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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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kommst heute mit den anderen Mädchen zum Unterricht.«
    »Nur einen Tag noch«, bat Gaia. »Morgen komme ich, versprochen.«
    Lady Roxanne legte ihr sanft die Hand auf die Schulter und lächelte. »In Ordnung. Aber geh es heute etwas ruhiger an. Lass den Garten und die Kräuter einen Tag in Frieden.«
    Da hatte Gaia keine Einwände.
    Sie warf noch einen verstohlenen Blick zu Peony, die ihren Haferbrei aß, dann beugte sie sich über ihr Frühstück. Sie beschloss, hinunter zum Strand zu gehen. Vielleicht würde jemand sie zur Insel bringen. Wenigstens aber könnte sie nach Maya sehen und ihr nahe sein. Sie brauchte etwas, um sich zu erden.
    Es war das erste Mal, dass sie in diese Richtung ging. Sie passierte ein paar dunkle, massive Hütten, in denen ein Küfer, ein Schmied, ein Weber, ein Schuster und ein Töpfer arbeiteten. Die Bäume mit ihrem Laubwerk wichen Gärten und Weiden, doch es gab dennoch genug Schatten, und die Leute waren nicht ganz so peinlich darauf bedacht, immer Hüte und langärmlige Kleidung zu tragen, wie daheim. Sie wirkten gemütlicher und auch etwas sorgloser als die Menschen im ausgedörrten, ärmlichen Wharfton. Gaia tat es ihnen gleich, nahm ihren Hut ab und genoss die Leichtigkeit um Haar und Hals.
    An einer tief gebeugten Weide liefen mehrere kleine Straßen zusammen. Diesen Platz hatte sie schon einmal gesehen – in der Nacht, in der Josephine ihr Kind bekam. Die Hauptstraße bog nach rechts zum Strand ab, und weiter unten konnte man den Sumpf erkennen. Ein sandiger Pfad führte in ungefähr dieselbe Richtung, und Gaia entschied sich für diesen. Er führte an ein paar kleineren, aber einladenden Hütten vorbei, wo Kinder in den Gärten spielten und Schaukeln von den Bäumen hingen.
    Jemand sang, und ein Mann hängte Wäsche auf. Die Matinaglocke erklang, und alle hielten inne, selbst die Kinder, und legten sich die Hand aufs Herz. Ihre Zufriedenheit war beinahe mit Händen zu greifen, und Gaia wartete höflich und reglos, bis sie ihre Tätigkeiten wieder aufnahmen. Auch wenn die Häuser und die üppige Vegetation ganz anders waren als in Wharfton, erinnerte dieser Ort sie doch an ihr Zuhause. Ihre Eltern, das wusste sie, hätten es hier gemocht.
    Der Weg fiel ab und führte fort von den Hütten, bis das satte, gefleckte Grün des Walds Gaia abermals umfing. Sie strich mit den Fingern durch ein paar hohe, feingliedrige Farne. Weiter vorne lockten das Blau und Grün des Sumpfs zwischen den Stämmen. Die Versuchung war groß, sich ganz der Verzweiflung über den Tod ihrer Eltern, den Verlust ihrer Schwester und das ungewisse Schicksal Leons hinzugeben, doch stattdessen konzentrierte sie sich mit aller Kraft auf die einladende, machtvolle Schönheit des Waldes und atmete den Duft der Kiefern und der schattigen Senken tief ein. Vielleicht , dachte sie, nur vielleicht könnte es mir hier irgendwann gefallen.
    Dann beschrieb der Pfad eine letzte Kurve und entließ sie auf einen Vorsprung oberhalb eines Gebäudekomplexes, welcher das Gefängnis sein musste. Weiter links, auf dem weitläufigen Strand, waren Fischer mit ihren Kanus beschäftigt. Draußen auf dem Sumpf tanzte eine Brise auf dem schwimmenden Reisfeld und neigte die Halme in flüchtigen Wellen. Die nächstgelegene Insel ragte wie ein kleiner, grüner Hut aus der ebenen Fläche auf. Hoffnung stieg in ihr hoch.
    »Maya«, sagte sie. »Ich komme.«
    Kettenklirren zog ihre Aufmerksamkeit auf das Gefängnis. Direkt unter ihr, auf einem ungepflasterten Hof, der von einem hohen, spitzen Zaun umgeben war, standen grau gekleidete Männer für ihr Essen an. Vom Feuer unter dem großen, dampfenden Topf zog Rauch zu ihr herüber, und sie musste niesen. Es waren siebzig oder achtzig Männer, die meisten an den Füßen zu Zweierpaaren zusammengekettet. Zwei von ihnen schenkten das Essen aus, und sie konnte die Männer leise reden hören. Nahe des Tors und am Eingang jeder Baracke standen Wachen mit schwarzen Schärpen, mit kurzen Knüppeln und Schwertern bewaffnet.
    Der Weg zum Strand führte Gaia dicht am Zaun vorbei. Unbehaglich und mit einem Gefühl der Schutzlosigkeit setzte sie ihren Hut wieder auf, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, einfach möglichst unauffällig vorbeizulaufen.
    »Malachai! Willst den Rest vom Topf?«, rief einer der Köche.
    Gelächter erhob sich, und mehrere Stimmen riefen nach Malachai. Da erhob sich am hinteren Ende des Hofs ein bärtiger Riese von seiner Bank und erwiderte etwas, das Gaia nicht

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