The End (Die neue Welt)
Ihnen vierundzwanzig Stunden, Colonel, um mein Angebot zu akzeptieren. Wenn Sie die Schiffe bis dahin nicht auf Kurs gebracht haben, betrachten wir Sie als Volksfeind und Aggressor gegen die Vereinigten Staaten. Wir werden jedwede Mittel anwenden, die nötig sind, um sicherzustellen, dass Sie nicht in Kalifornien landen.«
»Sir, ich werde mich nicht umentscheiden und ersuche noch einmal Ihre Gnade. Falls Sie uns wirklich angreifen, werden wir uns bis auf den Tod zur Wehr setzen.«
»Sie haben vierundzwanzig Stunden. Wir warten auf Ihre Antwort. Auf Wiederhören, Colonel Barone.« Mit diesen Worten beendete Conner die Verbindung.
Barone legte den Hörer auf und seufzte laut. Er musste sich mit seinem Stab zusammensetzen und einen Plan ausarbeiten, um jeglichen Kontakt mit US-Kriegsschiffen zu vermeiden. Nachdem er aufgestanden und zur Tür gegangen war und sie bereits geöffnet hatte, blickte er noch einmal zurück auf den Telefonhörer. Letztendlich hatte er mit einem Präsidenten sprechen dürfen, allerdings nicht unter jenen Umständen, die ihm während der achtzehn Jahre seiner bisherigen Laufbahn vorgeschwebt hatten. Er lachte kurz in sich hinein und zog die Tür zu.
Cheyenne Mountain, Colorado
Conner knallte den Hörer auf die Station.
»Zum Kotzen!«
Dann sah er sich unter seinen Beratern um. Niemand sagte etwas, alle glotzten nur. Man hatte die Worte vom anderen Ende der Leitung nicht verstehen müssen, um zu begreifen, dass sich Barone nicht erweichen ließ.
»Wie Sie gehört haben, gewähre ich ihm vierundzwanzig Stunden, um sich zu besinnen und die Richtung zu ändern. Tut er das nicht, müssen wir ihn stoppen. General Griswald, welche Optionen hätten wir in einem solchen Fall?«
»Sir, vor Hawaii liegt eine Trägerkampfgruppe, die wir einsetzen können, und im Westpazifik sind drei Jagd-U-Boote auf Tauchgang.«
»General, verständigen Sie unser Kommando auf Hawaii und ziehen Sie einige der Schiffe aus dem Hafen ab. Sie sollen sich darauf vorbereiten, Barone anzugreifen. Funken Sie die U-Boote ebenfalls an und bringen Sie sie in Position.«
»Jawohl, Sir«, antwortete Griswald.
Conner sah jedem der Männer im Raum in die Augen, dann fuhr er fort: »Das ist schlicht untragbar, wir müssen ihm einen Riegel vorschieben. Tun wir es nicht, wird er andere dazu ermutigen, sich gegen uns aufzulehnen. Er soll zur Hölle fahren. Wir haben genug Sorgen und müssen jetzt auch noch Mittel aufbringen, um ihm Einhalt zu gebieten.«
»Mr. President, das ist eine kluge Entscheidung«, betonte Griswald.
»General, haben wir weitere Informationen über die Anschläge erhalten? Je länger wir warten, desto enger wird unser Handlungsspielraum.«
»Tut mir leid, Sir, aber wir sind nicht schlauer als am Tag nach den Angriffen. Es wird einige Zeit dauern.«
Die Runde gewöhnte sich allmählich daran, Conner in Rage zu erleben, also berührte es niemanden, als er seinem Groll abermals Luft machte, indem er mit der Faust auf den Tisch schlug. »Wir haben aber nicht mehr viel Zeit. Mit jeder Minute, in der wir nicht handeln, wird der Feind übermütiger. Er wird zu dem Schluss kommen, wir hätten nicht die Möglichkeiten oder den Schneid, gegen ihn vorzugehen. Geduld zeige ich nur Ihretwegen, General; ich brauche Antworten, und zwar bald.«
»Wir werden weiterhin daran arbeiten, Sir«, versicherte Griswald.
Der General war nicht ganz ehrlich zu Conner. Er wollte ihm vorenthalten, was ihm sein australischer Kollege mitgeteilt hatte. Aus ihren Gesprächen während der vergangenen Woche war hervorgegangen, dass die Australier einem ihrer Gefangenen Informationen abgetrotzt hatten. Laut seiner Aussage war er im Iran ausgebildet worden. Woher die Bombe stammte, wusste er nicht, weil sie bereits dort gewesen sei, als sie eintrafen. Wenngleich dieses Faktum wertvoll war, wollte er dem Präsidenten noch keinen Vorwand liefern, einen Atomschlag gegen den Iran anzuordnen. Seiner Ansicht nach juckte es Conner zu sehr im Zeigefinger. Griswald gedachte unter den neuen Mitarbeitern des Präsidenten Verbündete zu finden, die für seine überwiegend diplomatischen Optionen mit beschränktem Militäreinsatz eintraten, statt mit der einzigen Idee des Präsidenten – einem Atomangriff – konform zu gehen. Dabei war dem General bewusst, dass man dies als Pflichtverstoß gegenüber Conner deuten mochte, doch dessen Vorhaben würde die halbe Welt zu einer radioaktiv verstrahlten Wüste machen. Er wusste, die Zeit war knapp,
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