The Haunted
setzen. Das tat ich und wartete dann auf seine Antwort. »Ja, das habe ich«, sagte er. »Ich habe mich auch so gefühlt.«
»Glaubst du, du könntest …?« Ich blickte auf meine Hände und zog an einem losen Faden am Saum meines Shirts. »… das jemals wieder fühlen? Vielleicht … bei meinem Laden?«
Er schaute weg und ich hörte ihn seufzen. Der Boden war warm und winzige, fast unsichtbare Staubteilchen wirbelten im schräg durch das Fenster fallenden Sonnenlicht um uns herum. Was denkt er?
Die Zeit verstrich und er antwortete immer noch nicht.
»Also, ich engagiere mich hier für etwas«, sagte ich schließlich, »und bitte dich … na ja, ich weiß nicht recht, worum ich dich eigentlich bitte …«
Caspian begann, mit dem Finger den Umriss der Bodendiele neben sich nachzuzeichnen, ein Dreieck, das er wieder und wieder umrundete. Endlich wandte er sich mir zu. »Die Sache mit den gemischten Signalen habe ich nicht so gut drauf, wie?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Es tut mir wirklich leid, Astrid«, sagte er. »Wirklich. Ich weiß, ich bin derjenige, der mehr verlangt, aber ich weiß einfach nicht, wie ich mit alldem umgehen soll.« Seine Miene war ernst. »Du musst wissen, dass ich jede Sekunde jedes Tages mit dir zusammen sein möchte, Abbey. Das wünsche ich mir. Ich sehne mich danach.«
Er machte eine Faust und öffnete sie dann langsam, einen Finger nach dem anderen. »Aber ich weiß nicht, was richtig ist. Früher, als ich vorgab, normal zu sein, dachte ich, das wäre okay. Du warst so real, so wirklich und so im Hier und Jetzt und ich wünschte mir das so sehr … und dann habe ich dich kaputt gemacht. Ich habe geglaubt, dass du weggegangen bist, weil du mich bestrafen wolltest.«
Er blickte mit wässrig gewordenen Augen in die Ferne. »Ich verbrachte diese Monate in der Dunkelheit. In meiner Gruft. Ich versteckte mich und legte mich schlafen. Ich glaube nicht, dass ich träumte, aber ich fühlte. Ich fühlte mich weit und endlos und allein. Immer allein.«
Ich wollte mit meinem Knie an das seine stupsen, aber es ging hindurch. Ich spürte lediglich eine undeutliche Wahrnehmung und wusste, dass auch er dies spüren konnte. Sein Blick richtete sich wieder auf mich.
»Ich will dich einfach nur von nichts abhalten«, sagte er. »Und ich möchte nicht, dass du irgendwann einmal nicht daran denkst und vor jemandem mit mir sprichst und die Leute dann glauben, du seist verrückt. Ich will auch daran denken und nicht jemanden damit erschrecken, dass ich dir mal dabei helfe, Kartons zu tragen oder so etwas.« Er lachte; es klang rau und dunkel. »Obwohl das vielleicht gut fürs Geschäft wäre – ein Laden, in dem es spukt und so.«
»Wir werden daran denken«, beharrte ich. »Und du brauchst nichts zu tun, was du nicht tun willst. Wir müssen nicht einmal jetzt schon Entscheidungen treffen. Wir haben schließlich jede Menge Zeit.«
Er sah mich einfach nur an, mit Kummer und Hoffnungslosigkeit im Blick, aber ich spürte Entschlossenheit in mir aufsteigen. »Lass uns mal mit Nikolas und Katy reden«, schlug ich vor. »Sie kennen sich mit diesen Dingen aus. Ich habe sie besucht, und das war sehr gut. Sie wissen eine Menge.«
Seine Miene wurde skeptisch, doch er stimmte zu. »Wenn du mitgehst, dann bin ich einverstanden. Ich verspreche nicht, dass ich ihnen glauben werde, aber ich höre mir an, was sie zu sagen haben.«
Ich merkte, wie sich auf meinem Gesicht ein Grinsen breitmachte. Dann machte ich ihm ein Versprechen. »Wir kriegen das auf die Reihe, Caspian. Das garantiere ich dir. Irgendwie kriegen wir das hin.«
Kapitel fünfzehn – Der große Wagen
»Sterne schnäuzen sich in diesem Tale öfter, Feuerkugeln lassen sich häufiger hier sehen, als in irgend einem Teile des Landes …«
Sleepy Hollow von Washington Irving
»Stehst du dann mal auf?«, fragte Mom und klopfte an die Wand über dem Sofa, auf dem ich in Tante Cindys Haus eingeschlafen war.
»Später«, murmelte ich. »Warum denn jetzt schon? Picknicken geht man doch immer erst nachmittags.«
»Die Großmutter deines Vaters, Lurlene, wird auch dabei sein«, erklärte sie. »Wir wollen möglichst früh los, damit wir die Zeit mit ihr intensiv nutzen können.«
Ich stöhnte und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Eine Stunde später rief Mom wieder nach mir und ich wälzte mich von der Couch. »Ich bin ja schon auf!«, rief ich zurück. Hastig schlüpfte ich in ein paar frische Klamotten, sprang ins Auto und schlief dort
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