Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
Konturen seiner Augenhöhlen erkennen, seiner Nase, seiner Lippen. Er sah mich an und ich bemerkte, dass auch ihm die Nähe zwischen uns auffiel.
    Ich verlagerte mein Gewicht und bewegte mich leicht auf ihn zu. Ist dies …? Sollen wir uns …?
    Plötzlich versuchte das Glühwürmchen loszufliegen und lenkte mich damit von Ben ab. »Oh!« Ich zog meine Hände unter den seinen hervor. Das Flattern winziger Insektenflügel gegen meine Haut machte mir fast eine Gänsehaut.
    Ben wirkte verwirrt.
    »Entschuldige«, sagte ich. »Es wollte losfliegen und hat mit den Flügeln gegen meine Hand geschlagen, das war unheimlich.«
    »Unheimlich, was?« Er lachte.
    Ich nickte. Was soll ich jetzt tun?
    Dann spürte ich seine Fingerspitzen warm an meinem Schlüsselbein, sah nach unten und stellte erschrocken fest, dass er seine Hand an meiner Halskette hatte.
    Er trat noch einen Schritt näher, sodass sich unsere Körper fast berührten. Er stand so dicht vor mir, dass ich aufschauen musste, um sein Gesicht zu sehen.
    »Dein Stern war schief«, flüsterte er.
    Aber er hatte ihn gerade gehängt.
    … und seine Hand war noch immer dort.
    Ein seltsames Gefühl überkam mich und ich wusste sofort, was als Nächstes passieren würde. Im Bruchteil einer Sekunde sah ich alles vor meinem inneren Auge ablaufen. Wie eine Szene in einem Film.
    Es hätte ein Augenblick atemloser Spannung sein sollen, doch ich empfand lediglich … Verrat? Moment. Das kann doch nicht stimmen.
    Ben senkte den Kopf und ich sagte das Erstbeste, was mir in den Kopf kam: »Er war ein Geschenk.«
    Er hielt lächelnd inne. »Ach ja? Von wem?«
    »Kristen.«
    Sobald ich ihren Namen aussprach, wusste ich es. Daher kam dieses Gefühl. Ich war dabei, Kristen zu verraten. Oder, besser gesagt, ich setzte mich über die Tatsache hinweg, dass Ben einmal in Kristen verknallt gewesen war, es bis zu einem gewissen Grad vielleicht noch immer war, und wenn ich ihn nun küsste, würde das bedeuten, dass ich den Beinahe-Freund meiner besten Freundin küsste.
    Das war nicht cool.
    Ben versteifte sich und hob den Kopf wieder an, fast so, als würde er dasselbe denken. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare, eine Geste, die ich seltsam vertraut fand, ohne jedoch zu wissen, wieso. »Abbey«, sagte er plötzlich. »Es wird spät. Ich sollte gehen.«
    Wusste er, was ich fühlte? »Okay«, murmelte ich. »Also, na ja, danke, dass du gekommen bist und so.« Jetzt begann es, peinlich zu werden.
    Ganz offenbar wusste er auch nicht, was er tun sollte, denn er beugte sich halb vor, um mich zu umarmen, und klopfte mir dabei auf den Rücken. »Also, einen schönen Geburtstag noch mal. Und ich schätze, wir sehen uns zur nächsten Chemiestunde.«
    »Ja. Danke fürs Kommen, Ben.«
    Er nickte und verschwand dann im Haus. Ich ging zur Veranda zurück und setzte mich wieder auf die zweite Stufe, neben die Reste meines Geburtstagskuchens.
    »Das war seltsam«, sagte ich laut zu mir selbst. »Wirklich seltsam.«
    Ein Grollen über mir durchbrach die Stille und Sekunden später erhellte ein gezackter grünlicher Blitz den Himmel. Der laute Donner, der darauf folgte, ließ mich zusammenfahren, doch ich blieb, wo ich war.
    Ich war noch nicht bereit hineinzugehen. Ich hatte noch etwas Kuchen aufzuessen.
     
    Ich starrte aus meinem Schlafzimmerfenster hinaus und schaute zu, wie der Regen in Strömen herunterprasselte. Mom und Dad hatten mir vor einer Stunde Gute Nacht gewünscht, sie war dabei leicht gewankt und ich hatte mich gerade zum Schlafen fertig machen wollen, als ein Blitz mich ans Fenster lockte.
    Dieses Gewitter hatte etwas eigenartig Schönes an sich. Die Bäume draußen wiegten sich im Wind, sie beugten sich tief, als wollten sie sich voreinander verneigen. Auf der Straße wirbelte Laub umher und ab und zu fiel ein Blatt in das am Bordstein abfließende Wasser und tanzte dann fröhlich davon. Und obwohl es unten im Garten stockfinster war, konnte ich die nassen, spitzen Grashalme und die neuen Blumenknospen erahnen, wie sie die Köpfe reckten und das Nass begierig aufnahmen.
    Ich musste ein Parfum machen, das an ein Sommergewitter erinnerte. Geschnittenes Gras, stürmischer Wind, der berauschende Geruch von Regen … dazu eine Spur des Dufts von frischer Wäsche, die im Wind trocknet. Und ich brauchte etwas Starkes, Kraftvolles, ein trockenes Aroma, das an Donner denken ließ. Vetiver-Öl vielleicht oder Fenchel?
    Ein Gähnen unterbrach meine Gedanken; ich reckte die Arme über den

Weitere Kostenlose Bücher