The Doors
»Okay, macht da weiter, wo ihr eben aufgehört habt«, sagt Rothchild. »Nein, nicht da weitermachen, sondern noch mal von vorn, das war echt groovy. Fünfundzwanzig – Krieger spielt ein paar tote Töne. »Gentlemen, das könnte jetzt unser Take werden. Lasst uns noch einen machen, gleich jetzt. Steigt direkt ein. Und jetzt – los! Achtundzwanzig! Oder neun?« »Äh, sieben«, sagt jemand. »Siebenundzwanzig!«, verkündet Rothchild. Krieger legt ein weiteres Mal los, wobei sein Sound diesmal tiefer, lauter, größer ist – aber die Geschichte, die die Töne erzählen, ist nun kleiner.
»People Are Strange«, Strange Days (Elektra, 1967). »People Are Strange (False Starts & Studio Dialogue)«, Strange Days (Elektra/Rhino, 2006).
Eve Babitz: »Jim Morrison Is Alive and Well and Living in Hollywood«, Esquire , März 1991. Ein Porträt, bei dem die Autorin demonstrieren möchte, wie cool sie ist (was ihr jedoch nicht durchgängig gelingt), und das wahrscheinlich ergiebiger ist als sämtliche Doors-Erinnerungsbücher, abgesehen von John Densmores Riders on the Storm . Mit einer Zeichnung von Morrison, wie er zwanzig Jahre später ausgesehen haben könnte: pummelig, mit glanzlosen Augen, nicht so cool wie der Leser.
My Eyes Have Seen You
EINE ANDERE TREPPE: die Sonnenpyramide von Teotihuacán, bis ganz nach oben, im Spurt, um hinunterschauen zu können, wenn das Feuerwerk beginnt.
»My Eyes Have Seen You«, Strange Days (Elektra, 1967).
Twentieth Century Fox
DAS AUF THE DOORS ENTHALTENE »Twentieth Century Fox« war nicht so sehr ein Song, sondern eher ein Lichtenstein: Pop-Art. Es hatte diesen Pop-Glanz, die Ironie, das boshafte Grinsen: Hast du etwa gedacht, du hättest mich hinters Licht geführt? Im Unterschied zu Rolling-Stones-Songs über Frauen, die in ihre Schranken gewiesen werden mussten – »Under My Thumb«, das man den Sänger beinahe vor einem Spiegel proben sehen kann, oder das schwindelerregende »Miss Amanda Jones« –, war das von den Doors präsentierte Porträt der perfekten L. A. -Frau von leuchtenden Farben erfüllt, voller Zuneigung, ja sogar Neid. Typen hatten es nämlich nicht leicht: Sie mussten rausgehen und durch die Dead Man’s Curve rasen, sie mussten durch den Tunnel haushoher Wellen surfen, sie mussten Dope beschaffen, sie mussten die Restaurantrechnung begleichen, sie mussten sich vor anderen Leuten beweisen und berühmt sein. Hatten sie es drauf, mussten Mädchen nichts weiter tun als umherzustolzieren, und mit dem ruckartigen, hochhackigen Beat der Band im Rücken hatte es dieses Mädchen hier drauf. Sie schaute nicht nach vorn, und sie schaute nicht zurück. Sie zog die Blicke auf sich, sah die Welt durch die Augen der anderen, als würden deren Blicke direkt durch sie hindurchgehen und ihr einen Röntgenblick bescheren. Angetrieben von dem aufeinander abgestimmten Krachen von Schlagzeug, Orgel und Gitarre, kannte Morrisons Gesang lediglich Höhen und Tiefen, nichts, was dazwischenlag, und die stotternden Breaks der Nummer erinnerten an »Alabama Song« und »People Are Strange«. Hier kann man hören, wie die Musik der Doors, hätte »Light My Fire« sie nicht zu Stars gemacht, womöglich zu etwas durch und durch Artifiziellem erstarrt wäre, zu etwas, bei dem alles selbstreferenziell gewesen wäre, postmodern, wo jeder Ton eine Parodie auf etwas anderes gewesen wäre und wo kein Wort das bedeuten musste, was es besagte – und die Gruppe wäre in Paris oder Mailand, vor allem während der Fashion Week, populärer gewesen als zu Hause in Amerika, so wie Chet Baker. In dieser Welt war »Twentieth Century Fox« nie ein Hit – genauso wenig wie irgendetwas anderes –, doch nach ein paar Jahren war es der Song, den jeder hören wollte.
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IM FRÜHJAHR 2001 war ich in Paris, wo ich mir im Centre Pompidou Les années pop anschaute, eine monumentale Ausstellung zur Pop-Art von 1956 bis 1968. An den Wänden befanden sich fast alle bekannten Meisterwerke, alle großen Namen, und es gab noch vieles mehr. Architektur: unzählige Grundrisse für die Sorte von utopischen Häusern und Städten, in denen kein Mensch freiwillig leben würde. Tupperware. Bewegte Bilder: ein Film über Andy Warhols Exploding Plastic Inevitable und Bruce Conners A Movie , eine irrsinnig komische Filmcollage aus Aufnahmen von allen möglichen Katastrophen. Artefakte: Album-Cover, Richard Avedons Beatles-Porträts für das Magazin Life . Klamotten. Poster. Wochenschauen. Und in allen
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