The Doors
dachte.«
»Ich war verdammt stolz auf meine Handzettel«, sagte Kerri, als sie die Vergangenheit Revue passieren ließ und zu ergründen versuchte, was ihr Werk zu einer Sache für sich machte: zu Kunst, zu etwas, das einen Schritt vom Leben zurücktrat, um es genauer zu betrachten, zu einem Bild, das zeigte, wie das Leben wäre, könnte es sich so sehen, wie die Frau es sah, die es betrachtete. »Ich sah sie überall in der Stadt. Und einen meiner alten Flyer im Rinnstein liegen zu sehen, hat mir einen größeren Kick verschafft, als einen meiner Cartoons in einem Magazin abgedruckt zu sehen – einen Flyer, den ich für ein Konzert in der Vorwoche gemacht hatte. Ihn so zu sehen, so zerknüllt und schmutzig – das haute mich völlig um, denn das spiegelte irgendwie wider, wie ich damals lebte. Ja, genau so sah mein Leben aus!«
Die Kunst muss das Leben nicht imitieren, um Kunst zu sein – die Musik der Doors tat das definitiv nie. Doch die Kunst muss das Leben möglicherweise in etwas anderes übertragen, sie muss es erhöhen, sie muss es auf den Boden herunterziehen, sie muss es woanders hinführen, sie muss es von den Toten zurückholen, sie muss die Grabrede halten, wieder und wieder. Eine Zeit lang, zu Anfang und gegen Ende, gab es keine Künstler, die jener glamourösen Leere selbstbewusster, neugieriger und unbekümmerter ins Auge blickten als eine Band, die von ihrer eigenen Reklametafel auf den Sunset Strip hinabschaute und die mit »Twentieth Century Fox« die bereits vorhandenen Reklametafeln entstellte und umfunktionierte.
»Twentieth Century Fox«, The Doors (Elektra, 1967).
Les années pop , Ausstellungskatalog, Mark Francis (Hrsg.), Centre Pompidou, Paris 2001.
Tornados: »Telstar« (Decca, UK, #1, London, US, #1).
Lawrence Alloway, zitiert in The Independent Group: Postwar Britain and the Aesthetics of Plenty , MIT, Cambridge, MA, 1990, S. 43.
Eduardo Paolozzi: I Was a Rich Man’s Plaything (1947). Enthalten in The Independent Group , a. a. O., S. 97. Siehe auch David Brittain (Hrsg.), The Jet Age Compendium: Paolozzi at Ambit (Four Corners Books, London 2007), ein Sammelband mit Paolozzis zwischen 1967 und 1979 entstandenden Beiträgen zu der elektrisierenden Avantgarde-Vierteljahresschrift Ambit: eine Chronik von Pin-ups und Vietnam, so als lieferten sich beide einen Kampf um die Seele des Künstlers, wobei Vietnam den Sieg davontrug. »Die stärksten Türen der Welt sind die, die die Schätze in den großen Banken, Versicherungsbüros und Tresorräumen bewachen«, schrieb Paolozzi 1967 in Ambit 33, wobei er ein Thema umriss, auf das er in den folgenden Jahren immer wieder zurückkommen sollte. »Es handelt sich um massive Stahlkonstruktionen, die mehrere Tonnen wiegen und eine beeindruckende Anordnung von Riegeln, Kombinationsschlössern und dergleichen aufweisen. Die Opferung vieler einzelner Maße zugunsten eines einzigen, übergeordneten Maßes ist oftmals die klügste Anordnung von Kräften. Auf der Bühne werden spektakuläre Arrangements fast ausschließlich nach diesem Prinzip erreicht. Umso größer ist die Zahl derjenigen, die einen unterstützen oder die geniale Einfälle beisteuern. Ich habe das einmal vor einiger Zeit bei einem Brainstorming erlebt. Damals zählten nicht nur ein großer Kaugummihersteller, sondern auch einer der führenden Zahnpastahersteller zu unseren Kunden. Unser Bürobote hatte eine Idee für zwei neue Produkte, die für die große italienische Bevölkerungsgruppe in den Vereinigten Staaten gedacht waren: Kaugummi mit Knoblauchgeschmack und Knoblauchzahnpasta. Nach all den Jahren frage ich mich noch immer, ob wir uns damals nicht eine Million Dollar haben entgehen lassen.«
Peter Smithson, zitiert in The Independent Group , a. a. O., S. 43.
Dennis Potter, zitiert in Michael Sragow, »BBC Pro Shows ABC’s of Dream Writing«, San Francisco Sunday Examiner & Chronicle , 29. März 1987.
Chuck Berry: »No Money Down« (Chess, 1955).
Kirk Varnedoe: A Fine Disregard: What Makes Modern Art Modern? , Abrams, New York 1990.
Marianne Faithfull, zitiert in Behind the Music: Marianne Faithfull (VH1, 1999).
Richard Hamilton: Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different, So Appealing? (1956). Enthalten in The Independent Group , a. a. O., S. 69. Siehe auch GM, »The Vortex of Gracious Living«, in Hal Foster (Hrsg.), Richard Hamilton , October/MIT, Cambridge, MA, 2010.
–, zur Frage der Entbehrlichkeit, s. The Independent Group , a. a.
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