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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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irgendwie binden, obwohl wir die letzte Zeremonie nie vollendet haben. Die Brust wird mir gequetscht von dem unermesslichen Gewicht, der nackten Panik, möglicherweise zu versagen.
    Ich gleite aus Travis’ Armen und schaue nicht zurück. Die Fragen in seinem Blick sehe ich nicht. Er hält mich mit keinem Wort zurück.
    Dann rase ich durchs Haus auf der Suche nach Papier. Mit zitternden Fingern trage ich einen kleinen Stapel in eins der Schlafzimmer oben.
    Zuerst starre ich nur auf die leere Seite. Sofort überfluten mich die Worte, doch ich vermag die nicht zu finden,
die ich benutzen will. Die Worte, die vermitteln können, welch ein Chaos in mir brodelt. Und deshalb fange ich damit an, das aufzuschreiben, was ich Harry schon immer habe sagen wollen. Und danach Travis. Und Jed und Cass. Meiner Mutter, meinem Vater, meiner Zukunft. Alles schreibe ich auf, Seite um Seite dünnen Papiers beschreibe ich eng mit hastigen Worten – und es ist mir ganz egal, ob ich Kleckse mache.
    Als ich fertig bin, nehme ich meinen Stapel Papier mit hoch auf den Dachboden. Eine Schachtel voller Pfeile vor den Füßen, lehne ich mich an die Wand. Mit zitternden tintenverschmierten Fingern wickele ich jedes Blatt Papier um einen Pfeil und binde es mit der Schnur fest, die ich in einem Nähkorb gefunden habe.
    Dann trete ich auf den Balkon hinaus und ziele. Alle Kinder in unserem Dorf lernen den Umgang mit Waffen, wenn sie heranwachsen. Auch den mit der Armbrust. Die Waffe fühlt sich vertraut an, ich fahre mit dem Finger am Schaft entlang und spanne einen Pfeil ein. Einen kurzen Augenblick überlege ich, wie Papier und Schnur die Flugbahn wohl beeinflussen. Wird der Pfeil trotzdem ins Ziel treffen?
    Ich drücke ab, laut schnappt die Sehne wieder zurück und der Pfeil schnellt davon. In hohem Bogen fliegt er durch die Luft, ehe er sich in den Kopf einer Ungeweihten bohrt.
    Sie fällt hin und kommt nicht wieder auf die Beine. Ich nehme noch einen Pfeil mit noch einem Brief und lasse auch den fliegen. Wieder und wieder dringt meine
Geschichte in die Köpfe der Ungeweihten, die uns umgeben und deren Zahl ständig wächst. Ihr Hunger treibt sie voran, und ihnen ist völlig gleichgültig, dass sie auf den wahrhaft toten Leibern der Gefallenen ihrer Armee herumtrampeln.
    Am Ende, ein Pfeil ist noch übrig, habe ich zwanzig Ungeweihte zu Fall gebracht. Und doch kehrt keine Ruhe ein. Kein Unterschied macht sich bemerkbar. Nichts weist auf meine Erfolge hin.
    Ich nehme den letzten Pfeil, um den das letzte Blatt Papier gerollt ist, und schicke ihn los. Der Pfeil fliegt geradeaus und bleibt in dem Holz zu Harrys Füßen stecken, der meine kleine Jagd vom Rand der Plattform aus beobachtet hat.
    Er bückt sich und wickelt das Papier vom Schaft ab, den Pfeil lässt er liegen. Er streicht den Brief glatt und liest ihn. Ich habe geschrieben, dass es uns gut geht, und mich erkundigt, ob auch bei ihnen alles in Ordnung ist. Und dann habe ich ihn gefragt, ob sie schon über eine Flucht nachgedacht haben.
    Ich warte auf seine Antwort.

25
    S ie fangen an durchzubrechen«, sagt Travis, als ich reinkomme. Er sitzt an dem großen, leeren Tisch im Hauptraum des Hauses und schaut auf die Tür. Argos hockt neben ihm und Travis krault ihm gedankenverloren die Ohren. Beide hören wir das Kratzen der Ungeweihten am Holz. Es hört niemals auf.
    »Du hast doch gesagt, es würde halten«, sage ich. Ich versuche, den vorwurfsvollen Ton zu unterdrücken, aber ich kann nichts dagegen machen, ich fühle mich in gewisser Weise betrogen. Als hätte Travis versprochen, mich zu beschützen, und würde jetzt aufgeben.
    »Das hält nicht ewig, das haben wir beide gewusst«, sagt er, und ich frage mich, ob er wirklich nur von der Tür und unserer Verteidigung redet.
    »Woher weißt du, dass sie durchbrechen?«, frage ich leise. Dann gehe ich zur Tür und lege meine Hand auf die Holzbretter, die mich von der Welt da draußen trennen. Sie fühlen sich so stark an, und doch spüre ich, unter welcher Belastung jede einzelne Latte steht und welchen Angriffen dieses Holz ausgesetzt ist.

    »Das kann ich hören. Das Holz ächzt unter ihrem Gewicht. Wenn ich allein hier unten bin, höre ich nichts anderes.«
    Ich lasse den Kopf hängen bei seinen anklagenden Worten.
    »Ich habe versucht, mir Fluchtpläne auszudenken«, sage ich. »Aber mir ist noch keiner eingefallen, der funktionieren könnte.«
    »Oh«, sagt er nur.
    Ich streiche mit dem Finger über einen tiefen Riss im Holz. »Einen

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