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The End (Die neue Welt)

The End (Die neue Welt)

Titel: The End (Die neue Welt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Michael Hopf
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wertschätzte, war ihm aufs Äußerste zuwider, wenn sich Gordon wie sein Erziehungsberechtigter aufführte. Er hatte eigentlich geglaubt, sein Bruder werde ihm vor dem Hintergrund zweier Auslandsaufenthalte – einmal im Irak und später in Afghanistan – endlich Hochachtung entgegenbringen. Dass dem nicht so war, lag an zwei Faktoren, wie er wusste: Erstens waren die Eltern der beiden vor wenigen Jahren gestorben, weshalb es sich Gordon zur Aufgabe gemacht hatte, den Vater für den Jüngeren zu spielen. Das andere Problem bestand in Gordons Wut auf das Marinekorps. Er fühlte sich nach jenem Vorfall in Falludscha vor zehn Jahren verraten.
    »Gordon, ich weiß, was ich tue. Die Kundschafter-Scharfschützen sind eine straff organisierte Einheit, professionell und motiviert. Ich wünschte, du würdest aufhören, mein Tun in Zweifel zu ziehen. Sicher, du hast mich gebeten, nicht zu den Marines zu gehen, doch ich ließ mich trotzdem rekrutieren, und dann warst du dagegen, dass ich sechs Jahre lang diene, aber auch das war mir egal. Ich musste mir Klarheit darüber verschaffen, welchen Job ich wollte. Erst hast du dich dagegen gesträubt, dass ich Panzerabwehrschütze wurde, und jetzt hinterfragst du diese Stellung. Ich bin erwachsen und kann selbst entscheiden.« Sebastian richtete sich auf und suchte den Blick seines Bruders.
    »Ist ja schon gut«, beschwichtigte Gordon, fuchtelte mit dem linken Arm und verdrehte die Augen.
    »Ich muss mal für kleine Rekruten.« Sebastian stellte seine Flasche ab und ging ins Haus.
    Gordon legte seinen Kopf gegen die Nackenstütze des Sessels und sah hinauf zu den Sternen. Seine Gedanken schweiften zurück zu jenem Tag in der Moschee in Falludscha. In den Jahren darauf war ihm der Vorfall immer wieder durch den Kopf gegangen, doch jedes Mal kam er zu dem Schluss, er würde es genau so wieder tun. Die Häme und der Hass, welchen man ihm entgegenbrachte, frustrierten ihn zutiefst.
    Die Untersuchungen der Militärstrafverfolgungsbehörde der Marine zeigten, dass er die korrekte Entscheidung getroffen hatte, doch solche Wendungen waren nicht interessant und landeten stets auf den hinteren Seiten der Zeitungen. Eine Story über Marines hingegen, die ›unbewaffnete und verwundete‹ Gefangene erschießen, sorgt für Schlagzeilen und politischen Zündstoff. Politik verachtete er am meisten. In ihrer Gesamtheit veränderte die Situation seine Ansichten zu Volk und Vaterland. Als er die Option erhielt, seinen Dienst zu verlängern, nahm er sie nicht wahr. Er konnte sein Leben nicht mehr zur Verteidigung eines Landes aufs Spiel setzen, dessen halbe Bevölkerung ihn entweder hasste oder sich – was nur geringfügig besser war – überhaupt keine Meinung zu ihm bildete.
    Gordon hatte sich der Marine gleich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 angeschlossen. Dazu brach er sein Studium an der Universität George Mason im dritten Jahr ab und schlug somit ein Vollstipendium aus, weil er glaubte, es obliege seiner Generation, ihrem Land an erster Front zu dienen. Damals erschien es ihm richtig, doch mittlerweile war die Lage eine andere.
    Oft fragte er sich, warum er so viele Opfer gebracht hatte. Warum? Damit die Leute einen Grund dafür fanden, ihn zu hassen? Ihre Freiheit für selbstverständlich halten konnten? Um all den faulen Ärschen und Nichtsnutzen zu ermöglichen, dazusitzen und die Hände in den Schoß zu legen? Scheiß auf sie , dachte er. Nie wieder würde er den Kopf für jemand anderen außer seinen Verwandten und Freunden hinhalten. Jetzt begab sich indes sein Bruder in die Schusslinie, auf dass die gleichen wertlosen Menschen Federn in die Luft blasen durften, ihre Freiheit auskosteten und ihre Rechte missbrauchten.
    Sebastian konnte Gordons Gefühle nachvollziehen, war aber im Gegensatz zu ihm kein sonderlicher Idealist. Sicher, er liebte sein Vaterland, doch dies vor allem wegen seiner Abenteuerlust: Ihm ging es um die Action. Sebastian war begeistert davon, dass er dafür bezahlt wurde, Dinge in die Luft zu sprengen. Über Politik machte er sich nicht viele Gedanken, weil er sie für Zeitverschwendung hielt. Gordon hätte gern die gleiche Haltung angenommen, aber wie sollte ein Land auf Dauer bestehen, wenn jeder nur sich selbst der Nächste war? Er steckte in einer ideologischen Zwickmühle, während er – was das praktische Handeln anbelangte – niemand anderen zwischen sich und seine Familie kommen ließ, solange sein Ärger nicht abgeklungen war.
    Er wurde von

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