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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Beine an.
    Er stand auf und griff nach einer Kladde auf dem Kaminsims. »Was ist das?«
    »Die Notizen meiner Großmutter«, sagte Gaia. Die Matrarch hatte sie ihr tags zuvor geschickt, und sie hatte sie zu Bachsdatters Aufzeichnungen gelegt, aber noch nicht die Zeit gefunden, sich wenigstens eines von beiden genauer anzusehen.
    »Sie war die letzte Matrarch, richtig? Dürfte ich einen Blick darauf werfen?«
    »Natürlich. Das wollte ich auch schon lange.«
    Eingelullt von der Wärme des Feuers fielen Josephine schon wieder die Augen zu, und schlapp reichte sie Maya an Leon weiter. Gaia fand, mit ihren schwarzen Locken und dem zarten Rosa ihrer Wangen wirkte Josephine sehr jung. Sie fragte sich, ob Leon je auffiel, wie hübsch Josephine war.
    Er aber sah gar nicht hin, sondern war damit beschäftigt, die beiden Kinder wie zwei Kokons in ihre Körbchen zu legen. Dann ging Gaia mit ihm zum Essbereich am anderen Ende des Raums, wo es einen Tisch und einen Verschlag mit Geschirr gab.
    »Wie lange sie wohl schlafen werden?«, fragte er.
    »Fünf Minuten?«
    Da lächelte er. Die Schläfer nicht mitgezählt, war Gaia nun allein mit Leon. Sie wünschte, das würde sie nicht so nervös machen, aber dennoch fühlte sich der Raum auf einmal kleiner an, als ob die Fenster, die auf die Veranda vor dem wolkenverhangenen Abendhimmel hinausgingen, auf einmal ein paar Zentimeter näher gerückt wären. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und reckte die Arme, um ihre steifen Schultern zu lockern.
    Auf dem Tisch lagen mehrere Karten. »Was ist das denn?«, fragte sie.
    Er stützte sich mit beiden Händen auf den Holztisch. »Die habe ich mir neulich von Dominik geliehen, als ich bei ihm war.« Er warf kurz den Kopf zurück, damit die Haare ihm nicht mehr in die Augen fielen. »Übrigens bin ich im Pool. Was immer das heißt.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte sie unsicher.
    Er begegnete flüchtig ihrem Blick. »Danke.«
    Sie wandte sich ab. »Vielleicht sollte ich …«
    »Nein. Bleib hier«, sagte er und schob ihr eine der Karten zu. »Die hier ist halbwegs aktuell, auch wenn sie schon ein paar Jahre alt ist. Ich will rausfinden, wie groß der Wald ist und weshalb niemand von hier weg kann. Malachai meinte nur, es sei den Versuch nicht wert.«
    »Ist er dein Freund?«, fragte sie neugierig.
    »Ja.«
    »Angeblich hat er seine Frau umgebracht.«
    »Stimmt. Er hat sie erwürgt. Sie hat ihn jahrelang misshandelt, und dann hat er sie dabei erwischt, wie sie ihren neunjährigen Sohn schlug. Da konnte er es nicht länger ertragen.«
    Gaia war noch nie auf die Idee gekommen, dass Frauen ihre Männer misshandeln könnten, und es fiel auch nicht leicht, sich einen Hünen wie Malachai als Opfer vorzustellen. »Tut es ihm denn leid?«
    »Dass er seine Frau getötet hat? Ja. Dass er sich und seine Söhne beschützt hat? Nein. Ehrlich gesagt kann ich ihm keinen Vorwurf machen.« Er zog eine der älteren Karten zu sich her. »Er hat lebenslänglich gekriegt.« Sie merkte seinem Tonfall an, dass das Thema für ihn erledigt war.
    Er drehte die Karte in ihre Richtung. Das Papier war abgegriffen und an den Rändern ausgefranst. Vom Dorfzentrum gingen blasse Linien aus wie die Speichen eines Rads, und ein großer Ring zeigte die Waldgrenze an. Die Grenze verlief oval, bis auf dort, wo sie auf den Sumpf stieß. An vielen Punkten häuften sich kleine, säuberliche X und Y und Ziffern. Sie erzählten ihre eigene Geschichte der Entstehung dieses Dokuments.
    Gaia hockte sich auf ihre Fersen, und Leon nahm ihr gegenüber Platz.
    »Was ist das für eine gepunktete Linie?«
    »Das ist ziemlich genau die Grenze, die die Reiter entlangpatrouillieren.« Er tippte auf eine Stelle im Westen. »Hier haben sie mich laut Dominik gefunden. Und da haben sie am Tag der Spiele die Nomaden aufgegriffen.« Er hob den Blick. »Du hast doch gehört, dass sie deinen Bruder Jack kennen?«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben uns im Gefängnis unterhalten. Ihr Stamm hat Jack irgendwo im Ödland aufgelesen.«
    »Dann ist er also noch am Leben«, sagte sie tonlos. »Bist du sicher?«
    »Ich denke schon. Als sie hörten, dass ich aus der Enklave stamme, wollten sie wissen, ob ich ihn kenne.«
    »Haben sie auch von der alten Meg erzählt?«
    »Ich habe nach ihr gefragt, aber sie kannten sie nicht.«
    Sie mochte sich nicht vorstellen, dass die alte Frau vielleicht nicht mehr lebte, auch wenn dies am wahrscheinlichsten war. Die alte Meg war hart im Nehmen , dachte sie. Andererseits war

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