The End (Die neue Welt)
eine solche Aktion.«
Griswald, der ebenso frustriert wie wütend wirkte, schob seinen Sessel unwirsch zurück gegen die Wand, als er aufstand. Nachdem er einmal auf- und abgegangen war, ging er auf Houstons Bemerkungen ein. »General, bei allem Respekt: Das ist eine hundserbärmliche Rechtfertigung dafür, Millionen Unschuldiger umzubringen. Derweil ich bis zu einem gewissen Grad befürworte, Kernwaffen gegen diejenigen einzusetzen, die diese Untat wirklich inszeniert haben, müssen wir mit absoluter Sicherheit wissen, um wen es sich dabei handelt! Wir können und dürfen keinen Massenmord begehen, indem wir vorschieben, angegriffen worden zu sein!«
»Na ja, Gris. Am Ende des Tages liegt die Entscheidung nicht bei Ihnen, sondern beim Präsidenten.«
Griswald starrte seinen Kollegen fassungslos an. Dann richtete er seinen Blick auf die Karte auf dem Tisch und sagte: »Sie haben Recht, Houston, solche Entscheidungen sind stets demjenigen überlassen, der gerade das Kommando hat.«
Houston stellte den Kopf leicht schief, weil ihn der Unterton in der Stimme des anderen Generals stutzig machte.
»Gehen wir und sehen zu, dass die Eskorte bereit ist, um Präsident Conner mitzunehmen«, fuhr Griswald fort und verließ umgehend den Raum. Sein Adjutant folgte mit den anderen Offizieren, die der Versammlung beigewohnt hatten.
Houston blieb in seinem Sessel sitzen, neigte sich nach vorn und legte die Unterarme auf den Tisch. Nachdem er den Kopf auf die Hände gestützt hatte, seufzte er tief und sprach: »Möge Gott uns alle behüten.«
San Diego, Kalifornien
Gordon sog die Geräusche und Düfte intensiv mit allen Sinnen ein. Die Natur hatte sich von dem, was die Menschheit ereilt hatte, nicht beeindrucken lassen. Vögel zwitscherten, der Wind wehte nach wie vor kühl vom Ozean her, die Sonne wärmte wie eh und je … der Geruch von Salbei beschwerte die Luft. Was fehlte, waren Verkehrslärm, brummende Rasenmäher oder Laubbläser. Stattdessen prägten Fußgänger das Bild, Stimmen sich Unterhaltender und Kinder, die auf der Straße spielten. Viele Menschen verbrachten ihre Zeit jetzt außerhalb ihrer Häuser, da sie nicht länger in der Lage waren, sich hinter ihren Fernsehern, Computern und anderen technischen Geräten zu verstecken.
Elektrizität hatte die moderne Welt erschaffen und den Leuten zahlreiche Bequemlichkeiten beschert, sie aber auch entzweit, sodass sie zu einer Gesellschaft verkommen waren, die nur noch online interagierte. Dies alles nun strahlte eine Friedlichkeit aus, die Gordon gut gefiel. Er wusste, sie würde nicht andauern, da letztendlich Streit um die wenigen Rohstoffe ausbrechen würde, die noch übrig waren.
Er hatte gerade einen weiteren erfolgreichen Abstecher in ein Lebensmittelgeschäft hinter sich gebracht. Ihr Vorrat an Nahrung und sonstigen Bedarfsgütern war nun in dem Maße gedeckt, dass Jimmy und er mit ihren Familien ungefähr ein Jahr lang überleben konnten. Auf der Rückfahrt hatten sie an jedem Haus in der Gemeinde angehalten und handgeschriebene Zettel ausgelegt. Darauf stand, man treffe sich später am Tag im zentral gelegenen Park. Nun befand er sich auf dem Weg zu einem Treffen mit Mindy Swanson, der Vorsitzenden des Verbandes für Hauseigentümer. Er wollte sich mit ihr zusammensetzen, um seine Theorie zu schildern und Lösungsvorschläge für die Krise zu machen. Gordon war klar, dass sich die Menschen in der Umgebung zusammentun mussten, um langfristig zu bestehen, indem sie ihre Anstrengungen beim Sammeln von Nahrung, Wasser, Treibstoff, Medikamenten sowie anderen Sachmitteln koordinierten. Der Schlüssel zum Überleben war für ihn ein Zusammenschluss der Fähigkeiten seiner Nachbarn.
Er war etwas nervös, als er vor Mindys Haustür stand, also atmete er tief durch, bevor er anklopfte. Er kannte sie seit drei Jahren. Sie waren einander schon in der ersten Woche nach seinem Einzug in der Gegend über den Weg gelaufen, doch er kannte sie damals nicht persönlich, sondern nur ihren Ruf, knallhart zu sein. Normalerweise bekam sie, was sie wollte, und hatte Haare auf den Zähnen. Die beiden waren später ›per du‹ gewesen, bis sie sich vor etwa anderthalb Jahren wegen seiner Reaktion auf eine Serie von Hauseinbrüchen überworfen hatten. Obwohl Rancho Valentino eine geschlossene Wohnanlage war, hatten sich Diebe Zugang auf die Grundstücke verschaffen können. In einem Brief an Mindy und den Ausschuss hatte Gordon Empfehlungen zu Gegenmaßnahmen
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