The End (Die neue Welt)
zusammen.
»Warum hast du das getan?«, rief Dan entsetzt.
»Wir haben keine Zeit für solche Spielchen, Mason braucht sein Spray.« Gordon steckte seine Pistole zurück in den Halfter und begann, die Kisten auf der Ladefläche des Lasters zu durchforsten.
Dan blieb einfach stehen und sah Gordon fassungslos zu.
Nachdem er mehrere Kisten durchsucht hatte, rief Gordon endlich: »Hab sie!« Er nahm einen Inhalator aus der Schachtel und hielt ihn hoch. Ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden, liefen sie zu Jimmy und Mason zurück.
Als Gordon den Chevy erreichte, hörte er den Freund traurig schluchzen. Er sah ihn noch nicht, doch die Laute zeugten von einem Los, das Jimmy nicht hätte ziehen dürfen. Gordon verharrte, lauschte dem Weinen und wünschte sich, es wäre anders gekommen.
12. Dezember 2014
›Sobald der Mensch auf sein Privileg zu denken verzichtet, versinkt der letzte Schatten der Freiheit am Horizont.‹
Thomas Payne
USS Makin Island, Indischer Ozean
Barone schreckte aus dem Schlaf auf, als es an der Tür seines Quartiers klopfte. Er sprang aus seiner Koje und öffnete. Während er sich noch die Augen rieb, fragte er: »Worum geht es?«
»Entschuldigen Sie die Störung, Sir«, antwortete ein nervöser Gefreiter.
»Nun, was ist los?«
»Sir, ein wichtiger Anruf für Sie.«
»Ein Anruf?«, erwiderte Barone verwirrt. Er trat von der Tür zurück und zu einem Stuhl im Raum. »Kommen Sie herein, Lance Corporal.«
Der Gefreite kam der Aufforderung zögernd nach.
»Da man es für angebracht hielt, Sie hier herunterzuschicken, um mich zu wecken, darf ich fragen, wer mich zu sprechen wünscht?«, fragte Barone mit einem Anflug von Sarkasmus.
»Sir, der Präsident.«
Barone hielt beim Schnüren seiner Stiefel inne und blickte den Gefreiten an. Ein emotionales Wirrwarr stand ihm ins Gesicht geschrieben; eine Mischung aus Überraschung, Beklommenheit und gespannter Erwartung. Schließlich fuhr er mit dem Binden der Stiefel fort. Da er sich vor dem jungen Mann keine Blöße geben wollte, würgte er die Unterhaltung abrupt ab, indem er sagte: »Lance Corporal, Sie dürfen abtreten. Ich werde umgehend da sein.«
Als er allein war, setzte er sich aufrecht hin und atmete auf. Der Anruf stand ganz bestimmt in Zusammenhang mit dem Überfall auf Diego Garcia. Vom Präsidenten kontaktiert zu werden, hätte er nie erwartet, höchstens von irgendeinem General. Da es jedoch der erste Mann im Staat war, ging Barone davon aus, man sei zu dieser oder jener Einigung gekommen.
Neugierig auf die Offerte des Staatsoberhauptes griff er sich rasch seine Uniformjacke und eilte zur Operationszentrale. Der Weg dorthin war zwar nicht weit, aber es kam ihm vor, als bräuchte er eine Ewigkeit. So aufgeregt war er noch nie gewesen; mit einem Präsidenten hatte er in seiner gesamten Karriere nicht ein einziges Mal gesprochen. Nun war es soweit, und zwar unter außergewöhnlichen Umständen. Als er die dunkle Zentrale betrat, richteten sich alle Augen auf ihn.
Major Ashley erhob sich und sprach: »Sir, nebenan haben Sie eine abhörsichere Verbindung.«
Barone nickte Ashley kurz zu, ging zügig zum Hinterzimmer und schloss die Tür. Als er den Hörer auf dem Schreibtisch ins Auge fasste, hielt er einen Augenblick inne, um sich zu sammeln. Auf dem Weg hatte er sich zurechtgelegt, wie das Gespräch verlaufen mochte. In der Annahme, das neue Staatsoberhaupt werde mit Begriffen wie ›Putschist‹ und ›Rebellion‹ um sich werfen, versprach er sich selbst, Ruhe und Contenance zu wahren.
Nachdem er den Strom ungeordneter Gedanken gekappt hatte, ließ er sich nieder und nahm den Hörer in die Hand, schluckte einmal angestrengt und meldete sich: »Hier spricht Lieutenant Colonel Barone.«
Stille.
»Lieutenant Colonel Barone hier!«
Immer noch nichts.
»Hören Sie mich?«
Das Schweigen wurde gebrochen.
»Colonel Barone?«, fragte jemand.
»Ja, Colonel Barone hier.«
»Einen Augenblick.«
Barone wippte mit einem Fuß, aufgeregt und voller überschüssiger Energie. So hingehalten zu werden, war qualvoll.
Sekunden wirkten wie Minuten. Dann drang eine bekannte Stimme an sein Ohr und rief ihm eine Kongresssitzung ins Gedächtnis, der er vor Jahren hatte beiwohnen müssen. Er erinnerte sich, dass er den jetzigen Präsidenten während jener Verhandlung im Zuge der Erschießung eines unbewaffneten Irakers 2004 gesehen hatte. Barone war als freiwilliger Zeuge aufgetreten, um für einen angeklagten Infanteristen seiner
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