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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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über die verunstaltete Wange des Jungen. »Ich nehme an, er kann sich glücklich schätzen, weil er nicht ganz blind geworden ist. Wir knien uns nieder und wenigstens dafür danken wir Gott. Nicht wahr, Caleb?«
    »Ja, Sir«, sagte der Junge scheu – der Junge, der von lachenden Kindern auf dem Spielplatz in all seinen elenden Schuljahren gnadenlos verspottet werden würde, der Junge, der nie zum Mitspielen gebeten und im Mannesalter vielleicht nie mit einer Frau schlafen würde, ohne sie bezahlen zu müssen, der Junge, der immer außerhalb des warmen und hellen Kreises anderer stehen würde, der Junge, der sich in den nächsten fünfzig oder sechzig oder siebzig Jahren seines Lebens im Spiegel betrachten und denken würde: hässlich, hässlich, hässlich.
    »Geh und hol dir deine Kekse«, sagte der Vater und küsste seinen Sohn auf den schiefen Mund.
    »Ja, Sir«, sagte Caleb und fitzte in die Küche.
    Hammersmith nahm ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich über die Augen – sie waren jetzt trocken, aber ich nehme an, er hatte sich daran gewöhnt, dass sie sonst feucht waren.
    »Der Hund war hier, als die Kinder geboren wurden«, erzählte er. »Als Cynthia sie von der Klinik heimbrachte, ging ich mit ihnen zu der Hundehütte, damit er sie riechen konnte, und Sir Galahad leckte ihre Hände. Ihre kleinen Hände.« Er nickte, als wollte er sich das selbst bestätigen. »Er spielte mit ihnen; leckte Arden immerzu das Gesicht ab, bis sie kicherte. Caleb zupfte ihn an den Ohren, und als er das Gehen lernte, hielt er sich manchmal an Galahad fest und watschelte über den Hof. Der Hund hat ihn nie auch nur angeknurrt. Keines der Kinder.«
    Jetzt kamen die Tränen; er wischte sie automatisch fort wie jemand, der es so oft getan hatte, dass es ihm in Fleisch und Blut übergegangen war.
    »Es gab keinen Grund«, sagte er. »Caleb hat ihm nichts getan, ihn nicht angeschrien, ihn nicht gereizt. Ich weiß es. Ich war dabei. Wenn ich nicht dabei gewesen wäre, dann hätte der Junge es höchstwahrscheinlich nicht überlebt. Es ist nichts geschehen, Mr. Edgecombe. Der Junge stand nur vor dem Gesicht des Hundes, und es kam Sir Galahad in den Sinn – was auch immer einem Hund als Sinn dient -, ihn anzuspringen und zu beißen. Zu töten, wenn möglich. Der Junge stand vor ihm, und der Hund biss. Und das geschah auch mit Coffey. Er war dort, sah die Mädchen auf der Veranda, schnappte sie sich, vergewaltigte sie, tötete sie. Sie sagen, es müsste irgendein Anzeichen darauf geben, dass er so etwas schon einmal getan hat, und ich weiß, was Sie meinen, aber vielleicht hat er es nie zuvor getan. Mein Hund hat vorher noch nie jemanden gebissen; nur dieses eine Mal. Vielleicht würde Coffey es nie wieder tun, wenn man ihn freiließe. Vielleicht hätte mein Hund auch nie wieder gebissen. Aber darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, wissen Sie. Ich ging mit meinem Gewehr raus und habe ihm den Kopf weggeblasen.«
    Er atmete schwer.
    »Ich bin so aufgeklärt wie jeder andere auch, Mr. Edgecombe. War auf dem College in Bowling Green, habe Geschichte und Journalismus und auch etwas Philosophie studiert. Ich halte mich gern für aufgeklärt. Ich bezweifle, dass die Leute oben im Norden dem zustimmen würden, aber ich sehe mich gern so. Ich würde die Sklaverei für all den Tee in China nicht wieder einführen. Ich denke, wir müssen human und großzügig in unseren Bemühungen sein, das Rassenproblem zu lösen. Aber wir müssen auch bedenken, dass Ihr Neger beißen wird, wenn er die Gelegenheit bekommt, genau wie ein Mischlingshund beißen wird, wenn er die Chance hat und es ihm in den Sinn kommt, das zu tun. Sie wollen wissen, ob er es getan hat, Ihr weinerlicher Mr. Coffey mit all den Narben?«
    Ich nickte.
    »O ja«, sagte Hammersmith. »Er hat es getan. Zweifeln Sie nicht daran, und wenden Sie ihm nicht den Rücken zu. Sie haben vielleicht einmal oder hundertmal Glück … sogar tausendmal …, doch am Ende …« Er hob eine Hand und ließ Finger und Daumen schnell zusammenschnappen und verwandelte sie damit in ein beißendes Maul.
    »Verstehen Sie?«
    Ich nickte abermals.
    »Er vergewaltigte sie, tötete sie, und danach tat es ihm leid … aber diese kleinen Mädchen blieben geschändet, diese kleinen Mädchen blieben getötet. Aber Sie werden es ihm besorgen, nicht wahr, Edgecombe? In ein paar Wochen werden Sie es ihm besorgen, damit er nie wieder so etwas tut.« Er erhob sich, ging zum Verandageländer und schaute

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