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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ohnehin nicht viel Sinn.
    Eine Viertelstunde später war ich wieder am Pult, hinter dem der erschüttert wirkende Brutus Howell saß und an der Spitze des Bleistifts lutschte, der für Eintragungen ins Besucherbuch benutzt wurde. »Hörst du mit dem Lutschen auf, bevor du dich vergiftest, Mann?«, fragte ich.
    »Allmächtiger«, sagte er und legte den Bleistift hin. »Ich will nie mehr so ein Theater erleben, wenn ein Gefangener in unseren Block kommt.«
    »Mein Daddy pflegte zu sagen, aller guten und aller schlechten Dinge sind drei«, gab ich zurück.
    »Nun, ich hoffe, dein Daddy hat in diesem Punkt Scheiße gelabert«, erwiderte Brutal, aber das hatte mein Daddy natürlich nicht. Es gab einen Windstoß, als John Coffey eingeliefert wurde, und einen heftigen Sturm, als Wild Bill zu uns kam – komisch, aber es kommt anscheinend wirklich alles immer dreimal. Die Geschichte, wie wir Wild Bill kennenlernten, als er zur Green Mile kam und versuchte, einen Mord zu begehen, werde ich in Kürze erzählen; nur zur Warnung.
    »Was ist an der Geschichte dran, dass Delacroix ihm zwischen die Beine fassen wollte?«, fragte ich.
    Brutal schnaubte. »Er war an den Füßen gefesselt, und Percy hat ihn zu schnell herausgezogen, das war alles. Er stolperte und stürzte beim Aussteigen aus der Stagecoach. Er streckte im Reflex die Arme vor, wie es jeder machen würde, der fällt, und eine Hand streifte Percy vorn an der Hose. Es war ein Missgeschick.«
    »Meinst du, Percy wusste das?«, fragte ich. »Hat er das vielleicht als Vorwand benutzt, weil er Delacroix ein bisschen verprügeln wollte? Weil er ihm zeigen wollte, wer hier das Sagen hat?«
    Brutal nickte langsam. »Ja. Ich denke, so war es wahrscheinlich.«
    »Dann müssen wir ihn im Auge behalten«, sagte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Als ob der Job nicht schon hart genug war. »Gott, ich hasse das. Ich hasse ihn .«
    »Ich auch. Und willst du noch etwas wissen, Paul? Ich verstehe ihn nicht. Er hat Beziehungen, das verstehe ich, aber warum nutzt er sie, um einen Job auf der verdammten Green Mile zu bekommen? Überhaupt irgendwo im Strafvollzug? Warum nicht für einen Posten im Verwaltungsdienst oder so? Gewiss hätten ihm seine Leute etwas Besseres zuschustern können, wenn er sie darum gebeten hätte. Warum ist er also hier? «
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste es nicht. Es gab vieles, was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Ich nehme an, ich war naiv.

8
    Danach wurden die Dinge wieder normal … jedenfalls für eine Weile. Unten in der County-Hauptstadt bereitete sich der Staat vor, John Coffey den Prozess zu machen, und Sheriff Homer Cribus vom County Trapingus rümpfte die Nase über den Vorschlag, dass ein Lynchmob der Gerechtigkeit schneller Genüge tun könnte. Nichts davon spielte für uns eine Rolle; in Block E schenkten wir Nachrichten nicht viel Beachtung. Das Leben auf der Green Mile war in gewisser Weise wie das in einem schalldichten Raum. Von Zeit zu Zeit hörte man ein Gemurmel, das vielleicht draußen in der Welt eine Explosion war, aber das war auch schon alles. Sie wollten mit John Coffey nichts überstürzen, sondern sich ihrer Sache bei ihm ganz sicher sein.
    Percy piesackte Delacroix ein paarmal, und schließlich zog ich Percy zur Seite und forderte ihn auf, in mein Büro zu kommen. Es war nicht das erste Gespräch mit Percy über sein Verhalten, und es würde nicht das letzte sein, aber es wurde durch das wohl klarste Verständnis dafür, was er war, ausgelöst. Er hatte das Herz eines grausamen Bengels, der nicht in den Zoo geht, um die Tiere zu betrachten, sondern um sie in ihren Käfigen mit Steinen zu bewerfen.
    »Du lässt ihn jetzt in Ruhe, verstanden?«, sagte ich. »Bis ich keine andere Anweisung gebe, bleibst du ihm verdammt noch mal von der Pelle.«
    Percy kämmte sein Haar zurück und strich mit seinen zarten Händchen darüber. Dieser Kerl liebte es einfach, über sein Haar zu streicheln. »Ich habe ihm nichts getan«, antwortete er. »Ich habe ihn nur gefragt, was für ein Gefühl es ist, zu wissen, dass man ein paar Babys verbrannt hat, das war alles.« Percy schaute mich unschuldig mit großen Kulleraugen an.
    »Du hörst damit auf, oder es gibt einen Bericht«, drohte ich.
    Er lachte. »Schreib jeden Bericht, den du willst. Dann schreibe ich auch einen, wie ich schon sagte. Mal sehen, wer besser dabei abschneidet.«
    Ich neigte mich vor, die Hände auf meinem Schreibtisch aufgestützt, und sprach in einem Tonfall, der

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