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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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alles davon, und am Ende bleibt nur Dunkelheit. Manchmal finden wir andere in dieser Dunkelheit, und manchmal verlieren wir sie dort wieder. Das ist alles, was ich weiß, außer dass all dies 1932 geschah, als das Staatsgefängnis noch in Cold Mountain war. Und auch der elektrische Stuhl war natürlich dort.

12
    Gegen Viertel nach zwei am Nachmittag kam meine Freundin Elaine Connelly in den Wintergarten, wo ich saß und die letzten Seiten meiner Geschichte vor mir ordentlich gestapelt hatte. Sie war sehr blass, und unter ihren Augen glänzte es. Ich glaube, sie hatte geweint.
    Ich hatte nur aus dem Fenster geschaut, hinaus über die Hügel im Osten, und in meinem rechten Handgelenk pochte es. Aber es war irgendwie ein friedliches Pochen. Ich fühlte mich leer, ausgehöhlt. Ein Gefühl, das schrecklich und wunderbar zugleich war.
    Es fiel mir schwer, Elaine in die Augen zu sehen – ich befürchtete, darin vielleicht Hass und Verachtung zu sehen, aber sie waren in Ordnung. Traurig und verwundert, aber in Ordnung. Kein Hass, keine Verachtung, keine Ungläubigkeit.
    »Willst du den Rest der Geschichte lesen?«, fragte ich. Ich klopfte mit der schmerzenden Hand auf den kleinen Stapel von Manuskriptseiten. »Sie ist fertig, aber ich kann verstehen, wenn du den Rest einfach nicht lesen willst …«
    »Es geht nicht darum, was ich will «, sagte Elaine. »Ich muss wissen, wie es ausgeht, obwohl ich annehme, dass du ihn zweifelsohne hingerichtet hast. Das Eingreifen der Vorsehung wird im Leben der gewöhnlichen Menschen stark überschätzt, finde ich. Aber bevor ich diese Seiten nehme … Paul …«
    Sie verstummte, als wüsste sie nicht weiter. Ich wartete. Manchmal kann man den Leuten nicht helfen. Manchmal ist es besser, es nicht mal zu versuchen.
    »Paul, du sprichst hier davon, dass du 1932 zwei erwachsene Kinder hattest – nicht nur eins, sondern zwei. Wenn du deine Janice nicht geheiratet hast, als du zwölf und sie elf war, dann ist es unmöglich, dass …«
    Ich lächelte ein wenig. »Wir waren jung, als wir heirateten – viele Leute im Hügelland waren das, meine eigene Mutter heiratete jung -, aber nicht so jung.«
    »Wie alt warst du denn? Ich habe immer angenommen, du wärst Anfang achtzig, in meinem Alter, vielleicht sogar ein bisschen jünger, aber nach dem, was ich gelesen habe …«
    »Ich war vierzig in dem Jahr, in dem John über die Green Mile ging«, sagte ich. »Ich wurde 1892 geboren. Damit sollte ich hundertundvier Jahre alt sein, wenn ich noch richtig zählen kann.«
    Sie starrte mich sprachlos an.
    Ich hielt ihr den Rest des Manuskripts hin und erinnerte mich, wie John mich berührt hatte, dort in seiner Zelle. Sie werden nicht explodieren, hatte er gesagt und ein bisschen bei der Vorstellung gelächelt, und ich war auch nicht explodiert … aber etwas war trotzdem mit mir geschehen. Etwas Dauerhaftes.
    »Lies den Rest«, sagte ich. »Darin stehen die Antworten, die ich habe.«
    »Also gut«, sagte sie fast flüsternd. »Ich habe ein bisschen Angst, das kann ich nicht leugnen, aber … in Ordnung. Wo wirst du sein?«
    Ich stand auf, reckte mich und lauschte dem Knacken meiner Wirbelsäule. Eines wusste ich mit Sicherheit – ich konnte den Wintergarten nicht mehr ausstehen. »Draußen auf der Krocketbahn. Ich will dir immer noch etwas zeigen, und das ist in dieser Richtung.«
    »Ist es … gruselig?« In ihrem furchtsamen Blick sah ich das kleine Mädchen, das sie gewesen war, als Männer im Sommer Strohhüte und im Winter Mäntel aus Waschbärfell getragen hatten.
    »Nein«, sagte ich lächelnd. »Nicht gruselig.«
    »In Ordnung.« Sie schwenkte die Seiten. »Ich lese auf meinem Zimmer. Dann treffen wir uns auf der Krocketbahn …« Sie blätterte durch das Manuskript und schätzte die Seitenzahl. »Um vier? Einverstanden?«
    »Perfekt«, sagte ich und dachte an den allzu neugierigen Brad Dolan.
    Der würde dann weg sein.
    Elaine drückte leicht meinen Arm und verließ den Wintergarten. Ich blieb einen Augenblick lang stehen, schaute auf den Tisch und konnte nicht glauben, dass er leer war, bis auf das Tablett, auf dem Elaine mir an diesem Morgen das Frühstück gebracht hatte. Meine Seiten waren verschwunden. Ich konnte irgendwie nicht fassen, dass ich fertig war … und wie Sie sehen, war ich das auch noch nicht, weil ich nach dem Bericht über John Coffeys Hinrichtung und der Übergabe der letzten Seiten an Elaine all dies hier noch geschrieben habe. Und schon vorher hatte ein Teil von mir

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