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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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verstehen konnte. Diesmal lachten noch mehr Männer, und als Malachai, der Riese, beiseitetrat, sah sie, dass er mit einem schmächtigen Mann zusammengekettet war. Offenbar kam Malachai aber nicht an seinen Nachschlag, weil sein Mitgefangener sich nicht rühren wollte – oder konnte. Malachai verschränkte drohend die mächtigen Arme.
    Sein Mitgefangener hatte den Kopf auf die Faust gestützt. In der anderen Hand hielt er eine Schüssel. Jetzt richtete er sich auf und reichte die Schüssel Malachai. Dann schloss er wieder die Augen und lehnte sich gleichgültig zurück.
    Wie vom Donner gerührt starrte Gaia den Schmächtigen an: sein schwarzer Bart, die vertrauten Züge, seine Nase, seine Brauen … Das kann doch nicht sein!
    »Hey, Kleines!«, rief einer der Männer übermütig.
    Gaia hörte ihn kaum. Sie trat noch einen Schritt näher. Hoffnung und Schrecken stiegen in ihr hoch.
    »Komm schon! Schenk uns ein Lächeln!«
    Die Gefangenen brachen in Johlen und Pfiffe aus, und auch der bärtige Mann neben Malachai hob den Kopf und schaute die Böschung hinauf. Selbst mit seiner Gefangenenkleidung, der sonnengebräunten Haut und dem Bart war er doch eindeutig Leon Grey.
    »Leon!«, rief sie.
    Er richtete sich langsam auf und starrte ungläubig zurück. »Gaia?«
    Die Verwunderung und die Freude in seiner Stimme waren das Süßeste, was sie je gehört hatte. Ein verzücktes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, dann eilte sie den Pfad hinab, in Richtung des hölzernen Tors. Im Hof griffen die Gefangenen derweil ihren Namen auf. »Junge Gaia! Gib uns einen Kuss, Gaia! Hey, Kleines!« Leon hatte Malachais Arm gegriffen und drängte ihn mitzukommen, doch der Riese stand grinsend und unbeweglich wie ein Fels.
    »Das reicht!«, rief eine laute Stimme. Die Wachen bei den Baracken zogen ihre Knüppel und schwärmten aus, doch die Gefangenen johlten weiter und verspotteten nun auch Leon. Eine der Wachen näherte sich Leon und hob den Knüppel.
    »Nein!«, schrie Gaia, doch ihre Stimme ging in dem allgemeinen Aufruhr unter.
    Sie rannte weiter nach unten. Dabei verlor sie den Zaun kurz außer Sicht, und die Böschung verbarg sie vor den Blicken der Gefangenen. Vor dem Tor aber konnte sie nun zwei Wachen sehen. Sie hielt Hut und Rock fest und lief, so schnell sie nur konnte.
    »Lasst mich durch!«, keuchte sie außer Atem. »Ich muss da rein! Mein Freund Leon ist da drin!«
    Die erste Wache musterte sie amüsiert. »Das ist ein Gefängnis, junge Dame. Du kannst da nicht einfach rein. Besuchszeit ist erst nächsten Dienstag wieder.«
    »Hier geht es nicht um einen Besuch!« Sie trat einen Schritt zurück und rief, so laut sie konnte: »Leon!«
    Sie konnte keine Antwort hören, bloß den fortdauernden Tumult.
    »Lasst mich durch!«, wiederholte sie und griff nach dem schweren Riegel, der die Torflügel geschlossen hielt.
    »Zurück, junge Dame«, sagte die zweite Wache und legte die Hand auf den Riegel. »Du kannst da nicht rein.«
    »Aber ich muss! Ein Unschuldiger ist da drin!«
    Die Wachen rührten sich nicht vom Fleck. »Dann musst du das mit der Matrarch klären.«
    »Leon!«, rief sie wieder. »Kannst du mich hören?«
    Gaia lauschte, dann machte sie kehrt und lief den Weg wieder nach oben. Bis sie den Hof im Blick hatte, waren Leon und Malachai aber schon verschwunden und die anderen Gefangenen wieder ordentlich aufgereiht.
    Abermals eilte sie zum Tor.
    »Wie lange ist Leon Grey schon hier?«, herrschte sie die Wachen an. »Der Neue, aus der Enklave?«
    Die beiden Männer tauschten einen Blick.
    »Vor ein paar Tagen haben sie wohl einen Neuen gebracht …«, sagte die erste Wache schließlich. »Oder nicht?«
    Gaia ballte die Fäuste. Von denen würde sie keine klare Auskunft bekommen. Sie musste mit der Matrarch reden.
    »Überbringt Leon Grey bitte unbedingt eine Nachricht«, sagte sie. »Richtet ihm aus, dass Gaia ihm helfen wird. Werdet ihr das tun?«
    Sie nickten bereitwillig, doch irgendetwas sagte ihr, dass sie es nicht tun würden. Ihre Aufgabe war es, das Tor zu bewachen – und genau das taten sie auch, nicht mehr und nicht weniger.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging, so schnell sie konnte, zurück zum Mutterhaus. Nur zu bald aber musste sie eine Pause einlegen. Sie hasste es, nicht bei Kräften zu sein. Ob Leon die Schwellenkrankheit auch schon hatte? Konnte sie ihm denn nicht irgendwie helfen?
    Dann kam ihr ein anderer Gedanke: Wenn er die Krankheit noch nicht hatte, konnte er immer noch von hier

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