The Doors
eigenen Aktionen zu sein. Auch ich habe das gemacht. Das kam mir ganz natürlich vor.
Pump Up the Volume bezieht diese Möglichkeit ein, doch es verwirft sie, in einer Mischung aus Idealismus und Fantasie. Anstelle des bunten Sixties-Jahrmarkts beharrt Pump Up the Volume auf einer Einöde, geografisch und kulturell, buchstäblich und metaphorisch, und sagt, dass an einem Ort, wo nichts zu sein scheint, etwas Neues entstehen kann. Der Film spielt in einem banalen Umfeld – eine Highschool in der Provinz, der Schauplatz von so lahmen, ebenfalls in der Gegenwart angesiedelten Highschool-Filmen wie Footloose (1984) oder Rock ’n’ Roll High School (1979) –, und er sagt, dass dieses banale Umfeld Leute hervorbringen kann, die keineswegs banal sind, Leute, die dieses Umfeld nie hervorbringen sollte.
Was bedeutete es, Kulturgeschichte zu schreiben? Es bedeutet, Bilder und Klänge zu erzeugen, Ideen und Empfindungen in die Welt zu setzen, die einem völlig neu vorkommen, selbst wenn sie es gar nicht sind. Kulturgeschichte ist eine Angelegenheit von alten Formen, die in neue Kleider gesteckt werden und die die Geschichte dann in eine neue Richtung lenken. Kulturgeschichte zu machen, kann bedeuten, dass man triumphiert – dass man weltweit und dauerhaft berühmt wird und, so wie die Doors, das Leben unzähliger Menschen selbst dann noch beeinflusst, wenn man schon lange in der Versenkung verschwunden ist. Doch wahrscheinlich bedeutet es eher, dass man sich mit der Geschichte, die ohne einen weitergeht, nicht zu identifizieren vermag, dass man sich nicht von der Vorstellung verabschieden kann, die Dinge könnten besser oder auch nur anders, lebendiger sein, als sie es sind – was möglicherweise das ist, was Jim Morrison sah, als er 1969 an jenem Abend in Miami die Leute im Publikum ins Visier nahm und ihnen zurief: »Ihr seid nichts weiter als ein Haufen verdammter Idioten! Lasst euch von anderen sagen, was ihr tun sollt! Wie lange soll das noch so weitergehen? Wie lange wollt ihr das noch zulassen? Wie lange wollt ihr euch noch von anderen herumschubsen lassen? Vielleicht gefällt es euch ja. Vielleicht lasst ihr euch gerne herumschubsen. Vielleicht fahrt ihr ja darauf ab. Vielleicht fahrt ihr darauf ab, mit der Nase in den Dreck gestoßen zu werden. Los, kommt! Ihr fahrt darauf ab, oder? Es gefällt euch. Ihr seid nichts weiter als ein Haufen Sklaven!« Die Leute jubelten und lachten; sie dachten, das sei ein Bestandteil der Show. Schließlich versuchte Morrison, wieder in den Song einzusteigen, mit dem er davor begonnen hatte. Die Band in seinem Rücken gab ihm den entsprechenden Takt vor, doch sosehr Morrison sich auch bemühte, er schaffte es nicht.
Lady Gaga: »Bad Romance« (Streamline, 2009, #1).
Train: »Hey, Soul Sister« (Columbia, 2010, #3).
The Doors . Regie: Oliver Stone. Drehbuch: J. Randal Johnson und Oliver Stone (1991).
Pump Up the Volume ( dt . Hart auf Sendung – Pump up the Volume). Drehbuch und Regie: Allan Moyle (1990).
Neil Young: »Rockin’ in the Free World« / »Rockin’ in the Free World«, beide auf: Freedom , Reprise, 1989.
Gina Arnold: »Fools Rush In«, East Bay Express , 8. März 1991, S. 47.
Eve Babitz: »Jim Morrison Is Alive and Well and Living in Hollywood«, Esquire , März 1991.
Elvis Costello, zitiert in Mark Rowland, »Strange Bedfellows« (gemeinsames Interview mit Jerry Garcia), Musician , März 1991, S. 57.
Ian McEwan: The Innocent, Doubleday, New York 1990. Hier zitiert nach Unschuldige. Eine Berliner Liebesgeschichte , aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser, Diogenes Verlag, Zürich 1990, S. 209 f. [Die zitierte Passage wurde nicht wörtlich übernommen, sondern enger an den Wortlaut des englischen Originals angepasst (A. d. Ü.)].
Paul Williams: »Rothchild Speaks«, Crawdaddy! , März 1967. Wiederabdruck in Paul Williams, Outlaw Blues: A Book of Rock Music (1969), Entwhistle, Glen Ellen, CA, 2000.
Kim Gordon: »I’m Really Scared When I Kill in My Dreams«, Artforum , Januar 1983, S. 55.
Dave DiMartino: »Uh-Oh, I Think I Exposed Myself Out There«, BAM , 8. März 1991 (das Zitat stammt aus einem 1981 publizierten Artikel DiMartinos).
When the Music’s Over
IN DER COBO HALL in Detroit, bei einem Konzert im Jahr 1970, beginnt die Band einen Song mit einer Musik, die Jon Landau 1968 im Rolling Stone als »substanzloses Orgelgedudel« charakterisierte. »Waaaaal, we’re gonna stop the show. Gonna stop the show«, sagt Jim Morrison,
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