The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume
Weg. Das hat er mir selbst gesagt. Erst hatte ich den Eindruck, es wird besser besser, aber mittlerweile redet er fast gar nicht mehr mit mir.«
Wahrscheinlich hatte die Hütte des Siegers keinem Sieger je weniger Freude gebracht.
»Wovon redest du eigentlich? Du bist diejenige, die kaum mit ihm spricht«, sagte Josephine. »Dabei ist er ständig am Backen für dich, stellt dir Blumen auf den Tisch oder wechselt die Windeln.«
»Das macht er für uns beide und für die Babys«, widersprach Gaia.
Josephine lachte abermals. »Wenn du meinst. Aber wieso ist er dann total hibbelig und übellaunig, wenn du nicht da bist? Wieso lässt er dich nie aus den Augen? Und dann guckt er immer so …«
»Bitte! Das ist nicht lustig.«
»Ich sag ja bloß. Er ist deutlich süßer als die beiden Chardos zusammen, und das will was heißen. Peter allein bringt mich um den Schlaf.«
Gaia wurde rot. »Du machst dich lächerlich.«
Josephine aber strahlte und zeigte mit dem Finger auf sie. »Du solltest dich mal sehen. Taja hat erzählt, dass sich die Chardos nach dir erkundigt haben.«
»Leon hat doch hoffentlich nichts davon mitgekriegt?«
Josephine legte nachdenklich den Kopf schief. »Weiß ich nicht mehr so genau. Er kam und ging, wie er’s eben so tut.« Sie seufzte. »Ich werde das Leben hier oben vermissen.«
Gaia griff nach ihrem Rock und ihrer Bluse. Wenn es nach ihr ging, konnte diese Ewigkeit, die sie in der Hütte des Siegers verbracht hatte, gar nicht schnell genug zu Ende gehen.
20 Unschuld
Noch am selben Morgen ließ die Matrarch Gaia zu einer weiteren Geburt rufen. Also machte sie sich zum Dorfplatz auf und kam gerade an, als Lady Beebes Wehen fürs Erste vorbei waren. Gaia rollte sich die weißen Ärmel hoch, wusch sich die Hände und stellte sich darauf ein, den restlichen Tag hier zu verbringen. Die meiste Zeit musste sie nicht viel mehr tun, als Lady Beebe abzulenken und ihr zur Hand zu gehen. Es war ihr achtes Kind, und sie war erschöpft, aber nicht sehr aufgeregt. »Meine Wehen lassen sich immer so viel Zeit«, meinte sie. »Tut mir leid, dass die Matrarch dich so früh bestellt hat.«
»Das ist schon in Ordnung«, sagte Gaia. »Ich helfe gern.«
Als ihr Ehemann Roger sie dann einen Augenblick allein ließ, griff Lady Beebe nach Gaias Arm. »Eine Freundin von mir ist gerade zum fünften Mal schwanger«, flüsterte sie. »Ihr letztes Kind ist erst ein paar Monate alt, und sie meint, sie schafft es nicht, gleich wieder eins zu bekommen. Sie lässt mich fragen, ob du ihr bei einem Schwangerschaftsabbruch helfen könntest.«
Gaia senkte den Blick und schüttelte dann den Kopf. »Auf keinen Fall. Und richte ihr aus, wenn sie mich persönlich anspricht, werde ich sie der Matrarch melden.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Lady Beebe.
Tief im Inneren konnte Gaia ihr Aufbegehren spüren, ihre Frustration – doch sie ließ nicht zu, dass ihre Gefühle sie übermannten. »Ich kann jetzt überhaupt nur deshalb hier bei dir sein, weil ich der Matrarch versprochen habe, das nicht mehr zu tun – egal, wie die Umstände sind.«
Lady Beebe lächelte müde. »Ich war mir nicht sicher, ob das stimmt. In Ordnung. Vergiss einfach, dass ich gefragt habe.«
Gaia fragte sich, ob das vielleicht nur ein Test gewesen war, oder ob Lady Beebe wirklich eine Freundin hatte, die in Schwierigkeiten steckte. Es verunsicherte sie, umso mehr, als sie sich nun Sorgen um diese schwangere Freundin machte.
»Tut mir leid«, sagte Lady Beebe. »Du bist doch nicht böse?«
»Natürlich nicht«, sagte Gaia und vergewisserte sich, dass sie alles dabeihatte. Sie würde versuchen, diese Unterhaltung zu vergessen. Mehr konnte sie nicht tun.
Immer wieder kamen Lady Beebes Kinder gelaufen und drückten sie. Auch die Nachbarn schauten, wie es ihr ging. Am späten Nachmittag kamen mehrere Onkel und luden die Kinder zu sich zum Abendessen ein. Der Himmel war immer noch bedeckt, und so wurde es schnell dunkel. Lady Beebes Wehen setzten wieder ein, und schließlich kam das Kind zur Welt: ein gesunder Junge. Gaia, erschöpft von zwei Geburten in Folge, seufzte erleichtert und reichte der Mutter das Baby in die dankbaren, zitternden Hände. Roger gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
»Wie wollen wir ihn nennen?«, fragte Lady Beebe.
Rogers Hand sah riesig aus, als er den kleinen Kopf des Neugeborenen streichelte. »Ich möchte, dass er eines Tages in Freiheit lebt«, sagte er. »Wie wäre es mit Liberty?«
»Für einen
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