The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

vornüber gekippt war.
    »Hey«, sagte sie einfallslos.
    Er hob schwach den Kopf. Sie blendete das ganze Chaos und den Lärm aus und legte den Arm um ihn, und da fiel er ihr entgegen. Im Vertrauen darauf, dass die anderen ihren Job machen würden, legte Pia Johnny sanft auf dem Boden ab. Im verblassenden Licht von Miguels Zauber sah sie den starken Blutstrom auf seiner Brust. Oh Scheiße.
    Sie riss seine Kleidung auf, und es sah übel aus. Richtig übel. Als Wyr hatte Johnny starke Selbstheilungskräfte, aber das hier,
oh
Scheiße,
das würde er nicht überleben.
    Und ihr blieb verdammt noch mal keine Zeit für irgendwas, schon gar nicht dafür, über einer Entscheidung zu brüten, während sie wegen dieses entsetzlichen, unaufhörlichen Schreiens in ihrem Kopf ohnehin nicht geradeaus denken konnte. Sie nahm ihr Messer, schlitzte sich die Handfläche auf und ließ ein kleines Rinnsal ihres Bluts über Johnnys aufgerissene Brust tröpfeln. Mit ihrem Blut trat auch magische Energie aus, aber wahrscheinlich würde das niemandem auffallen, weil die ganze Welt verrückt geworden war und alle anderen zu beschäftigt waren und zu viel Lärm machten, um überhaupt mitzubekommen, was sie tat.
    Oder?
    Eva kniete sich auf der anderen Seite neben Johnny und packte Pia am Handgelenk.
Scheiße, was machst du da?,
zischte sie in Pias Kopf.
    Pia riss sich von der anderen Frau los.
Wenn du auch nur ein Wort davon verrätst, werde ich dir
VERDAMMT WEHTUN
, bevor ich dich umbringe
.
    Anstatt sich mit einer Antwort aufzuhalten, riss Eva Johnnys Hemd ein Stück auf, um Druck auf die Wunden auszuüben, die sich, wie Pia wusste, unter dem ganzen Blut bereits schlossen.
Ich habe Heiltränke in meinem Rucksack. Sieh in der rechten Tasche nach …
    Johnny hustete. Er sagte: »Mann, das war richtig heftig.«
    Eva machte große Augen. Sie riss Johnnys Hemd weiter auf und fuhr mit der Hand über seinen schlanken Oberkörper, auf der Suche nach einer Wunde, die es nicht mehr gab. »Prinzessin, du besitzt einen dunklen Zickengöttinnenzauber, wie ich ihn noch nie gesehen habe
.
«
    »So schlimm war es gar nicht«, sagte Pia ohne große Hoffnung zu Johnny. »Hör auf zu jammern und steh auf.« Sie hielt Eva ihren Zeigefinger unter die Nase und sagte: »Und du hältst die Fresse.«
    Plötzlich nahm sie auch den Rest der Welt wieder wahr. Sie sprang auf, und Eva half Johnny auf die Beine. Dann erlosch der Rest von Miguels Zauber, und die Lichtung war wieder in heißes, höllisches Rot getaucht.
    Gleichzeitig erreichte das Schreien in Pias Kopf seinen Höhepunkt. Für einen Moment war es so laut, dass es ihr die Sicht nahm. Und dann, mit einem Mal, brach es ab und verstummte.
    Was bedeutete das? War die Seele des Waldes gestorben?
    Irgendetwas war geschehen, während Pia nicht hingesehen hatte. Die chaotische magische Energie war verschwunden, die Kämpfe hatten aufgehört, auch wenn die Irren allesamt noch angespannt und kampfbereit waren. Plötzlich waren sie von Elfen umringt.
    »Lady«, sagte Ferion, der sich zwischen zwei Elfen hindurchdrängte und vor den spitzen Enden von James’ und Miguels Schwertern abrupt stehenblieb. Ferion trug Leggins und eine weite Tunika, und auch er war blutüberströmt. »Sie müssen mit uns kommen.«
    Hustend sah Pia an Ferion vorbei, um nach Beluviel Ausschau zu halten, konnte sie aber nirgends entdecken. Calondir war noch da, er stand halb von ihr abgewandt und rief jemandem heftig gestikulierend etwas zu. Mit vom Rauch heiserer Stimme sagte Pia: »Das ist der Zeitpunkt, an dem Sie mir sagen, was zum Geier hier los ist. Und zwar schnell, Ferion!«
    »Es ist zu viel, um es auf die Schnelle zu erklären«, sagte er. Linwe stolperte an Ferions Seite, der Elf legte den Arm um sie und zog sie an sich. »Einer der Numenlaurianer hat eine sehr alte Macht gegen uns eingesetzt. Den Rest der Geschichte zu erzählen, würde zu viel Zeit kosten, die wir nicht haben.«
    Als Calondir auf sie zukam, wichen die anderen Elfen zurück. Der Hohe Lord sah Pia über die anderen Wyr hinweg an und nickte ihr knapp zu. »Das Feuer ist sehr nah«, sagte er. »Wir müssen hinüber ins Anderland, und wenn sie uns auf der anderen Seite erwarten, werden wir uns durchkämpfen müssen.«
    Durch was sollten sie sich kämpfen? Oder durch wen?
    »Wo ist Beluviel?«, fragte Pia.
    »Sie haben sie geholt, und viele andere mit ihr«, sagte Calondir. »Sie ist bereits auf der anderen Seite.«
    »Wie, geholt?«, fragte Eva scharf.
    Der Hohe Lord schien