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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Unter V war zwar ein Caspian Vander verzeichnet, aber in dem Kästchen, wo das Bild hätte sein sollen, stand nur »Leider kein Foto vorhanden«. Ich konnte unmöglich herausfinden, ob es sich wirklich um ihn handelte oder nicht.
    Langsam klappte ich das Jahrbuch zu, legte es auf meine Knie und stützte das Kinn auf meine Hand. Sehr seltsam. Ich konnte nicht ernsthaft glauben, dass es zwei Jungen mit Namen Caspian gab, die zufällig dieselbe Highschool besuchten. Dazu war der Name zu ungewöhnlich. Doch der Caspian, den ich kannte, hatte mir ganz eindeutig erzählt, dass er die White-Plains-Highschool besucht hatte und dass er mit Nachnamen »Crane« hieß.
    Aber in diesem Jahrbuch gab es keinen Caspian Crane.
    Laute Schritte im Gang rissen mich aus meinen Überlegungen. Ich erblickte den Mann, mit dem ich vorhin gesprochen hatte. Offenbar hatte er soeben sein Büro verlassen und kam auf mich zu. Ich sagte automatisch »Hi«, als er an mir vorbeiging, aber ich beachtete ihn nicht weiter. Mein Kopf war viel zu sehr mit den rätselhaften Dingen beschäftigt, auf die ich gestoßen war.
    Er beantwortete meinen Gruß ebenso zerstreut und ging zwei Schritte weiter, bevor er stehen blieb und sich umdrehte. Benommen sah ich zu ihm auf. Das Jahrbuch lag immer noch auf meinen Knien.
    »War das Jahrbuch da im Karton?« Er sah mich bestürzt an. »Da sollte es eigentlich nicht sein.«
    Ich schaute auf das Buch und dann wieder zu ihm, bevor ich überhaupt merkte, dass er mit mir sprach. In meinem Kopf ging alles durcheinander. »Oh ja,«, sagte ich. »Es war da drin.« Hurra, mein Kopf funktionierte wieder. »Wissen Sie, wem es gehört?«
    Ein kleines, trauriges Lächeln ging über sein Gesicht. »Ja, das weiß ich. Es gehörte meinem Sohn.«
    Zum dritten Mal in meinem Leben blieb die Zeit stehen. Jetzt konnte ich sein Namensschild deutlich erkennen. Bill Vander stand drauf. Meine Worte kamen langsam und verzerrt aus mir heraus, als ob ich unter Wasser wäre. Selbst in meinen eigenen Ohren klangen sie merkwürdig.
    »Ihrem … Sohn …?«
    Er nickte und dann drehte die Erde sich weiter. Die Zeit rauschte an mir vorbei und ich wusste, sie lief zu schnell. Ich musste sie anhalten … musste das, was kam, aufhalten … aber ich konnte es nicht.
    »Er ist in die White-Plains-Highschool gegangen«, sagte der Mann. »Vor zwei Jahren hat er seinen Abschluss gemacht.«
    Frag ihn nicht, Abbey, frag ihn lieber nicht.
    »Wie hieß er?«
    Fragte ich ihn.
    »Caspian Vander. Warum? Kanntest du ihn? Warst du auch in dieser Schule?«
    Ich konnte mich nicht bremsen.
    »Nein. Aber ich glaube, ich habe ihn ein oder zwei Mal gesehen. Blonde Haare mit einer schwarzen Strähne … und grüne Augen?«
    Der Mann lachte, aber es war ein trauriges Lachen. »Ja, genau, das ist er.« Er schüttelte den Kopf und sagte leise, wie zu sich selbst: »Diese verdammte schwarze Strähne …«
    Tu’s nicht, Abbey, tu’s lieber nicht.
    Mir platzte jetzt beinah der Kopf und ein Gedanke jagte den nächsten. Obwohl ich es nicht wollte, musste ich es wissen.
    Ich streckte ihm die Hand hin, beziehungsweise ich hielt sie hoch, da ich immer noch auf dem Boden saß. »Ich bin Abigail Browning – Abbey.«
    Er nahm meine Hand und schüttelte sie. »Bill.«
    »Hat Caspian das Jahrbuch hiergelassen, als er zum College ging oder so was?«
    »Nein.«
    Sagen Sie es nicht. Bitte, sagen Sie es nicht.
    »Er ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Kurz vor Halloween.«
    Irgendetwas explodierte in meinem Hinterkopf und der Nachhall ließ meine Ohren dröhnen. Ich ließ das Jahrbuch fallen. »Ich m-m-muss gehen«, stotterte ich und stand auf. »Tut mir leid wegen … Meine Mom … ich muss los.« Ohne etwas zu sehen, drehte ich mich um und tastete mich an der Wand entlang zurück in den Warteraum.
    »Bist du okay?«, rief er hinter mir her. Aber ich ignorierte ihn. Mein Gesichtsfeld war an den Rändern verschwommen und kleine weiße Fleckchen tanzten vor meinen Augenlidern, wenn ich sie schloss. Ich hielt mich an der Wand fest und gab mir verzweifelt Mühe, nicht zu weinen.
    Mom stand an der Kaffeemaschine und fummelte mit dem Deckel herum, als ich hereinkam. »Oh, gut, da bist du ja wieder«, sagte sie. »Sie haben mir gerade gesagt, dass es nur noch etwa zwanzig Minuten dauert.«
    Ich setzte mich benommen auf einen der Plastikstühle und zog die Knie bis an die Brust. Ich schwieg … aber innerlich schrie ich, so laut ich konnte.
     
    Fünfundzwanzig Minuten

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