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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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und Qualen zu bewahren? Darum musst du Buße tun. Denn wenn du es nicht tust, lässt du mir keine Wahl bei der Frage, wie ich mit dir umgehen soll. Und du weißt, welches Schicksal dich erwartet.«

    Mein Herz fängt an zu hämmern, als ich an den Tunnel unter dem Münster und die Lichtung im Wald denke, und ich nicke. Schwester Tabitha streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sie legt mir die Hand auf die Wange, wie meine Mutter das immer getan hat. »Ich versuche, für deine Sicherheit zu sorgen, aber du musst mir helfen. Jetzt sehe ich, dass es nicht mehr reicht, dich hier im Münster gefangen zu halten. Vielleicht war es falsch von mir, dich vom Dorf fernzuhalten. Die Zeit der Einsamkeit ist vorüber. Du darfst dieses Gebäude verlassen. Aber denk dran, ich werde dich immer beobachten.«
    Sie sieht mir tief in die Augen und es ist mir unmöglich wegzuschauen. Dann dreht sie sich um, ihre lange schwarze Kutte streift über den Boden und sie lässt mich am Fenster stehen. Als sie die Tür hinter sich schließt, bin ich allein mit dem Blick auf den Wald.
    Draußen liegt reiner weißer Schnee auf Bäumen und Zaun, der verdeckt die Ungeweihten. Es ist ein strahlend klarer Tag, die Sonne glitzert auf den Eiskristallen. Einer jener Tage, an denen man nicht begreifen kann, warum es so viel Schönheit in einer Welt gibt, die doch so hässlich ist.
    Es ist schon fast unerträglich viel.
    Ich gehe zum Bett und knie mich davor, so wie ich es immer getan habe, als Travis hier lag. Ich drücke mein Gesicht in sein Kissen und versuche, ihn zu riechen, versuche, mich zu erinnern. Das soll ein Test sein, ob ich ihn wirklich aufgeben kann.
    Ich weiß, dass ich das niemals tun werde. Nicht mal,
um ihn zu retten. Ich bin zu selbstsüchtig. Und ehe mir klar wird, was ich tu, boxe ich auf das Kissen ein, zerre mit einem leisen Knurren in der Kehle am Bettzeug. Ich will noch mehr Verwüstung anrichten, doch da höre ich ein leises Klopfen.
    Ich erstarre.
    Wieder höre ich das Klopfen. Es kommt nicht von der Tür her, sondern von der Wand. Ich krieche über das Bett und lege mein Ohr dagegen. Mit einem Finger klopfe ich zurück. »Hallo?«, sage ich mit leiser Stimme.
    Ist das vielleicht eine Falle, die Schwester Tabitha mir gestellt hat, weil sie prüfen will, ob ich mir ihre Worte zu Herzen genommen habe?
    »Wer ist da?«, höre ich von der anderen Seite.
    »Mary«, antworte ich. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Gabrielle«, sagt sie. »Ich bin durch das Tor gekommen.Wo bin ich?«
    »Im Münster«, sage ich. Mein Herz schlägt wie wild. Ich würde ihr gern sagen, dass sie in Sicherheit ist, aber davon bin ich selbst nicht mehr so überzeugt. Schwester Tabitha wird gleich wieder zurückkommen, und wenn sie mich erwischt, wird sie mich dem Wald übergeben.
    Aber eines muss ich vorher noch wissen. »Bist du gesund? Bist du …«, die Worte wollen mir nicht über die Lippen, »gebissen worden? Infiziert?« Ich muss wissen, ob sie, ohne zu Schaden zu kommen, bis zum Dorf vordringen konnte. Ob der Pfad sicher ist.
    Mein unregelmäßiger Atem dröhnt so laut in meinen
Ohren, dass ich ihre Antwort kaum höre. »Nein«, sagt sie. »Mir geht es gut. Ich habe mich nicht angesteckt.«
    Als sie das sagt, lasse ich meine Stirn gegen die Wand sinken, Erleichterung durchströmt mich aus Gründen, die ich weder klar erkennen noch näher erklären kann.
    Ich mache den Mund auf. Ich will sie fragen, woher sie kommt, ob es eine Welt außerhalb des Waldes gibt und wie es da ist. Ob es da draußen andere Dörfer gibt und ob sie sicher sind. Ob sie je das Meer gesehen hat und ob sie weiß, warum wir hier sind, warum das alles geschehen ist und warum wir an diesem Ort gefangen sind.
    Doch stattdessen spüre ich Tränen auf meinen Wangen und ich höre ein Scharren auf dem Gang. Sofort springe ich vom Bett und raffe die Laken zusammen, die ich von der Matratze gezerrt habe, dann renne ich zur Tür, wenn sie aufgeht, soll Schwester Tabitha nicht wissen, dass ich an der Wand war und mit dem Mädchen auf der anderen Seite gesprochen habe.
    Schnell verlasse ich das Zimmer und laufe in die Wäscherei, wo ich mich vom Dampf der brodelnden Waschkessel einhüllen lasse. Meine Haut glänzt in den Dampfschwaden, und niemandem wird auffallen, dass mir Tränen über die Wangen laufen und kein Schweiß.
    Als ich Travis’ Geruch aus den Laken gewaschen habe, ziehe ich meinen schweren Mantel und die Handschuhe über und schleiche mich auf den Friedhof und weiter bis zu

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