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The Doors

The Doors

Titel: The Doors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greil Marcus
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... er war jemand, der permanent diese hektische Kreativität an den Tag legte, der ständig von der Bildersprache der Massenmedien bombardiert wurde.«
    Angesichts der Begeisterung, der Wahllosigkeit, mit der Paolozzi nach dem Rohmaterial für seine Collagen suchte – in der Regel Illustrationen, die er Frauenzeitschriften, Werbeanzeigen oder Comicheften entnahm –, sollte man vielleicht eher sagen, dass er sich in einem fort der Bildersprache der Massenmedien aussetzte. Womöglich wäre es noch zutreffender, wenn man sagte, dass er regelrecht darin badete – so wie Carl Barks’ Onkel Dagobert in seinem Geldspeicher in einem Ozean von Münzen badet, so wie die dem Dadaismus zugerechnete Berliner Collagen-Künstlerin Hannah Höch in der Bildersprache der 1920er-Jahre, ihrer Nachkriegszeit, badete und dabei nicht nur die Unterdrückung der Frau kritisierte und die Geschlechterrollen karikierte, sondern sich auch an Mode und Stil, an Schuhen und Make-up berauschte.
    Walter Benjamin sprach von »der Kunst im Zeitalter der technischen Reproduktion«, und was man in Paolozzis Werk erkennen kann, ist der Kitzel der technischen Reproduktion. Im Mittelpunkt von I Was a Rich Man’s Plaything befindet sich die Titelseite einer Ausgabe des Magazins Intimate Confessions , auf der eine lächelnde Frau zu sehen ist, die ein knappes rotes Kleid und schwarze Nylonstrümpfe trägt; sie sitzt mit vor ihrer Brust angewinkelten Beinen auf dem Boden. Auf das Bild ist eine ausgeschnittene Männerhand geklebt, die mit einer großen, hässlichen, furchterregenden Pistole auf den Kopf des »Spielzeugs des reichen Mannes« zielt – sofern es sich bei der Frau nicht, wie auf dem rechten Rand der Titelseite aufgelistet, um die »Exgeliebte«, das »Straßenmädchen« oder die »Tochter der Sünde« handelt oder diese nicht alle dieselbe Person sind. Dem Lauf der Pistole entweicht eine Rauchwolke, auf der das Wort » POP !« zu lesen ist. Außerdem gibt es Kirschkuchen, Coca-Cola, das Logo »Real Gold« und ein Kampfflugzeug.
    »Ich denke, dass wir im Grunde eher Anti-Pop waren«, sagte der ebenfalls der Independent Group angehörende Architekt Peter Smithson 1976. »Das heißt«, fuhr er fort, »das Interesse an aktuellen Phänomenen, an der aktuellen Bildersprache, also der, die von der Industrie, von der Werbung und so weiter in die Welt gesetzt und die von der Independent Group untersucht wurde – jedes Mitglied unserer Gruppe untersuchte diese Dinge aus seinen persönlichen Motiven. Man taucht daraus genauso auf, wie man hineingegangen ist, mit mehr Informationen; man weiß, was man davon zu halten hat, man hat seinen Standpunkt festgelegt. Aber diejenigen, die diese Informationen direkt verwerteten – ist das nicht eine hübsche Illustration oder eine hübsche Vorlage, die ich in Form eines künstlerisch wertvollen Bildes parodieren könnte? –, also, das halte ich für eine völlig sinnlose Tätigkeit.«
    Es macht keinen Spaß, dieses Argument heute zu lesen – »man taucht daraus auf« wie aus einem Sumpf, aus dem modernen Markt, auf dem die Menschen tatsächlich leben, »genauso wie man hineingegangen ist«, das heißt, bestätigt in seiner Überzeugung, dass einen der Markt nicht verändern kann, dass man immun gegen ihn ist, dass man ihm überlegen ist. »Man hat seinen Standpunkt festgelegt« – das heißt, die Distanz zu der Welt, in der die Menschen tatsächlich leben, wird auf einer Landkarte festgehalten.
    In Paolozzis Collage ist von dieser Distanz jedoch nichts zu spüren. Dort spürt man den Kitzel der technischen Reproduktion, den Menschen, der die Collage angefertigt hat, die Person, die diese Ausgabe von Intimate Confessions am Zeitungsstand entdeckte und sich sagte, Das muss ich haben , und die sich das Magazin kaufte, es mit zu sich nach Hause nahm und sich fragte: Also, was werde ich jetzt damit machen?
    Diese Person setzte sich mit etwas auseinander, was man damals noch nicht als Popkultur bezeichnete – die billigen, schnellen Klänge und Bilder, die in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg überall aufeinanderzutreffen schienen, die Klänge und Bilder, die sich auf eine Art und Weise verbanden, die natürlich und zugleich unerklärlich schien, die Artefakte dieser sich herausbildenden Volkskultur des modernen Marktes, die in einem Code sprachen, die sich einer Geheimsprache bedienten. Mittels Schere und Klebstoff versucht Paolozzi, diese Sprache zu erlernen und sie selber zu sprechen. Man kann

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