The End (Die neue Welt)
nahm einen kräftigen Schluck.
»So etwas dachte ich mir schon. Also, um deine eigene Frage zu erwidern: Welche weiteren Pläne hast du?«
»Im Moment kümmere ich mich darum, dass meine Familie einen Unterschlupf hat. Wir verfügen jetzt über einen Vorrat an Lebensmitteln und Wasser. Weiterhin versuche ich, die Nachbarschaft mobilzumachen. Die Zustände werden sich gehörig verschlimmern, und wenn das geschieht, müssen wir darauf vorbereitet sein.«
Nelson nippte an seinem Drink. »Mensch, ich liebe ›Maker's‹.« Mit einem schelmischen Grinsen fügte er hinzu: »Mir etwas Eis anzubieten, ist wohl nicht drin, oder?«
Da Gordon seinen Sinn für Humor kannte, spielte er mit. »Eis bekommen von mir nur besonders rechtschaffene und ehrenwerte Gäste.«
Nelson lächelte und wurde wieder ernst. »Nun sag mal, was siehst du voraus?«
»Ehe ich dir eine Antwort gebe, sag du mir doch, wie es bei euch auf der Wache aussieht. Was habt ihr mitbekommen?«
»Nichts, außer Gerüchten. Wir liegen vollständig auf Eis – kein Strom, die Wagen springen nicht mehr an. Als ich dort vorbeifuhr, waren nur der Chief und ein anderer Kollege da. Die Männer, die sie ablösen sollten, sind nie zum Schichtwechsel eingetroffen. Deshalb bat mich der Chief, zu bleiben, aber ich sagte ihm, ich hätte etwas zu erledigen und käme hinterher wieder, um zu sehen, was ich für sie tun könne. Offengestanden erscheint mir das jetzt zwecklos, nachdem ich gehört habe, was du denkst. Solange wir die Autos nicht in Gang kriegen, nützt die beste Feuerwehr nichts. Gordon, ich sag's dir, das ist echt eine aberwitzige Sache. Ich wusste, du würdest ein gutes Gespür dafür haben, was vor sich geht, weil du bei dieser Spezialeinheit warst und so.«
»Mein Lieber, ich gehörte nicht zur Spezialeinheit, sondern zur Infanterie.«
»Egal. Sag mir, was deiner Meinung nach nun geschehen wird.«
»Ja, das ist wohl die Millionenfrage … Weißt du noch, was nach Katrina und Sandy passierte? Nun, ich glaube, es wird tausendmal schlimmer, ohne dass uns Polizei oder Nationalgarde beistehen. Dieser Vorfall hat alles und jeden gelähmt. Zunächst können sich die örtlichen Behörden und die Landesregierung sicherlich noch halten, aber nicht lange und sie werden unter dem Druck zerbrechen. Ich ahne, dass es nur wenige Tage dauern wird, bis wir überhaupt keine Obrigkeit mehr haben.«
»Wirklich? So schnell könnte es gehen?«
»Ja. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wir sind alle nur Menschen, und überhaupt: Wie gelangen die Leute zur Arbeit? Wie sollen sie, falls sie es in ihre Büros schaffen, irgendetwas leisten? Dem Stadtrat noch mehr als ein paar Tage zuzutrauen, wäre eine großzügige Schätzung. Einige der lokalen Militäreinheiten hingegen waren vielleicht auf den Angriff gefasst, werden aber zuerst ihre eigenen Schäfchen ins Trockene bringen. Was bleibt, sind zwei-Komma-soundsoviel-Millionen, die da draußen allein zurecht kommen müssen – mit einem Vorrat an Nahrungsmitteln, der nach maximal drei Tagen erschöpft sein wird. Die Lage wird ziemlich schnell aus den Fugen geraten. Es ist ganz einfach, Nelson: Wir müssen uns sputen und so viel raffen, wie wir kriegen können, und damit sind wir wiederum bei meiner Frage an dich: Welche Pläne hast du? Jemanden wie dich könnten wir hier gebrauchen.«
»Na, wenn du mir jetzt kein wohlig warmes Gefühl beschert hast … Ich weiß es nicht.«
»Jemand, der so viel drauf hat wie du, wäre ein Segen für uns. Du kannst hierbleiben, und ehrlich gesagt, wüssten wir auch deinen Wagen zu schätzen. Im Gegenzug bieten wir dir eine sichere Bleibe, zu essen und zu trinken. Du kannst uns beim Aufbau einer Krankenstation oder Gemeindeklinik helfen. Dafür, dass du eventuell bei deinen Verwandten sein möchtest, habe ich Verständnis, doch was, wenn ich dir das Angebot noch schmackhafter mache, indem ich auch ihnen Obdach hinter den Schranken unseres Wohngebietes garantiere?«
»Na ja, diese Schranken haben mich nicht unbedingt in selbige verwiesen«, deutete Williams mit einem Kichern an.
»Was meinst du damit?«
»Ich habe es immerhin geschafft, zu dir zu kommen, oder? Dafür musste ich kein Supersoldat sein wie du.«
»Das wird bald nicht mehr gelingen. Unmittelbar nach dem Anschlag blieben die Einfahrten unbewacht. Ich habe vor, diesen Ort abzuriegeln und zu einem kleinen Stadtstaat zu machen, und dies schließt alle Dienstleistungen ein, die ein solcher anbietet, angefangen beim Krankenhaus bis
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