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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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des Sturms und sich weigerte, den Regen beiseitezuschieben und endlich aufzuklaren. Selbst bei geschlossenem Abzug heulte der Wind im Kamin und wirbelte die Asche auf.
    »So muss es wohl sein, wenn man Zwillinge hat«, sagte Josephine zum bestimmt hundertsten Mal. »Könntest du mir eine Tasse Tee bringen?«, bat sie Leon.
    Leon stand dicht vorm Fenster, sodass die Dunkelheit des späten Nachmittags einen kühlen, blauen Schatten auf sein Gesicht warf. Er schaute auf die hintere Veranda und das darunter liegende Tal hinaus. Auf Josephines Bitte hin ging er gehorsam zur Küche. Seine Stiefel klangen dumpf auf dem Holzboden.
    »Wirklich besser, als mit Bill zu wohnen, das kann ich euch sagen«, seufzte Josephine. Auch das hatte sie schon mehrmals gesagt.
    »Kann ich mir denken«, murmelte Gaia.
    »Ich wünschte, Xave könnte mich so sehen. Glaubst du, er kommt mal vorbei?«
    »Nein.«
    Gaia schaute zur Küche, die nur durch eine halbhohe Trennwand vom Wohnzimmer abgeteilt war. Leon stand an der Spüle und schöpfte Wasser aus dem Eimer. Seine Ärmel hatte er hochgekrempelt, und sie konnte deutlich seine Muskeln unter der braunen Baumwolle sehen. Sie wandte den Blick ab. Sie hatte Angst, dass er merkte, wie gern sie ihn anschaute. Die beschämende Wahrheit war nämlich, dass es großen Spaß machte, ihn selbst die banalste Arbeit verrichten zu sehen. Allem, was er tat, wohnte eine schlichte Anmut inne, selbst wenn er nur mit einer Windel oder einer Schöpfkelle hantierte. Das ist schon ziemlich dämlich , sagte sie sich.
    Doch wie es sich ergab, verrichtete er viele banale Arbeiten, schien Josephine doch eine perverse Befriedigung darin zu finden, jede noch so belanglose Aufgabe auf ihn abzuwälzen, sei es nun, ihr eine Serviette zu reichen, einen Schal zu bringen oder eine Kerze anders zu stellen, damit diese sie nicht mehr blendete. Leon vergaß nie seine Höflichkeit, so als habe er akzeptiert, dass Josephine ihm befehlen konnte, was immer sie wollte.
    Gaia dagegen brachte es nicht über sich, ihn auch nur um die geringste Kleinigkeit zu bitten. Sie hatte das Gefühl, in seiner Schuld zu stehen, weil Maya nun wieder ein Teil ihres Lebens war, und war schon erleichtert, dass er ihr nicht mehr mit Feindseligkeit begegnete. Es gab aber auch kein weiteres Anzeichen dafür, dass sie ihm überhaupt etwas bedeutete, so wie an dem Tag, als er sie aus dem Kanu gehoben hatte. An den schlechteren Tagen hatte sie das Gefühl, ihn zu enttäuschen. An den besseren ignorierte er sie einfach – so gut das eben ging, wenn man in derselben Hütte wohnte.
    Es machte sie wahnsinnig.
    In ihrem Zorn wiederum wünschte sie sich häufig die Geborgenheit von Wills Scheune zurück, und an Will zu denken machte sie unvermeidlich auch wegen Peter nervös. Das alles war Neuland für sie, und sie mochte es nicht, ständig so unausgeglichen zu sein.
    Leon brachte Josephine ihren Tee und stellte die Tasse auf einen Schemel neben ihr. Dabei fiel Gaia wieder der Finger mit dem fehlenden Glied auf.
    »Danke«, sagte Josephine, dann legte sie die Hand vor den Mund und gähnte. »Du hast Gaia ja gar nichts gebracht.«
    Er warf ihr mit ernster Miene einen Blick zu. »Möchtest du auch einen Tee?«
    »Natürlich will sie einen«, lachte Josephine. »Ich begreife nicht, wie du immer so förmlich sein kannst.« Sie gähnte abermals, ziemlich herzhaft. »Tut mir leid. Ich bin einfach so müde. Das ist diese Dunkelheit – mach uns doch bitte ein Feuer, Vlatir.«
    Sein Blick ruhte noch immer auf Gaia. »Kein Tee für mich, danke«, sagte sie leise.
    »Wenn du mich dann entschuldigen würdest«, sagte Leon und ging zum Kamin.
    Gaia nahm die Beine aus dem Weg, während er das Holz und den Zunder richtete. Dann öffnete er den Abzug, zündete ein Streichholz an und hielt es an ein Stück Rinde, bis sich ein Rauchfähnchen emporkringelte und das erste Knacken von Holz zu hören war. Sein Profil zeichnete sich vor den Flammen ab, und ihr Blick fiel auf die nackte Stelle hinter seinem Ohr. Er hatte sich offenbar die Haare geschnitten, und fast vermisste sie seine wilden Strähnen. Vorne wenigstens waren die Haare noch länger.
    Er schaute auf, und sie versuchte, es nicht so aussehen zu lassen, als habe sie ihn gerade angestarrt, doch vergebens. Das junge Feuer zischte.
    »Entschuldige bitte«, sagte er leise und deutete auf ihre Socken.
    Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie ihm wieder den Weg versperrte.
    »Tut mir leid«, sagte sie und zog die

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