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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Ryan
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Risiko eingegangen. Für den Mann, den sie liebte, war sie bereit, ewig hungernd durch den Wald zu wandern.
    Für das Meer aber nicht.

    »Was machen wir jetzt?«, flüstere ich.Vor der Antwort fürchte ich mich. Das Haus bebt unter dem Ansturm der Ungeweihten draußen. Ich gehe wieder rüber zur Tür und lehne mich dagegen, als könnte mein zusätzliches Gewicht sie in Schach halten.
    »Wir finden einen Ausweg«, sagt er. »Wir lassen uns nicht unterkriegen.«
    Ich nicke und beide schweigen wir eine Zeitlang. Dabei schauen wir uns an, ohne uns wirklich zu sehen. Jeder von uns ist in seinen eigenen Gedanken, in seiner eigenen Welt.
    »Glaubst du, da draußen wissen sie von uns?«, frage ich schließlich.Als ich die Verwirrung in seinem Gesicht sehe, erkläre ich: »Nicht da draußen, wo Harry und die anderen sind. Ich meine da draußen, hinter dem Zaun. Am anderen Ende des Pfades.« Mit einer Armbewegung zeige ich auf die verrammelten Fenster.
    Travis zuckt mit den Schultern. »So habe ich nie gedacht. Ich habe so viel Zeit auf diesem Turm verbracht und mir überlegt, wie ich rauskomme, dabei ist mir nie in den Sinn gekommen, dass es Leute geben könnte, die in unser Dorf hineinwollen.«
    Ich klopfe mit den Fingerspitzen gegen das Holz der Tür, meine Hände sind noch immer hinter dem Rücken, als ich darüber nachdenke. »Meinst du, Gabrielle hat versucht, uns zu finden? Meinst du, sie wusste, dass es uns gab? Oder denkst du, sie ist dem Pfad gefolgt wie wir und ihr war ganz egal, wo er hinführt?«
    »Weiß nicht«, sagt er. »Wahrscheinlich ist sie einfach
aus diesem Dorf geflohen, als es überrannt wurde, so wie wir aus unserem geflohen sind.«
    Ich lege den Kopf in den Nacken, bis er gegen die Tür stößt, und schaue an die Decke. Dabei denke ich zurück an jene Nacht, in der ich Gabrielles Fußspuren im Schnee gefunden habe. »Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass sie ihr Dorf aus freien Stücken verlassen hat, dass sie die Kraft hatte, die mir fehlte. Im Münster habe ich in der Stille der Nacht davon geträumt, ihren Spuren zu folgen – durchs Fenster zu schlüpfen und den Pfad hinunterzustreifen, bis ich ihr Dorf gefunden hätte.«
    Tränen stehen mir in meinen Augen, und es ist mir ein bisschen peinlich, dass sie mir die Wangen hinunterlaufen. »Alle würden mich mit offenen Armen willkommen hei-ßen. Ich würde sie nach dem Meer fragen und sie würden mich hinführen. Ich wäre frei von der Schwesternschaft und den Ungeweihten und all den Regeln, Schwüren und Eiden.« Selbst jetzt noch sehe ich das ganz deutlich vor mir, ich kann sogar spüren, wie diese Leute die Arme um mich legen. Und das Salz in der Luft schmecken.
    »Ich wäre weggelaufen«, flüstere ich. »Aber als wir hierherkamen, habe ich es begriffen.« Mein Kopf ruckt gegen die Tür, der alte Groll kommt wieder an die Oberfläche. »Mir wurde klar, dass sie weggegangen ist, weil ihr Dorf überrannt wurde. Sie war keine Heldin, keine Forscherin. Sie war wie ich, aus ihrem Heim vertrieben und verängstigt, ohne Wahl.«
    Ich beiße mir auf die Lippe, dann sage ich: »Da frage ich mich dann, ob ich je weggegangen wäre, wenn die Zäune
nicht durchbrochen worden wären. Oder ob ich im Dorf geblieben wäre und ewig auf dich gewartet hätte.«
    Travis setzt sich. Er beobachtet mich. Ich warte darauf, dass er Einwände erhebt, mir sagt, dass ich mich irre. Aber dann höre ich ein merkwürdiges Geräusch. Auch Travis hat es bemerkt, beide drehen wir die Köpfe auf der Suche nach seinem Ursprung.
    Ein Knarren geht in eine so hohe Tonlage über, dass ich es nicht mehr wahrnehmen kann, dann ein Plopp und ein Splittern. Argos fängt an zu bellen, und ich spüre, wie die Tür unter meinen Händen wackelt.
    Sofort ist Travis an meiner Seite. Er zieht mich zur Treppe. Argos läuft im Kreis um uns herum und stupst uns voran. Er bleibt immer hinter uns und beschützt uns. Wir sind die Treppe halb hinauf, als es so laut kracht, dass ich mir die Ohren zuhalte. Argos’ Krallen kratzen auf den Stufen.
    Hinter ihm erhebt sich das Stöhnen, es wird von den Wänden des Hauses zurückgeworfen.Wieder kracht und splittert es, man hört Möbel übers Holz scharren.
    Dann sind die Ungeweihten bei uns eingedrungen.

26
    I ch stoße Travis die letzten Stufen hoch, dann schaue ich nach unten, wo ein Schwarm von Ungeweihten wimmelt. Von dem Holz der Türverstärkung sind nur noch Splitter übrig, die Hälfte fehlt und sie sickern durch das Loch wie Blut aus einer

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