The Haunted
klasse aus, Tony«, sagte Ben. Er schob ein dampfendes Stück auf einen Pappteller, reichte ihn mir und bediente sich dann selbst.
Die Pizza war viel zu heiß, um sie sofort zu essen, doch für Ben schien das kein Problem zu sein.
»Also, wie war es denn?«, fragte er mit einem Stück Käse im Mund.
»Ganz okay. Zuerst hat der Bürgermeister eine Rede gehalten, dann habe ich etwas gesagt und dann sind wir wieder gefahren.«
»Ich wäre gern dabei gewesen«, sagte er leise. Er schob sich die Kruste seines Pizzastücks in den Mund und verschlang den Rest mit zwei Bissen.
»Ich war traurig, dass du nicht da warst und wie versprochen deinen Spickzettel hochgehoben hast«, scherzte ich. »Aber, äh … du könntest mir dafür bei etwas anderem behilflich sein.« Mit gesenktem Blick sprudelte ich den Rest hektisch hervor: »Ich müsste eigentlich einen Sommerkurs machen, aber ich konnte Mr Knickerbocker davon abbringen, falls du dich einverstanden erklärst, mir Nachhilfe zu geben, damit ich am Ende der Ferien eine große Prüfung schreiben kann.«
Ben griff nach einem zweiten Stück Pizza. »Was? Abbey, manchmal redest du wie ein Wasserfall. Wie war das? Du musst einen Sommerkurs machen?«
Ich nickte. »Weil ich in Chemie praktisch durchgerasselt bin.«
»Und du hast Mr Knickerbocker den Kurs ausgeredet?«
»Er sagte, wenn du damit einverstanden bist, mir den Sommer über Nachhilfe zu geben, kann ich stattdessen einfach noch eine Abschlussprüfung schreiben.« Ich lugte zu ihm hoch. »Ich weiß, dass ich wirklich viel von dir verlange, Ben, weil du auch noch zwei Jobs hast und so. Aber ich brauche wirklich deine Hilfe.«
»Na ja, ich bin schon ziemlich gut in Naturwissenschaften«, meinte er nachdenklich und ich grinste.
»Heißt das, du machst es? Mr Knickerbocker gibt dir dafür auch Unterlagen und so.«
Er schien einen Moment lang zu überlegen, dann nickte er. »Klar. Ich mache es.«
Ich wäre fast aufgesprungen, um ihm an Ort und Stelle um den Hals zu fallen. »Wirklich? Wirklich, wirklich? Im Ernst, ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll!«
Seine Augen blitzten schelmisch und er setzte ein neckisches Grinsen auf. »Da fällt mir bestimmt noch etwas ein.«
Ich griff nach einem Stück Pizza, hielt jedoch auf halbem Weg inne und seufzte scheinheilig. »Ich weiß. Genau das ist es, wovor ich Angst habe.«
Kapitel fünf – Verzaubert
»Ein schläfriges, träumerisches Wesen scheint auf dem ganzen Lande zu liegen und selbst in der Atmosphäre vorzuherrschen. «
Sleepy Hollow von Washington Irving
Ich wusste nicht, was mich geweckt hatte. In einer Minute schlief ich friedlich und in der nächsten lag ich da und starrte an die dunkle Wand. Mit einem Ruck drehte ich mich auf den Rücken, warf die Decke zurück und legte einen Arm über meine Augen. Ich wollte nur eines, nämlich weiter schlafen. Wieso war ich wach?
Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu entspannen. Während ich jeden Muskel meines Körpers dazu zwang, reglos zu werden, atmete ich tief ein und aus. Aber mein Nacken lag nicht bequem; ich wusste, dass ich in dieser Position nicht einschlafen würde. Schnell drehte ich mein Kissen um und fühlte die glatte, kühle Seite des Bezugs, die auf dem Betttuch gelegen hatte. Es war himmlisch und ich begrub mein Gesicht darin. Der Duft nach frischer Wäsche kroch mir in die Nase und machte mich schon wieder schläfrig.
Ich suchte nach meinem zweiten Kissen, um auch daran zu schnuppern, aber es war ein Stück in den Spalt zwischen der Matratze und dem Kopfbrett gerutscht. Ich musste kräftig daran ziehen. Als es draußen war, schob ich eine Hand darunter, um es auch umzudrehen.
Und spürte etwas Kaltes, Hartes.
Meine Finger ertasteten ein kleines Quadrat. Als ich erkannte, was es war, zuckte ich unwillkürlich zurück. Eine der Halsketten, die Caspian für mich gemacht hatte. Wie durch einen Reflex strich ich über die glatten Glasplättchen und fand das daran befestigte schwarze Seidenband.
Ich zog die Kette heraus und hielt sie in der Hand. Entsetzen überkam mich. Wie kann dies wirklich sein? Wenn er selbst doch nicht wirklich ist. Es macht keinen Sinn.
Dann überkam mich ein grässliches Verlangen, das mich zwang, die Kette anzulegen … Verzweifelt versuchte ich, mich dem Drang zu widersetzen. Vor Anstrengung begann meine Hand zu zittern. Trotzdem schaffte ich es nicht. Ich wusste nicht, wie die Kette hierher gekommen war. Es musste irgendeine andere Erklärung dafür
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