The Haunted
ich nahm ein paar Scheibchen, dann gab ich die Platte an Mrs M. weiter. Ich spießte ein Stück auf meine Gabel und wollte es gerade zum Mund führen, als mir plötzlich wieder der verbrannte Geruch in die Nase stieg.
Ich betrachtete den Happen. Nein, er hatte keinen verbrannten Rand. Als ich noch einmal daran roch, nahm ich den Geruch nur noch schwach wahr. Und die anderen machten nicht den Eindruck, als würde sie irgendetwas stören.
Wieder führte ich die Gabel zum Mund und zwang mich, das Fleisch zu essen. Es schmeckte ganz gut, wenn auch ein bisschen fad. Ich spießte ein weiteres Stückchen auf und roch diskret daran. Aber der Geruch war in Ordnung. Ich schüttelte den Kopf, um wieder Klarheit zu bekommen.
Den zweiten Bissen brachte ich problemlos hinunter. Ich entspannte mich. Aber ab und an schnappte ich wieder eine Andeutung dieses seltsamen Geruchs auf. Es war fast, als würde ich Sophies Parfum auf der Zunge schmecken. Offenbar ging mein Geruchssinn eine seltsame Verbindung mit meinem Geschmackssinn ein.
Die Unterhaltung wurde abwechselnd lebhafter und ebbte wieder ab. Alle redeten in etwa gleich viel, nur Mrs M. war eigenartig still. Aber ich glaube, ich war die Einzige, der das auffiel. Die Zeit verstrich und Sophie und Kame waren die Ersten, die verkündeten, dass es nun Zeit sei zu gehen.
Sophie trat auf Mrs M. zu, gab ihr die Hand und reichte ihr ihre Visitenkarte. »Ich weiß, Sie sind noch nicht so weit, über eine endgültige Lösung nachzudenken, aber sobald Sie so weit sind, rufen Sie mich bitte an. Ich werde dafür sorgen, dass Sie für Ihr Haus einen ausgezeichneten Preis bekommen.«
Mrs M. steckte pflichtbewusst die Visitenkarte ein und murmelte ein höfliches Dankeschön. Ich hätte am liebsten mitleidig den Kopf geschüttelt. Die arme Sophie würde mit den Maxwells nie im Leben ins Geschäft kommen. Die Maxwells würden niemals aus Sleepy Hollow wegziehen.
Dad und Kame standen in der Nähe und sprachen über ein Baseballspiel. Ich hörte, wie Dad sagte: »Kame – das ist ein recht ungewöhnlicher Name. Familienerbe?«
Kame warf einen kurzen Blick auf mich, dann meinte er: »Ja, man kann wohl sagen, der ist familienbedingt.«
Dad klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Plötzlich stand Sophie neben mir und Kame direkt hinter mir. Ich war überrascht, wie schnell er Dad entkommen war.
»Wir freuen uns sehr, dass wir die Gelegenheit hatten, dich kennenzulernen, Abbey«, sagte Sophie mit ihrer melodischen, wundervollen Stimme. Sie stellte keinen Versuch an, meine Hand noch einmal zu schütteln, wofür ich ihr aufrichtig dankbar war. Doch sie sah mich sehr eindringlich an, genau wie Kame. Wieder lief mir ein Schauer über den Rücken. Es war … merkwürdig und unbehaglich, von den beiden so angestarrt zu werden.
»Äh, ja«, sagte ich schließlich und trat einen Schritt zurück. »Schön, Sie kennengelernt zu haben. Viel Glück bei der Eröffnung Ihrer neuen Immobilienfiliale und so.«
Sophies Blick wurde schärfer und Kame lächelte breit, wobei sich überraschend weiß schimmernde, fantastisch aussehende Zähne zeigten. »Pass auf dich auf, Abbey«, sagte er. »Pass gut auf dich auf.«
Kapitel zwanzig – Das fehlende Teilchen
»… und überdies, welche Möglichkeit gab es, einem Geiste oder Kobold, wenn dies ein solcher war, zu entgehen, da diesem die Flügel des Windes zu Gebote stunden?«
Sleepy Hollow von Washington Irving
Eine Woche später saß ich vor meinem neuen Laptop und arbeitete an meinem Businessplan. Ich notierte ein paar Sätze, die hoffentlich zu meiner Absichtserklärung passten, und ließ dann die Gedanken schweifen. Sie kehrten immer wieder zu dem seltsamen Abendessen mit den Immobilienmaklern zurück. Warum waren mir die beiden so bekannt vorgekommen? Hatte ich sie bei der Brückeneinweihungsfeier gesehen?
Mein Handy klingelte. Froh über die Ablenkung ging ich dran.
»Abbey? Spreche ich mit Abbey?«
Ich erkannte die Stimme nicht. »Ja, wer …«
»Ich bin’s, Aubra.«
Ich fiel fast vom Stuhl. »Oh, äh hi …«
»Ich habe mir deine Nummer aus dem Büro deines Onkels besorgt.«
»Okay.« Meine Güte, ich war ja ausgesprochen gesprächig.
»Hör mal, ich brauche dich hier im Laden, nur für eine Stunde.«
»Aber es ist Samstagabend. Ich arbeite samstags nicht.«
Aubra atmete laut aus. »Ja, das weiß ich auch! Aber du musst mich vertreten, weil ich etwas Dringendes zu erledigen habe. Dein Onkel ist nicht da. Er muss wieder einmal ein
Weitere Kostenlose Bücher