The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
gefährlichen, goldenen Augen spiegelte sich das Licht der Fackeln. Er kam auf sie zu, ein natürlicher Moloch, dessen Willenskraft Himmel und Erde in Bewegung setzen konnte, wenn er es nur wollte. Wyr wie Elfen stoben hastig aus seinem Weg.
Niemand konnte so ausdruckslos gucken wie Dragos. Alle Muskeln in seinem gewaltigen Körper waren angespannt. Obwohl sie auf eine Weise mit ihm vertraut war, die auf einem tiefen, instinktiven gegenseitigen Erkennen beruhte, war er in gewisser Weise das unberechenbarste Wesen, dem sie je begegnet war.
Und ganz egal, was als Nächstes geschah, anschließend mussten sie sich mit dieser ganzen Kriegsgeschichte gegen Gaeleval befassen. Jeder Tag mit Dragos wurde zu einem Abenteuer. Sie atmete tief durch und machte sich auf eine holprige Fahrt gefasst.
Sobald der Bote die Nachricht vom Eintreffen der Wyr überbracht hatte, sagte Graydon in Dragos’ Kopf:
Wir sind hier, alle Wächter außer Grym, der den Kürzeren gezogen hat. Wir haben hundert der stärksten Wyr mitgebracht, wie du befohlen hast. Zum Teil normale Soldaten, zum Teil auch Teilnehmer der Spiele. Und dann sind da noch zwei weitere Personen.
Dragos runzelte die Stirn. Das hieß, dass Grym zu Hause geblieben war, um den Frieden in New York zu wahren, was dem Standardprotokoll der Wächter bei außerplanmäßigen Einsätzen entsprach. Aber der letzte Teil verwirrte ihn.
Zwei weitere Personen?
Als ich die Unterbrechung der Spiele bekanntgab, fragte Rune mich, was passiert war, und ich habe es ihm gesagt,
antwortete Graydon.
Jedenfalls so viel, wie ich wusste. Carling und er sind mitgekommen, um zu helfen.
Die Wirkung dieser Worte auf Dragos war kein bisschen weniger vielschichtig als in dem Moment, in dem er in der Arena Runes Witterung aufgenommen hatte. Er ließ den Blick über das Chaos im Zellenblock gleiten. Man hatte die Verstorbenen ausfindig gemacht und versuchte fieberhaft, sie mit Herz-Lungen-Animation wiederzubeleben. Bedauerlicherweise würde das nicht funktionieren. Ihre Seelen hatten den Körper bereits verlassen, allerdings bezweifelte Dragos, dass es irgendjemand besonders schätzen würde, darauf hingewiesen zu werden.
Er sagte zu Calondir: »Hier kann ich nichts mehr tun.«
Calondir nickte geistesabwesend. »Ich komme gleich nach.« Dann hob der Hohe Lord den Blick und sah Dragos an. »Wir dürfen nicht länger zögern.«
»Richtig.« Telepathisch sagte er zu Graydon:
Ich bin unterwegs.
Als er, dicht gefolgt von Miguel, nach draußen ging, geisterten die Echos früherer Gedanken durch seinen Kopf.
Du hättest früher etwas sagen sollen.
Ich hätte dir besser zuhören sollen.
Er trat hinaus in die Nacht, die nach Tod roch, entdeckte Pia und Eva, die neben Carling und Rune standen, und ging mit zusammengebissenen Zähnen auf sie zu. Alle anderen stoben aus seinem Weg wie die Funken, die aus den Flammen des Waldbrands geschleudert worden waren, jeder ein hell strahlendes, aber flüchtiges Licht. Selbst die Elfen, deren Lebensspanne im Vergleich zu vielen anderen Wesen sehr lang war, wirkten auf ihn so vergänglich, so leicht auszulöschen.
Als er das Quartett erreicht hatte, blieb er stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Stirnrunzelnd ließ er den Blick von Pia, die neben ihrer Leibwächterin stand, zu Rune wandern und dann zu Carling, wo er schließlich hängen blieb.
Die Hexe erwiderte seinen Blick gleichmütig, ihre Miene blieb gelassen.
Was es auch war, das sie und Rune getan hatten, als sie im vergangenen Sommer zusammengekommen waren, es hatte zu einer Verschiebung der Realität geführt, die die Greifen noch auf der anderen Seite des Kontinents in New York hatten spüren können. Und sie hatten es nicht nur einmal getan, sondern dreimal – viermal, wenn Dragos dieses letzte, seltsame Kräuseln mitzählte, das sich während der Auseinandersetzung auf der Wiese des Orakels ereignet hatte. Die Ereignisse waren verstörend und mysteriös gewesen, und Dragos mochte keine verstörenden Mysterien.
»Ich bin überrascht, dass du noch lebst«, sagte er.
Carling lächelte. »Das überrascht niemanden mehr als mich.«
Eifersüchtig bemerkte der Drache den liebevollen Blick, mit dem sie Rune ansah und den Rune erwiderte.
Dann entspannte sich Dragos und schüttelte den Kopf. Und endlich ließ er es raus.
»Es tut mir nicht leid«, sagte er zu Rune. »Wir waren überfordert, ich wusste nicht, dass sie noch zu retten war, und du warst nicht entbehrlich.« Er legte eine Pause ein, ehe
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