The End (Die neue Welt)
Was passiert ist, ist passiert. Es lag nicht an dir.«
Gordon wandte den Blick nicht von ihr ab. Ihre aufbauenden Worte bedeuteten ihm sehr viel. In vielerlei Hinsicht teilten die beiden eine Verantwortung, nämlich sich gegenseitig zu stützen.
Samantha schlug einen anderen Ton an. »Diese blöde Kuh Mindy nutzt dieses Unglück, um dir eins auszuwischen, ist doch klar. Ich will, dass du ihr die Zähne zeigst. Deine Familie braucht dich und die Gemeinde ebenso. Lass dir nichts von Mindy gefallen. Du bist eine Kämpfernatur, deshalb lieben wir dich. Du gibst niemals auf. Sicher, du brauchst Zeit, um nachzudenken, aber heute Nachmittag solltest du davon absehen und dich verteidigen.«
Diese Worte aus Samanthas Mund spendeten Gordon Zuversicht. Er zog sie dicht zu sich heran, schmiegte sich an sie und sagte: »Ich liebe dich, Sam.«
»Ich liebe dich auch.«
Die Zeit stand kurz still, während sie sich in den Armen lagen, dann wurde der intime Moment, wie schon viele Male zuvor, durch die Stimme eines ihrer Kinder beendet.
Sie mussten beide lachen. Gordon sah sie an. »Ich danke dir.«
Samantha streichelte seine Wange und beendete ihren besonderen Augenblick mit den Worten: »Jetzt zieh deine Schuhe an.«
Das Begräbnis setzte Gordon schwer zu. Zu sehen, wie seine guten Freunde unter dem Verlust ihres einzigen Kindes litten, war grausam. Er wollte sich nicht vorstellen, selbst in deren Haut zu stecken und seine Tochter oder seinen Sohn beerdigen zu müssen. Als sich eine kurze Unterhaltung mit Jimmy ergab, versicherte ihm dieser, dass er Gordon nichts vorwarf. Jimmy schob sich die Schuld selbst zu, weil er nicht besser vorbereitet gewesen war. Er war einfach davon ausgegangen, sie hätten weitere Inhalatoren im Haus. Simone konnte kaum mehr alleine gehen, sodass Jimmy sie die ganze Zeit über festhalten musste. Sie weinte ununterbrochen während der Zeremonie, wobei ihr Schluchzen und Wimmern viele unter den Gästen dazu brachte, es ihr gleichzutun.
Mason fand seine letzte Ruhe im Garten hinter ihrem Haus. Die Szene ließ an einen Leichenzug aus dem 18. Jahrhundert denken: Man hatte ein ungleichmäßiges Loch ausgehoben, zwei Spaten steckten in dem Erdhaufen daneben, und Mason war in die Bettwäsche mit ›Krieg der Sterne‹-Motiven gewickelt worden, in der er am liebsten geschlafen hatte. Alle Teilnehmer brachten Blumen mit, die sie im Vorbeigehen ins offene Grab fallen ließen. Am Ende der Schlange trat Jimmy vor das Loch und nahm einen Spaten zur Hand. Er packte den Stiel fest, um ihn in die feuchte Erde zu stoßen. Nachdem er den ersten Klumpen auf Mason geworfen hatte, hielt er inne. Überwältigt von seiner Trauer sackte er auf die Knie und brach in Tränen aus. Gordon konnte nicht länger dastehen und zusehen, weshalb er nach vorne ging, sich den zweiten Spaten schnappte und anfing, das Loch aufzufüllen. Er konnte sich nicht in die schmerzhafte Lage seines Freundes hineinversetzen, hatte aber mit seinem eigenen Gram zu kämpfen, den er zurückhielt, um dies nun zum Abschluss zu bringen.
Als das Prozedere vorüber war, löste sich die Gemeinschaft auf. Nur Wenige gingen zu Jimmy und Simone, um ihr Beileid auszusprechen. Einen Leichenschmaus und Getränke sollte es nicht geben. Simone saß auf einem verwitterten Gartenstuhl und starrte ausdruckslos auf Masons nunmehr geschlossenes Grab. Gordon erwog, zu ihr zu gehen und etwas zu sagen, fand dann allerdings, es sei an der Zeit, sie allein zu lassen. Nachdem er Samantha an die Hand genommen hatte, verließ er das Haus.
Die Kinder waren daheim bei Nelson geblieben, weil Samantha und er glaubten, sie seien noch zu jung, um mitzuerleben, wie ihr Freund beerdigt wurde. Auch auf dem Rückweg hielt Gordon die Hand seiner Frau. Sie schwiegen, weil Worte nicht auszudrücken vermochten, was sie empfanden. Gordon blickte auf seine Uhr: nicht mehr lange, und er musste sich vor dem Gremium verantworten, das ihm die Ereignisse jenes Abends zur Last legen würde. Er war darauf gefasst, bereit für die Inquisition und das Schauspiel, das Mindy für ihn parat hielt.
Das Leid des Tages war vorübergehend vergessen, als sie freudig von ihren beiden Kindern empfangen wurden. Sie schlossen sie in die Arme und drückten sie fest. Gordon wiegte und küsste seine kleine Tochter, die bemerkte, dass etwas nicht stimmte. »Hab dich vermisst, Daddy!«, juchzte sie.
Diese Worte wühlten ihn weiter auf. Hunter, der Haley gehört hatte, wiederholte die gleichen Worte für seine
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