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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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weiter.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, bogen wir gerade in die Einfahrt von Onkel Bobs Haus ein. Auf dem schmalen Weg parkten bereits drei Autos. Mir wurde klar, dass dieses Familientreffen größer werden würde, als mir recht war.
    Nachdem wir geparkt hatten, stieg ich aus und streckte die Beine, eins nach dem anderen. Mom trug zwei Tupper-Schüsseln mit Eiersalat ins Haus und murrte den ganzen Weg lang, dass Onkel Bobs Kühlschrank sicher nicht groß genug sein würde. Schnell holte ich mir noch meinen iPod aus dem Auto, bevor ich ums Haus herum in den hinteren Garten ging.
    Unter einem großen weißen Pavillon standen mehrere Picknicktische, doch nur an einem saß eine einzige Person, eine alte Dame.
    Das ist bestimmt Lurlene.
    Ich schlüpfte unter der Netzwand des Pavillons hindurch und entschied mich für einen Tisch in ihrer Nähe. Ich wollte nicht zu nah bei ihr sitzen, damit sie mich nicht zutexten konnte, aber ich wollte auch nicht unhöflich sein. Wieder mal so ein Balanceakt, den man als Teenager ständig zu leisten hatte.
    Ich setzte mich und lächelte ihr freundlich zu, bevor ich mich andersrum drehte. Neben ihr stand so eine Vierfußgehhilfe, bei deren Anblick mir sofort mulmig wurde. Deshalb steckte ich mir einen Stöpsel ins Ohr und drehte meinen iPod leiser. Plötzlich fühlte ich ein Klopfen. Der Bass, dachte ich, bis ich merkte, dass die alte Dame versuchte, meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich nahm den Stöpsel aus dem Ohr und wandte mich ihr zu. »Ja, bitte?«
    Sie sah ziemlich böse aus. Aber das kam vielleicht auch daher, dass sie über einer pinkfarbenen Rüschenbluse einen langärmligen dunkelbraunen Pullover trug, obwohl es mitten im Juli war. Wahrscheinlich war sie schon kurz vor dem Ersticken. »Ich habe versucht, deine Aufmerksamkeit zu gewinnen, Mädchen. Aber ich wollte nicht schreien. Das wäre unhöflich gewesen.«
    Ich setzte mein bestes »Du bist alt, aber ich werde trotzdem nett zu dir sein « -Lächeln auf. »Na gut, jetzt haben Sie meine Aufmerksamkeit. Was kann ich für Sie tun?«
    Sie hob ihren Stock und knallte ihn erneut auf den Boden. »Fangen wir doch damit an, dass du dich neben mich setzt, damit ich nicht weiterschreien muss. Das ist nicht höflich.«
    Na klar, aber es ist auch nicht höflich, dass ich mich mit dir abgeben muss. Ich dachte daran, mir wieder den Stöpsel ins Ohr zu stecken und sie einfach zu ignorieren, doch dann stach sie mir mit ihrem Stock in den rechten Fuß.
    »Hey!«, meinte ich. »Passen Sie doch auf …«
    »Wie bitte? Was hast du gesagt?« Sie grinste mich an, wobei ihr falsches Gebiss aufblitzte. Ich hätte schwören können, dass mir eine Wolke Kukident entgegenschlug. »Sprich lauter! Ich bin eine alte Dame, ich kann nicht mehr so gut hören.«
    Ich rieb mir den rechten Fuß an der linken Wade. »Passen Sie auf die Stechmücken auf. Ich glaube, mich hat gerade ein Riesenbiest in den Fuß gestochen.«
    Ein hinterlistiges Blitzen trat in ihre Augen und ich wartete schon auf das böse Kichern, das bestimmt gleich kommen würde. Ich brauchte dringend eine Fluchtstrategie.
    »Meine Mom braucht mich wahrscheinlich bei …«
    »Deine Mutter ist hier? Wie heißt sie denn?«
    »Julie Browning.«
    »Aha!«, krähte sie. »Und wie heißt du?«
    Offenbar war ich nicht schnell genug, denn sie stach mich wieder mit ihrem Stock.
    »Abigail«, erwiderte ich zähneknirschend. »Aber alle nennen mich Abbey.«
    »Ich werde dich Abigail nennen. Ich hasse es, wenn Namen verhunzt werden. Hast du denn auch einen zweiten Vornamen? Jeder ordentliche Mensch hat einen.«
    Ich wollte ihn nicht sagen, aber ich wusste nicht, wie viele Knüffe meine armen Zehen noch ertragen konnten. »Amelia«, erwiderte ich.
    »Du bist doch nicht etwa noch ansteckend, oder?« Sie lehnte sich etwas zurück und stellte den Stock zwischen uns wie eine Schranke. Als ob das etwas genutzt hätte.
    »Ansteckend?«
    »Ich habe gehört, du hattest diese Krankheit, dieses ekelhafte Fieber.«
    Meint sie etwa das Pfeiffersche Drüsenfieber? Erzählt Mom das etwa immer noch herum? Ich hustete. »Ich weiß nicht. Die Ärzte meinen, sie sind sich nicht sicher, aber die Schwachen« – ich zwang mich, nicht zu grinsen – »und die Alten sind natürlich sehr gefährdet. Ich sollte wohl besser gehen«, fügte ich schnell hinzu. »Ich möchte nicht schuld sein, wenn Sie krank werden, weil ich mich in ihrer Nähe aufgehalten habe.«
    »Pah!«, meinte sie, »ich bin eine alte Dame, die ihr Leben

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