The End (Die neue Welt)
während er die Tür schloss. »Welche Truppen stehen uns im Moment zur Verfügung?«
»Sir?« Griswald verstand nicht, worauf Conner aus war.
»Mich lässt eine bestimmende Frage nicht los: Wie können wir das amerikanische Volk vor weiteren Bedrohungen durch Gegner bewahren, die Kapital aus unserem momentanen Zustand schlagen wollen?« Er sprach schnell, was beinahe so wirkte, als gebe er einen Gedankenstrom wieder. »General, wie lässt sich verhindern, dass uns Feinde wie Nordkorea oder der Iran angreifen? Wir sind hier zu keiner Handlung fähig. Weshalb also sollten sie diese Chance nicht nutzen und gegen uns vorgehen? Was hält sie davon ab, eine Invasion zu starten oder darauf hinzuarbeiten, dass wir noch größeren Schaden erleiden? Wie sollen wir Wiederaufbau betreiben, solange ein solches Damoklesschwert über uns pendelt?«
»Mr. President, dies sind berechtigte Fragen, aber nehmen Sie doch erst einmal Platz, sodass wir in Ruhe darüber diskutieren können.«
»Ich brauche mich nicht zu setzen; was ich will, sind Antworten!«, blaffte Conner.
Griswald zeigte sich überrascht vom Benehmen des Präsidenten.
»Ich schlage vor, wir berufen zuerst unser Kabinett ein und halten mit den Armeekommandanten Konferenz, die wir noch übrig haben. Danach können wir diese Gefahren gemeinsam analysieren und finden heraus, was wir unternehmen können, wie wir vorzugehen …«
»Wir haben keine Zeit zum Einberufen eines Kabinetts oder zur Auswertung von Daten!«, brüllte Conner.
»Verzeihung, Sir.« Griswald sah leicht pikiert aus, während er sich umso gelassener in seinen Sessel zurückfallen ließ.
»General, in einer halben Stunde will ich einen Überblick unserer einsatzfähigen Streitkräfte sehen, angefangen beim niedrigsten Infanteristen bis zu den Positionen unserer Atom-U-Boote.«
»Jawohl, Sir. Ich werde diese Informationen so gut ich kann für Sie zusammentragen, aber seit gestern hat sich an unserem Truppenbestand nichts geändert.« Dabei sah Griswald seinen Gehilfen an, der nickte.
»Tun Sie es trotzdem, General«, bellte Conner.
»Sicher, Sir«, sagte Griswald.
Conner warf ihm noch einen kurzen Blick zu, bevor er sich abwandte und die Kabine genauso abrupt verließ, wie er wenige Augenblicke zuvor hereingeplatzt war.
Der General sah wieder zu seinem Adjutanten und sprach: »Finden Sie heraus, wie es um unsere Einheiten im Ausland weltweit bestellt ist, und setzen Sie dazu alle Hebel in Bewegung.«
»Verstanden, Sir«, sagte der Mann und erhob sich.
»Eine Sekunde noch«, unterbrach Griswald.
»Sir?«
»Kommt Ihnen der Präsident ein wenig überfordert vor?«
»Wie bitte, Sir?« Der Adjutant runzelte die Stirn.
»Ach, nichts. Holen Sie jetzt diese Informationen ein und bestätigen Sie unsere Ankunft, sobald wir landen«, befahl Griswald und zeigte auf die Tür.
»Jawohl, Sir.«
Griswald blieb zurückgelehnt sitzen. Er fragte sich, wie ihr Gegenschlag – abhängig von ihren global verfüg- und verwendbaren Mitteln – ausfallen mochte. Welche Art von Reaktion schwebte dem Präsidenten überhaupt vor, wo sie doch nicht einmal wussten, von wem sie angegriffen worden waren? Er hatte Verständnis für die Situation des neuen Staatsoberhaupts, der vor einem Berg von Aufgaben stand, aber ebenso mussten die nächsten Schritte der Vereinigten Staaten sorgfältig geplant werden.
San Diego, Kalifornien
Gordon schreckte erneut aus dem Schlaf hoch. Als er die Augen öffnete, hantierte Haley mit der Fernbedienung des TV-Geräts.
»Daddy, darf ich fernsehen?«, fragte sie mit unschuldiger Miene und hielt ihm die Bedienung vors Gesicht.
Gordon war gemeinsam mit Samantha auf der Couch eingeschlafen, doch jetzt war sie weg. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte die Grautöne eines für Südkalifornien typischen Morgenhimmels.
»Wo ist Mama?«
»Mama ist oben und schläft. Fernsehen, bitte«, drängte Haley, ohne die Fernbedienung vor seinem Gesicht herunterzunehmen. Gordon setzte sich gerade hin, reckte sich und entgegnete: »Tut mir leid, Liebes, aber der Fernseher ist kaputt. Soll ich dir was vorlesen?«
»Nein, ich will fernsehen«, beharrte das Mädchen sichtlich enttäuscht.
»Hör mal, ich hab doch gesagt, der Fernseher ist kaputt«, wiederholte er und blickte seiner Tochter in die Augen.
»Kannst du ihn nicht wieder heil machen, Daddy? Ich will ›Disney Junior‹ gucken.«
»Kindchen, wenn ich das könnte, würde ich es tun«, versicherte er, während er sich ihr zuneigte. Er
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