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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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an nichts erinnern. Oder vielleicht hat man sich bei deinem Ausweis vertan.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Abbey, nein.«
    »Aber du weißt es nicht genau!«, schrie ich. »Du weißt es nicht genau!«
    Er kam näher, bis er unmittelbar neben mir stand. »Nimm meine Hand«, kommandierte er leise.
    Ich sah ihn ungläubig an. »Was?«
    »Nimm meine Hand«, wiederholte er.
    Ich seufzte und griff nach seiner Hand. Aber meine Finger fassten ins Leere. Entsetzt machte ich einen Satz zurück, hinaus in den Regen.
    »Was hast du getan?«, kreischte ich und war gefährlich dicht vor einem hysterischen Anfall. »Warum hast du das getan?«
    »Weil es so ist, Abbey«, sagte er. »Weil es einfach so ist.«
    Jetzt schüttelte ich wie verrückt den Kopf. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Etwas war in meinem Kopf kaputtgegangen; irgendwelche Drähte waren durcheinandergeraten.
    »Was war in der Nacht in meinem Zimmer?«, wollte ich wissen und versuchte, mich an einem dünnen Fädchen von Vernunft festzuklammern. »Du hast mein Gesicht berührt. Und in der Bibliothek habe ich deine Hand gehalten. Und dich geküsst. Und du hast mich auch geküsst, verdammt noch mal, also mach jetzt wieder, was du damals gemacht hast.« Jetzt war ich nicht mehr hysterisch, sondern klar genug, um sauer und wütend zu sein.
    Er kam auf mich zu, bis er genau an der Kante der Brücke stand. »Ich kann es nicht mehr, Abbey. Deshalb habe ich mich von dir ferngehalten. Es ging nur an einem einzigen Tag. An diesem besonderen Tag.«
    Ich ging zurück unter den Schutz der Brücke. »Mach es noch einmal«, sagte ich. »Mach es noch einmal für mich.« Ich streckte die Hand aus und er legte seinen Arm genau darüber.
    Dann ließ er ihn fallen.
    Mir quollen fast die Augen aus dem Kopf, als ich sah, dass sein ganzer Arm durch meinen hindurchfuhr. Er hob ihn hoch und machte es noch einmal.
    Und jedes Mal spürte ich nur den Hauch eines leisen Prickeins.
    »Genug«, keuchte ich, beugte mich vor und legte mir die Hände auf den Kopf. Er dröhnte und die Gefühlsexplosion wiederholte sich noch einmal am unteren Rand meines Nackens.
    »Siehst du es nun, Abbey?«, fragte Caspian. »Verstehst du jetzt, warum ich wegbleiben musste?«
    Mein Kopf explodierte und ließ mein linkes Auge kurzfristig blind werden. Als ich wieder klar sehen konnte, stolperte ich auf meine Füße und wich zurück in den Regen. Ich streckte beide Arme aus und benutzte sie als Schild, um ihn abzuwehren.
    Dann erreichte der Schmerz mein Herz.
    Es war ein brutaler, reißender Schmerz, der so heftig war, dass ich auf die Knie fiel und würgte. Ich erbrach mich immer und immer wieder, bis nichts mehr da war und sich mein ganzer Körper in Krämpfen wand.
    Als das Schlimmste vorbei war, kroch ich zum Rand des Flusses. Ohne auf meine Kleidung zu achten oder auf den brackigen Geschmack im Mund, tauchte ich in das kalte, fließende Wasser und gurgelte.
    Leise Geräusche in meinem Rücken sagten mir, dass Caspian mir gefolgt war, aber er kam mir nicht nahe. Ich nahm meine nassen, schweren Haare in die Hand und wrang sie aus, bevor ich aufstand. Ich war total durchnässt, aber es war mir egal.
    »Sag mir nur noch eins«, flüsterte ich durch meine wunde Kehle und sah ihn an. Die Tränen liefen mir übers Gesicht und ich musste mir die größte Mühe geben, mich zusammenzureißen. »Diese Nacht in meinem Zimmer und der nächste Tag in der Bibliothek … wolltest du … wolltest du mir da sagen, dass du mich liebst?«
    Er schüttelte den Kopf, gab aber keine Antwort. Ich wartete. Und sah ihm tief in die Augen.
    »Sei wenigstens so anständig und antworte mir, Caspian«, rief ich nach ein paar Minuten aus. »Das bist du mir schuldig.«
    Er schaute zur Seite und dann wieder zu mir. Als er sprach, waren seine Worte schwer und schmerzerfüllt, als kämen sie aus den Tiefen seiner Seele. »Natürlich liebe ich dich nicht, Abbey. Ich habe keine Seele. Ich weiß nicht, was für ein Gefühl es ist, aber Liebe ist es nicht. Kann es nicht sein.«
    »Aber ich … ich liebe dich«, sagte ich traurig.
    Und mit diesem Geständnis drehte ich mich um und ging.

EPILOG
    Mit ruhigen, langsamen Schritten ging ich auf das Haus von Nikolas und Katy zu. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken im Kopf. Als ich im Regen hingefallen war, musste ich mir das Knie an einem Stein angeschlagen haben, weil jeder Schritt wehtat. Ein rasender Schmerz ging von meiner Kniescheibe aus, aber allmählich

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