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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Kopf. Das leise Trommeln des Regens auf das Dach war wie eine tröstende Melodie, es hatte etwas Rhythmisches und Beruhigendes. Ich schob am Fußende des Betts ein paar Kissen zusammen und legte mich verkehrt herum darauf. So konnte ich das Gewitter besser beobachten.
    In meinem kleinen Kokon fühlte ich mich sicher und warm. Und als ich die Augen schloss, nahm ich die Blitze noch immer wahr. Sie tanzten und hüpften in seltsamen, flackernden Bildern …
     
    Donner rollte überall um mich herum und hallte wider, doch
    ich wusste, dass ich nur träumte, denn das Gewitter ereignete sich in meinem Zimmer. Weiße, sich aufspaltende Blitze zuckten und verbreiteten sich über die Decke. Dann krochen sie, Schlingpflanzen gleich, die Wände hinunter. Jedes Mal, wenn der Donner krachte, wurde er danach durch die winzigen Stromstöße der Schlingpflanzen weitergetragen.
    Dann bemerkte ich eine mit einem Umhang bekleidete Gestalt, die am Fuß meines Betts saß. Es war Kristen.
    »Geh mit mir spazieren, Abbey. « Ich hörte ihre Stimme glockenklar, doch ihre Lippen bewegten sich nicht. »Komm, gehen wir spazieren. «
    Und auf einmal waren wir auf dem Friedhof. Auf der anderen Seite, weit entfernt vom Haupteingang.
    Meine Füße bewegten sich immer weiter, obwohl ich versuchte anzuhalten. Ich schwebte über der Erde, nur meine Zehenspitzen schleißen über den harten Boden, während ich dahintrieb.
    »Wohin gehen wir, Kristen?« , fragte ich.
    Sie wandte mir das unter einer Kapuze verborgene Gesicht zu und deutete geradeaus. Ich erkannte den sich windenden Pfad sofort. Er führte zum Haus von Nikolas und Katy.
    Keuchend atmete ich ein. Nikolas und Katy waren nicht real. Beim Tee mit dem Kopflosen Reiter und Katrina Van Tassel aus der »Legende von Sleepy Hollow« gewesen zu sein, war nur etwas, das ich erfunden hatte. Wir mussten woandershin gehen.
    Wir gingen weiter. Es kam mir wie Stunden vor und langsam bemerkte ich, dass alles um mich herum feucht war. Der Boden, die Bäume, die sich bewegenden Farne, die nach unseren Beinen griffen. Es regnete, aber ich wurde nicht nass.
    Auch Kristen nicht.
    Wir kamen zu einem Haufen alter Steine und verrottender Schindeln. Abgestorbene Glyzinien klammerten sich an die Überreste des eingefallenen steinernen offenen Kamins. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Was war mit ihrem Haus geschehen?
    Kristen blieb stehen, sie drehte sich um und schob die Kapuze aus ihrem Gesicht. Ihre Haare waren klatschnass. »Geh« , sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht ohne dich, Kristen. Komm mit mir. Kommst du bitte mit mir?«
    »Ich kann nicht, Abbey. Ich kann nicht mit dir gehen. Du bist ganz allein. «
     
    Ein Donner weckte mich auf, ein echter Donner, und ich war kurz davor zu schreien. Er ist in meinem Zimmer. Der Donner ist in meinem Schlafzimmer! Einen Augenblick lang erleuchtete ein Blitz die Konturen meines Betts und zeigte eindeutig, dass das Gewitter draußen war, wo es sein sollte. Ich blickte um mich. Es ist nicht hier drinnen. Es war nur ein Traum. Kein Grund, Angst zu haben.
    Irgendwann während der Nacht hatte der Regen nachgelassen. Er klang jetzt nicht mehr wie eine Armee von Soldaten, die über das Dach marschierte, sondern nur mehr wie ein steter Trommelwirbel im Hintergrund. Ich schaltete meine Nachttischlampe an, stand auf und sah aus dem Fenster.
    Die Büsche neben den Bäumen bewegten sich leicht. Ich strengte meine Augen an, um zu erkennen, was dort war. Dann bewegten sich die Büsche noch einmal. Ich nahm mir eine Decke vom Bett und ging zum Treppenabsatz. Die Schaukel auf der Veranda war überdacht, also würde sie trocken sein, und sie bot einen besseren Blick. Ich konnte mich dorthin setzen und weiter beobachten, was sich im Gebüsch tat.
    Sobald ich zur Haustür hinaustrat, erinnerte mich eine kühle Brise daran, dass alles, was ich anhatte, mein dünnes weißes Sommerkleid war, und ich wickelte die Decke um mich.
    Dann setzte ich mich auf die Schaukel und schlug die Beine unter mir ein. Nach und nach konnte ich jeden Baum und Busch ausmachen, der unseren Garten von dem von Mr Travertine trennte. Kurz darauf bewegten sich die Büsche wieder und dann kam ein Reh heraus. Es hatte lange, dünne Beine, weiße Flecken und einen schlanken Hals und es kaute nasses Gras.
    Als daneben auch noch ein Kaninchen auf den Rasen hoppelte, konnte ich nicht verhindern, dass mir ein leises »Ohhh!« entwischte, als die beiden da Seite an Seite fraßen. Es war wie im Film Bambi, nur

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