Unterhose bekleidet war. Ein langer, blutloser Schnitt zog sich vom Schlüsselbein bis unter den Nabel. Die Haut wirkte hart und grau ohne jede Durchblutung und spannte sich über den Hüftknochen, Benny war ein dünner Mann gewesen. Gaia studierte die Rippen, die sich unter der Haut abzeichneten.
    »Bei der Vorstellung, den Brustkorb zu öffnen, wurde es mir ehrlich gesagt zu viel«, sagte Will. »Aber ich weiß nicht, wie ich sonst an sein Herz kommen soll.«
    »Vielleicht könnten wir uns erst ein paar andere Sachen anschauen«, schlug sie vor. In Zelle Q hatte es ein anatomisches Schaubild gegeben, und sie hatte sich mit den inhaftierten Ärztinnen darüber unterhalten. Das damals aber war eine ordentliche Zeichnung mit roter und blauer Beschriftung gewesen. Hier gab es keine Beschriftung. Vorsichtig zog sie die kalte, weiche Haut beiseite, und Will ging ihr wortlos zur Hand. Im Inneren hatte alles die Farbe von geschälten Kartoffeln und Rüben – feucht und mit dunklen grünlichen Stellen durchsetzt.
    Ohne jede Vergleichsmöglichkeit konnte sie leider nicht sagen, was gesund und normal war, und was Zeichen einer Erkrankung sein könnten. Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte sie sich sehr hilflos.
    »Das hier muss der Dickdarm sein«, sagte Will und deutete auf das Offensichtlichste.
    »Du hast dich ein wenig damit beschäftigt?«
    »Ein wenig.«
    Er reichte ihr eine Holzleiste. Sorgfältig schob

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