Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
geben.
    Ich hielt sie an meine Wange. Das Glas war kalt und sanft. Wie der Kuss eines sterbenden Liebhabers.
    Verzweifelt warf ich die Kette zu Boden. Sie machte mich verrückt. Diese irrationalen Gedanken und Gefühle. Was tat ich? Sie verfolgte mich.
    Ich verkroch mich wieder unter meiner Decke und schloss die Augen. Schlaf. Schlaf ein. Morgen früh würde alles besser sein. Ich brauchte einfach nur Schlaf. Ich vergrub den Kopf tiefer im Kissen und glitt in einen Traum hinüber.
     
    Wind blies mir die Haare ins Gesicht und ich lachte laut, während ich versuchte, die schwarzen Locken zur Seite zu schieben. Aus dem Radio dröhnte ein Rhythmus mit erderschüt ternden Bassbeats und sich in die Höhe schwingenden Gitarrenriffs. Wir rasten den Highway entlang. Mit geschlossenen Augen lehnte ich den Kopf zurück und spürte die Vibrationen durch meinen ganzen Körper jagen. Meine Zehen wippten in den Stiefeln im Takt und prickelten vor Vergnügen.
    Ich breitete die Arme aus, umfasste den Wind und ritt auf ihm. Zwischen dem Himmel und mir war keine Grenze. Wir waren eins.
    Ein Schrei aus purer Freude löste sich von meinen Lippen, ich fühlte mich leicht wie Luft. Wenn ich wollte, konnte ich jeden Moment forttreiben, hinaus aus dem Auto. Die Musik war das Einzige, was mich unten hielt. Das Einzige, was meiner Seele Halt gab.
    Eine Hand griff nach meiner. Unsere Finger berührten sich, verschlangen sich ineinander. Ich drehte den Kopf und hielt diese Hand an meine Wange. Als ich die Augen öffnete, war ich nicht überrascht, braune Augen zu sehen. Und lockige braune Haare.
    Keine Überraschung … aber auch keine Erregung.
    Ben grinste mir zu und die wilde Musik wurde langsam leiser, verstummte.
    Nur für eine Sekunde, aber es geschah.
    »Machen wir eine Pause, Babel« , rief er.
    Ich nickte. Dann lief die Musik weiter. Es war jetzt ein anderer Song, aber mit demselben peitschenden Rhythmus. Das Auto wurde langsamer und hielt an. Ich schaute nach unten und stellte überrascht fest, dass wir nicht in Bens grünem Jeep saßen, sondern in einem roten Sportwagen.
    Die Szenerie um uns herum schimmerte und verwandelte sich von einer endlosen orangefarbenen Wüste in einen silbernen Speisewagen im Stil der Fünfzigerjahre. Wir waren jetzt drinnen und ich betrachtete die kitschige Ausstattung.
    Mit Plastik überzogene, fettige und von angetrockneten Essensresten verschmutzte Speisekarten lagen auf runden Tischen aus rotem Vinyl. Der Boden war mit Linoleum in einem schwarz-weißen Karomuster ausgelegt; manche Ecken lösten sich ab und bogen sich nach oben. Eine Musikbox spielte, der Song »I Only Have Eyes For You« erfüllte den kleinen Raum.
    Ben ergriff wieder meine Hand, drehte den Handteller nach oben und begann, die Linien nachzufahren, die darin zu sehen waren. Ein Gefühl wie ein Déjà-vu überkam mich, mein Magen krampfte sich zu einer harten Kugel zusammen, die auf den Boden fiel.
    Ich zog meine Hand zurück. Ich sollte ihm sagen, er soll nicht … soll nicht … irgendetwas. Ich musste ihm etwas sagen.
    Doch dann lächelte er mir zu und das ungute Gefühl verschwand wieder. »Möchtest du tanzen?«
    Natürlich. Das machte mich glücklich. Das machte Spaß.
    … richtig?
    Er zog mich an sich und plötzlich war die Musik lauter, sie umschloss uns vollständig. Ich sah mich um und stellte fest, dass der Speisewagen leer war. Keine Kellnerinnen, kein Personal, nicht einmal andere Gäste.
    Ben führte uns in eine Ecke. Dem Blick von der Kasse, der Theke, sogar der Küche verborgen, war dies unsere ganz private Bühne. Die Musik erfüllte den ganzen Raum und drang in meine Ohren. Sie machte mir Kopfschmerzen. Wieder und wieder lief derselbe Song.
    Ben drehte mich einmal um meine eigene Achse und ich landete an der Wand, schwindlig und außer Atem. Er kam näher. »Du bist so wunderschön, Abbey. Habe ich dir das jemals gesagt? Ich weiß nicht …«
    Diese Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken und ich schloss die Augen. War dies das Gefühl, auf das ich gewartet hatte? Seine Füße stießen leicht an meine, als er ein Bein näher an mich heranschob. Ich presste den Rücken an die Wand und drückte meine Wirbelsäule durch. Ich weiß nicht, warum ich das tat, aber es fühlte sich gut an … richtig.
    Er nahm meine wortlose Einladung an und drängte sich an mich. Ich errötete, als ich hinuntersah, und erkannte, dass ich sein Bein zwischen meine nahm.
    Ich begann, mich von ihm wegzubewegen …
    »Nicht« , flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher