The End (Die neue Welt)
kicherte.
»Na ja, du hattest die Hilfe bitter nötig, und außerdem konnte ich nicht zulassen, dass vier Kerle meinen zukünftigen Ehemann vermöbeln.«
Immer noch innerlich lachend hängte Gordon an: »Nelson bringt den Kampf immer noch jedes Mal zur Sprache, wenn wir uns treffen. Obwohl ich ihn ja leider nicht selbst mitbekommen habe, werde ich oft daran erinnert. Dein rechter Cross ist nicht zu verachten, wenn du eine Flasche hältst.«
»Ich sagte ihnen, sie sollen die Flossen von dir lassen, aber sie wollten nicht auf mich hören«, schilderte Samantha mit betont naiver Stimme.
»Bitte lass mich niemals vergessen, dass ich stets auf dich hören sollte, okay?« Gordon drückte sie innig.
»Was du besser niemals vergisst, ist mein Ratschlag, dich nicht mit mehreren Typen gleichzeitig anzulegen.«
»Moment, ich habe mich weder mit ihnen angelegt, noch überhaupt etwas vom Zaun gebrochen«, verteidigte er sich. »Es ging damit los, dass sie Sebastian auf die Fresse hauen wollten, als er eine ihrer Freundinnen anbaggerte. Ich glaubte eigentlich, die Wogen wieder geglättet zu haben, aber diese College-Burschen wollten ihre Überzahl ausnutzen: sechs gegen zwei. Als dann einer Sebastian anrührte, war's mit der Diplomatie vorbei.«
»Ich erinnere mich – genauso wie daran, dass du gar nicht begeistert davon warst, als sie dich Narbengesicht nannten.« Samantha rieb Gordons Arm.
»Mir ist egal, wie mich irgendwer nennt, aber Sebastian bringt sich einfach ständig in Schwierigkeiten. Das war nicht das erste Mal, dass ich die Kastanien für ihn aus dem Feuer geholt habe. Er braucht nur die Klappe aufzumachen und Scheiße zu labern, die er besser für sich behalten sollte, schon ist alles aus. Er ist derjenige, der sich mit Leuten anlegt; bloß muss ich es dann immer ausbaden.«
»Tja, und am Strand war das dann im wahrsten Sinn des Wortes der Fall.«
»Schon klar. Ich könnte mich heute noch darüber ärgern, dass ich den Drecksack zu meiner Rechten nicht gesehen habe.«
»Schatz, das musst du gar nicht; er hat dich mit einem Kantholz erwischt. Daraufhin hätte jeder in den Seilen gehangen.«
»Ich bin nur froh, dass du ihm die Flasche übergebraten hast.« Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach. »Wo stünde ich heute ohne dich? Du hast seitdem unheimlich gut auf mich achtgegeben.« Er umarmte sie noch fester.
Samantha raufte sein Haar und säuselte: »Natürlich gebe ich acht auf dich. Du bist mein Ehemann und passt ebenso gut auf mich und die Kinder auf. Ich werde dir stets den Rücken freihalten.«
Samantha hob ihren Kopf und küsste ihn leidenschaftlich.
11.000 Meter über Alabama
»Präsident? Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten«, sagte Conner laut zu sich selbst, als er aus einem unruhigen Schlaf erwachte. Er blickte zur Seite auf die Liege seiner Frau. Sie war leer, also fragte er sich, wo sie stecken mochte. So viel hatte sich innerhalb eines Tages für sie beide verändert. Binnen 24 Stunden war ihm sein Sohn weggestorben, Hunderttausende von Amerikanern hatten ebenfalls den Tod gefunden, und eine Finsternis war über das Land gekommen, die Monate, wenn nicht sogar Jahre andauern würde. Im Laufe der kommenden Wochen und Monate sollten noch sehr viel mehr Menschen verdursten, verhungern, an fehlenden Medikamenten, beziehungsweise Krankheiten und durch Gewalteinwirkung sterben. Er war nun derjenige, der sich für 315 Millionen Amerikaner verantwortlich zeichnete. Fragen über Fragen stellten sich dem Volk im Zusammenhang mit ihm: Ist er der Aufgabe gewachsen? Wie wird er reagieren? Woher will er jemals erfahren, wer das getan hat? Wird es zu weiteren Angriffen kommen? Wie will er diese Angriffe verhindern? Immerzu neue Fragen taten sich auf, doch sie alle liefen auf eine wesentliche hinaus: Wie konnte er das amerikanische Volk in einem so angeschlagenen Zustand schützen? Ihm war klar, dass er alsbald Taten sprechen lassen musste. Die Vereinigten Staaten hatten zahlreiche Feinde, die unweigerlich versuchen würden, die gegenwärtige Schwäche des Landes auszunutzen.
Nachdem er sich mit wiedergewonnener Entschlusskraft erhoben hatte, verließ er den Raum und begab sich über den schmalen Gang nach vorne zum Kommunikationsbereich. Er musste umgehend mit Griswald sprechen.
Als er die Tür der Funkkabine öffnete, unterhielt sich der General mit seinem Berater.
»Mr. President«, grüßte Griswald und stand schnell auf.
»Bleiben Sie sitzen, General«, sagte Conner,
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