The End (Die neue Welt)
nahm sie zu sich und gab er ihr je einen Kuss auf Wange und Stirn. »Liebend gern würde ich das, Schatz, glaub mir.«
»Ich hab dich lieb, Daddy«, wisperte Haley.
Tränen schossen in Gordons Augen, als er sie fester an sich drückte. »Ich hab dich auch lieb, Süße. Du bist meine Prinzessin. Ich werde den Fernseher heil machen und meine ganze Kraft dafür aufwenden, auch alles andere in Ordnung zu bringen, das verspreche ich dir.« Während er sie innig umarmte, liefen die Tränen langsam an seinen Wangen hinab.
»Warum weinst du, Daddy?«
»Weil ich dich so lieb habe.« Er gab ihr einen weiteren Kuss auf den Kopf und bat: »Lauf schnell hoch und such deine drei Lieblingsbücher; ich lese dir daraus vor.«
»Fein, Daddy!« Sie hüpfte von seinem Schoß und lief die Treppe hinauf.
Gordon blickte ihr nach. Er fühlte sich, als trage er die Welt auf seinen Schultern. Der kommende Tag sollte ein bedeutsamer für ihn werden: Endlich würde er seinen Nachbarn entgegenkommen und ihnen seinen Verdacht mitteilen, sodass man beginnen konnte, Hilfsmaßnahmen füreinander und das Überleben der Gemeinde zu koordinieren. Warten sollte dies unterdessen noch solange, bis er einige wenige schöne Momente mit seiner Tochter verbracht hatte.
Sein Grübeln fand ein Ende, als Haley einen Satz auf seine Oberschenkel machte. Sie hielt mehr als drei Bücher im Arm. »Da, Daddy!«
»Wollen wir mal sehen … Das sind aber nicht nur drei Bücher«, bemerkte er lächelnd.
»Lies mir vor, Daddy!«, forderte sie im begeisterten Ton, während sie den Kopf an seine Brust lehnte.
»Also, ich zähle fünf.«
»Bitte, Daddy. Alle vorlesen!«
Gordon lachte leise. »Ist gebongt, Liebes.«
Er schlug den ersten Band auf und begann zu lesen.
USS Makin Island, Persischer Golf
Nie zuvor hatte die Betriebsamkeit an Bord des Schiffs solche Ausmaße angenommen wie seit diesem Morgen, als sie eingetroffen waren. Belief sich die Arbeit, der sie nachgingen, zum Teil zwar auf das Übliche, gab es gleichsam Ausnahmen; schließlich erlebten sie gerade eine Ausnahmesituation. Sebastians Einheit hatte nunmehr auf der ›USS Makin Island‹ Quartier bezogen. Gemeinsam mit seiner Gruppe Scharfschützen entspannte er sich während einer Pause, in der sie vor ihren Kojen Spades spielten.
»Willst du mich verarschen, Mann?«, fuhr Tomlinson ihn an, als Sebastian ein ›Pik-Ass‹ warf und damit zugleich den letzten Stich machte.
»Tut mir leid, Kumpel, aber du hast sie so ausgeteilt«, erwiderte Sebastian augenzwinkernd, während er die Karten einsammelte.
»Klar, und dir dabei jedes ›Pik‹ im Blatt gegeben. So eine Scheiße!«
»Schätze, mein letztes Blatt hat mir den Sieg beschert, womit ich den Zwanziger dort kriege«, entgegnete Sebastian, beugte sich nach vorn und griff zu dem 20-Dollar-Schein neben Tomlinson. »Noch 'ne Runde?«, fragte er dann.
»Warum nicht? Die Kohle ist doch jetzt sowieso wertlos.«
Während Sebastian die Karten mischte, öffnete sich die Tür und Gunny trat ein. »Marines, herhören!«, knarrte er mit rauer Stimme.
Jeder hörte zu sprechen auf und starrte ihn gebannt an.
»Männer, die gesamte Schiffsbesatzung tritt in fünfzehn Minuten auf dem Flugdeck an. Schiebt eure Allerwertesten gleich hoch, damit ihr in zehn oben seid, verstanden?«
Mehrere Soldaten quittierten mit einem deutlichen »Jawohl, Gunny!«
Die Scharfschützen zogen ihre Uniformjacken und Stiefel an.
»Ich frag mich, was jetzt abgeht«, sagte Tomlinson laut.
»Wird nicht das letzte Mal sein, dass so etwas geschieht, denke ich, also gewöhne dich dran«, entgegnete Sebastian. Nachdem er seine Jacke übergestreift hatte, nahm er den Helm aus seiner Koje.
Als er mit Tomlinson durch die Tür trat, kamen sie einer Gruppe Marines in die Quere, die auch gerade die Leiter hinaufsteigen wollten. Sie warteten mehrere Minuten, ehe sie die Geduld verloren. »Drauf geschissen, folge mir«, meinte Sebastian.
Tomlinson lief mit ihm durch schmale Korridore, auf denen reger Durchgangsverkehr herrschte. Schließlich kamen sie zu einer geschlossenen Luke, die sie öffneten, doch ein bewaffneter Marine dahinter versperrte ihnen umgehend den Weg.
»Zutritt verboten«, stellte er klar.
»Zutritt verboten?«, fragte Sebastian.
»Sie haben mich verstanden, Corporal. Dieser Gang ist abgeriegelt«, erklärte der Mann.
»Ach Sergeant, lassen Sie uns mal eben durch, damit wir zum Appell antreten können. Wir müssen bloß die Leiter dort rechts
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