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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fragte McGee mit seiner tiefen, ernsten Stimme. »Willst du mir das erzählen?«
    Und Coffey sagte zu McGee und den anderen fast genau das Gleiche, was er zu mir sagte; es waren auch die letzten Worte, die der Verteidiger der Jury bei Coffeys Prozess sagte: »Ich konnte nichts dafür«, sagte John Coffey mit den ermordeten, geschändeten und nackten Mädchen auf seinen Armen. Tränen rannen wieder über seine Wangen. »Ich versuchte, es aufzuhalten, aber es war zu spät.«
    »Junge, du bist unter Mordverdacht verhaftet«, sagte McGee, und dann spuckte er John Coffey ins Gesicht.
    Die Geschworenen zogen sich eine Dreiviertelstunde zurück. Gerade genug Zeit für ein eigenes, kleines Mittagessen. Ich frage mich, ob sie überhaupt Appetit hatten.

5
    Ich denke, Sie wissen, dass ich all das nicht an einem heißen Oktobernachmittag in der bald zu räumenden Gefängnisbücherei herausfand, aus alten Zeitungen, die in ein paar Pomona-Orangenkisten gestapelt waren, aber ich erfuhr genug, um an diesem Abend keinen Schlaf zu finden. Als meine Frau um zwei Uhr morgens aufstand und mich in der Küche sitzen sah, wo ich Buttermilch trank und eine selbst gedrehte Bugler-Zigarette rauchte, fragte sie mich, was los wäre, und ich belog sie, eines der wenigen Male in unserer langen Ehe. Ich sagte, ich hätte wieder mal Krach mit Percy Wetmore gehabt. Das stimmte natürlich, aber das war nicht der Grund, weshalb ich noch so spät auf war. Für gewöhnlich konnte ich Percy im Büro lassen.
    »Nun, vergiss diesen faulen Apfel und komm ins Bett«, sagte meine Frau. »Ich habe etwas, was dir beim Einschlafen helfen wird, und du kannst so viel davon haben, wie du willst.«
    »Das klingt gut, aber ich denke, wir lassen das besser«, sagte ich. »Mein Wasserwerk ist nicht in Ordnung, und ich möchte dich nicht anstecken.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Wasserwerk? Ich nehme an, du hast dir das von einer Nutte geholt, als du beim letzten Mal in Baton Rouge warst.« Ich war nie in Baton Rouge und habe folglich dort auch keine Nutte angerührt, und wir beide wussten das.
    »Es ist nur ein einfacher Harnwegsinfekt«, sagte ich. »Meine Mutter pflegte zu sagen, Jungen holen sich die beim Pinkeln, wenn der Nordwind bläst.«
    »Deine Mutter pflegte auch den ganzen Tag im Haus zu bleiben, wenn sie etwas Salz verschüttet hatte«, erwiderte meine Frau. »Dr. Sadler …«
    »Nein danke«, unterbrach ich mit erhobener Hand. »Er wird mir Sulfonamid verordnen, und bis zum Wochenende sind dann alle Ecken meines Büros vollgekotzt. Ich lasse den Dingen lieber ihren Lauf, aber in der Zwischenzeit halte ich es für besser, wenn wir nicht auf den Spielplatz gehen.«
    Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn, gleich über meiner linken Augenbraue, was immer ein Kribbeln bei mir hervorruft … wie Janice nur zu gut weiß. »Armes Baby. Als ob dieser schreckliche Percy Wetmore nicht reicht. Komm bald ins Bett.«
    Das tat ich, aber vorher trat ich auf die hintere Veranda hinaus, um mich zu erleichtern (und ich prüfte vorher mit angefeuchtetem Finger die Windrichtung; was uns unsere Eltern sagen, wenn wir klein sind, bleibt selten unbeachtet, ganz egal, wie albern es sein mag). Das Pinkeln im Freien ist eine der Freuden des Landlebens, die sich bei den Poeten nie ganz herumgesprochen hat, aber in dieser Nacht war es keine Freude; das Wasser, das aus mir rann, brannte wie ein Strahl von brennendem Petroleum. Aber ich dachte, es wäre an diesem Nachmittag noch ein bisschen schlimmer gewesen, und wusste, dass es vor zwei oder drei Tagen schlimmer gewesen war. Ich hoffte, dass ich auf dem Wege der Besserung war. Niemals war eine Hoffnung unbegründeter. Keiner hatte mir gesagt, dass ein Bazillus, der sich dort festgesetzt hat, wo es warm und feucht ist, sich manchmal einen Tag oder zwei ausruhen kann, bevor er wieder erstarkt. Es hätte mich überrascht, wenn ich das gewusst hätte. Es hätte mich noch mehr überrascht, wenn ich erfahren hätte, dass es in fünfzehn oder zwanzig Jahren Pillen geben würde, mit denen diese Infektion in Rekordzeit aus dem Körper verbannt werden konnte … Auch wenn diese Pillen ein wenig Magenbeschwerden oder Durchfall bewirken konnten, brauchte man davon nicht zu kotzen wie von Dr. Sadlers Sulfonamid-Pillen. Damals, 1932, konnte man nicht viel mehr tun, als abzuwarten und das Gefühl zu ignorieren, dass jemand einem Petroleum ins Wasserwerk geschüttet und dann mit einem Streichholz angezündet hatte.
    Ich rauchte auf, ging ins

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