The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
wild glühenden Augen.
Als sie nur noch ein paar Meter entfernt war, sprang sie. Er fing sie aus der Luft und drückte sie an sich, und sie klammerte sich mit Armen und Beinen an ihn. Er sank auf die Knie und hielt sie so fest, dass sie keine Luft mehr bekam und ganz von seiner magischen Energie umfangen war. Er legte ihr seine riesige Hand auf den Hinterkopf und barg das Gesicht an ihrem Hals, während sie die Augen schloss und den Kopf an seine Schulter legte.
Keiner von beiden sprach ein Wort. Die knochenbrecherische Umarmung, in der sie einander hielten, sagte alles.
Es währte vielleicht dreißig Sekunden, dann hob Dragos den Kopf. Pia brauchte einige Augenblicke, bis sie begriff, dass das Vibrieren in seiner Brust der Ursprung des tiefen, rauen Geräuschs war, das sie hörte. Er knurrte.
Sie richtete sich auf und sah ihn scharf an. Während er sie noch immer fest umklammert hielt, waren seine brutalen, attraktiven Züge von Wut und Hass verzerrt, als er über ihre Schulter hinwegstarrte.
Sie hob die Brauen und sah sich um. Ein paar Elfen hatten Fackeln angezündet, und wieder tanzten Reflexionen aus Feuerschein über die Lichtung. Im Hintergrund wirkte der verwüstete Wald schwarz und kahl, die verbrannten Bäume rauchten noch.
Der Hohe Lord starrte sie an, sein Gesicht war hart und voller Feindseligkeit. Einige Elfen trugen mannshohe Langbögen und hatten ihre Pfeile auf Pia und Dragos gerichtet. Nun, sie war zwar ziemlich sicher, dass sie Dragos galten, aber sie selbst war definitiv mit in der Schusslinie.
Die Irren hatten sich zu beiden Seiten von Dragos und Pia in einer Reihe aufgestellt. Ihre Armbrüste waren geladen und auf die Elfen gerichtet, ihre Muskeln gefährlich gespannt.
Jemand musste sich etwas einfallen lassen. Und zwar schnell.
Bis es so weit war, tätschelte sie Dragos beruhigend die Brust.
»Wirklich, Schatz«, sagte sie. »Du musst aufhören, dich so aufzuregen, sonst kriegst du noch einen Herzinfarkt, wenn du in die Jahre kommst.«
11
Als Dragos den grimmigen Blick senkte und sie ansah, lag in seinen Augen alles, was er ihr je versprochen hatte.
Ich höre nie auf, an dich zu denken. Du bist überall bei mir, aber ich vermisse dich, wenn wir getrennt sind.
Ich habe bereits gezeigt, dass ich für dich töten würde. Ich würde auch für dich sterben.
Du bringst mich zum Lachen. Du machst mich froh. Du bist mein Wunder und mein Zuhause. Wenn du auch nur zuckst, kriege ich
’
nen Ständer.
Ich werde dich immer holen kommen, werde dich immer wollen und immer brauchen.
Während sie sich an jedes dieser Worte erinnerte, erkannte sie in seinem Blick, was hinter diesen Versprechen lag. Er hatte solche Angst um sie gehabt, dass er die Spiele sich selbst überlassen und einen Krieg riskiert hatte.
»Dragos«, sagte sie ungeheuer leise. »Sie haben nur Angst vor dir. Ich verstehe nicht ganz, was vorgefallen ist, aber ich glaube, Calondir ist nicht dafür verantwortlich. Und als ich ihm sagte, dass du kommst, und ihn bat zu bleiben, ist er geblieben.«
Das kräftige Vibrieren unter ihrer Handfläche hörte auf. Das war ein gutes Zeichen, oder?
Ohne sie loszulassen, stand Dragos auf. Sie löste die Beine von seiner Taille und setzte die Füße auf den Boden, dann schob er sie sanft hinter sich und sorgte dafür, dass sie dort blieb.
Oh nein. Das war ein schlechtes Zeichen.
»Senkt jetzt eure Waffen«, sagte Dragos zu Calondir. »Meine Gefährtin ist anwesend.«
Pia griff in den dünnen Seidenpullover, der sich über Dragos’ breiten Rücken spannte, und hielt den Stoff fest umklammert. Zwischen den beiden Reichsherrschern lag eine Spannung, in der die Erinnerungen an uralte Konfrontationen und ungelöste Zwiste mitschwangen, aber Pia konnte schließlich nicht jedes Mal dazwischen gehen, wenn die beiden unhöflich zueinander wurden. Ab einem gewissen Punkt mussten Calondir und Dragos selbst den nächsten Schritt machen.
»Und meine Gemahlin wurde entführt, und mit ihr viele, die ich liebe«, sagte Calondir, dessen Stimme, obwohl vom Rauch aufgeraut, noch immer von Magie erfüllt war.
Mit ihr viele, die er liebte? Pia ballte die Faust fester zusammen, als sich alles Mitgefühl, das sie für Calondir empfunden hatte, in Luft auflöste. Sie alle standen unter großer Anspannung, und jetzt war sicherlich nicht der beste Zeitpunkt, um seine Worte auf die Goldwaage zu legen, aber verdammt, das war eiskalt. Sie brauchte keine Einzelheiten zu hören, keine Erklärungen und keine
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