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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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ihn herzuwinken oder ihn zu warnen, mir bloß nicht zu nahe zu kommen, wusste ich nicht. Doch plötzlich sprang der Wagen an.
    Caspian saß am Steuer.
    Ich schaute zweimal hin, um mich zu vergewissern, dass es nicht in Wirklichkeit wieder Ben war, der einmal aufblitzte und dann wieder verschwand. Aber Ben stand noch immer vor dem Speisewagen. Wir rasten die Kiesauffahrt hinaus, Steinchen schossen unter den Reifen hervor. Ich merkte, dass ich noch immer die Hand hochhielt. Jetzt spürte ich wieder den Wind an der Handfläche …
    »Was ist los?« , stieß ich hervor. Meine Kehle war trocken und rau. »Wieso passiert mir das?«
    Caspian antwortete nicht; stattdessen schaltete er das Radio ein. Eine Geige weinte voller Traurigkeit. »Weißt du denn nicht, mein Liebster?« , schmachtete eine weibliche Stimme leise und voller Rührung. »Würdest du sterben, mein Liebster? Ich warte, warte auf dich. Diese Asche ist zu Knochen geworden. Ich warte, warte auf dich. Warte … warte auf dich. «
    Während die Violine die ersterbenden letzten Worte der Sängerin wiederholte, wandte sich Caspian mir zu und blickte mir direkt in die Augen. »Ich warte, warte auf dich. «
     
    Ich setzte mich steif auf, mein Atem ging heftig, meine Brust hob und senkte sich. Dicke, feuchte Strähnen klebten an meinen Schläfen. Ich schob sie zur Seite und versuchte, langsamer zu atmen. Mein Puls raste und ich fühlte mich, als hätte ich Fieber. Und dann hatte ich einen verrückten Gedanken.
    Ich schwang die Beine aus dem Bett, ging ins Badezimmer und machte das Licht an. Natürlich waren meine Haare nicht vom Wind zerzaust. Und meine Lippen sahen nicht aus, als seien sie eben geküsst worden.
    Aber ich hatte die Augen weit aufgerissen und meine Wangen waren blass. Ich zwickte hinein, damit sie etwas Farbe bekamen, lehnte mich über das Waschbecken und spielte diesen verrückten Traum noch einmal durch.
    Bekam ich jetzt wieder einen Nervenzusammenbruch? Oder versuchte mein Unterbewusstsein, mir etwas mitzuteilen?
    Ich blieb noch eine Minute stehen und ging dann wieder ins Schlafzimmer. Doch nach einem Blick auf meine zerwühlte Bettwäsche war mir klar, dass ich so bald nicht wieder würde schlafen können. Mein Fuß stieß an die auf dem Boden liegende Halskette; ich beförderte sie mit einem heftigen Tritt unter das Bett. So weit es mich anging, existierte sie nicht.
    Ich schaltete die Schreibtischlampe ein und trat vor mein neues Parfumschränkchen. Aus der Schreibtischschublade holte ich einen Stift, eine Schere und etwas unbenutztes Papier heraus, das aussah wie altes Pergament. Dann öffnete ich meine Vorratstasche. Beginnend mit der untersten Reihe machte ich für jedes Fläschchen ein Etikett, sodass es eine eigene Schublade in dem Schränkchen hatte.
    Während ich die Namen aufschrieb, hatte ich die betörende Melodie einer Geige im Ohr und dachte über die Beschreibung eines dazu passenden Parfums nach.
    Lavendel. Geißblatt. Jasmin. Wilde Veilchen. Etwas, das ein wenig an Sehnsucht und gebrochene Herzen erinnerte. Verwelkte Rosen, auf dem Grab einer geliebten Person zurückgelassen. Eine zwischen den Seiten eines Konzertprogramms getrocknete Nelke. Vergessenes Schleierkraut, das zusammen mit dem grünen Wachspapier des Bouquets hastig weggeworfen worden war …
    Während ich mögliche Zusammensetzungen rasch auf einem Stück des Pergamentpapiers notierte, fiel mir der perfekte Name für diesen neuen Duft ein. Ich würde ihn »Ashes Turned Bone« nennen – Asche, die zu Knochen geworden war.
     
    Später an diesem Morgen füllte ich meine Müslischale und trank ein großes Glas Fruchtsaft sowie eine Tasse Tee. Ich war nach dem Traum nicht mehr wieder ins Bett gegangen, fühlte mich trotz meiner Übermüdung aber eigenartig munter. Ich spürte ein großes Verlangen, wieder nach oben zu gehen und mich mit meinen Parfums zu beschäftigen.
    Mom kam in die Küche und machte eine Zwischenstation an der Kaffeemaschine, bevor sie sich zu mir setzte. »Hunger?« Ich lächelte ihr zu. »Ich arbeite an einem neuen Parfum.« Sie lächelte ebenfalls. Es war ein ausgesprochen glückliches Lächeln, das mich erkennen ließ, wie erleichtert sie war, dass ich mich wieder mit meinen Parfums beschäftigte. »Was hat dich inspiriert?«
    Asche, Knochen, Musik, unerwiderte Liebe. Wahrscheinlich nicht die Antwort, die sie sich wünschte. »Violinen.« Ich biss in ein Stück Toast und kaute knirschend.
    »Ah, verstehe. Saiten, altes Holz und

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