The Hollow
Leben ist keine Fernsehserie.« Sie seufzte müde, bevor sie vom Sofa aufstand. »Möchtest du ein Eis? Ich glaube, ich brauche jetzt ein bisschen Schoko-Minz-Eis.« Ich nickte, sie ging kurz aus dem Zimmer und kam mit einer großen Packung und zwei Löffeln wieder.
Wir reichten die Eispackung mehrere Male zwischen uns hin und her, bevor sie weitersprach.
»Ich wollte sie nicht aufgeben, Abbey«, sagte sie schlicht. »Aber wir brauchten auch eine Art Schlussstrich. Bei Thomas war es anders. Dieses Mal war es wichtig für uns, dass die ganze Sache irgendwie ein Ende hatte. Verstehst du das?«
Ich verstand es nicht. Aber ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass ihre Traurigkeit genauso verschwinden könnte wie das Eis, das wir aßen.
Kapitel fünf – Entscheidungen
»Über eine tiefe schwarze Stelle des Stromes, nicht fern von der Kirche, führte früher eine hölzerne Brücke … Dies war eine der Lieblingsstätten des kopflosen Reiters …«
Sleepy Hollow von Washington Irving
Am folgenden Dienstag, nach einem weiteren grässlichen Tag in der Schule, hatte ich das Gefühl, dass ich, wenn ich jetzt sofort nach Hause ginge, wieder auf dem Fußboden meines Zimmers landen und vor- und zurückschaukeln würde. Keine angenehme Vorstellung. Ich schob sie beiseite und ging los, ohne eine Ahnung zu haben, wohin ich wollte, ich wusste nur, dass ich weitergehen musste.
Als ich vor einer Straßengabelung stand, blieb ich stehen und überlegte mir die verschiedenen Möglichkeiten. Etwas zerrte an mir und sagte mir, welchen Weg ich einschlagen sollte. Fünf Schritte später begrüßten mich das große schmiedeeiserne Tor, das den Eingang zum Friedhof von Sleepy Hollow bildete. Ich holte tief Luft, machte einen Schritt zurück, zwei Schritte vor … und mein Schicksal nahm seinen Lauf.
Ich hätte nie gedacht, dass etwas so Einfaches wie gehen so schwierig sein könnte, aber der erste Schritt war groß. Und sehr schwer. Jede noch so zögernde Bewegung, die ich machte, fühlte sich bei der Erinnerung an das letzte Mal, als ich auf diesem Friedhof gewesen war … und an den Grund dafür, an, als würde die Erde beben. Es war keine gute Erinnerung.
Ich konzentrierte mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und trottete langsam den Weg entlang. Ich wusste, wohin ich ging; da war jemand, mit dem ich reden wollte. Grabsteine in allen Formen und Größen begrüßten mich, als ich an ihnen vorbeiging. Familiengräber mit mehreren Generationen lagen hinter engen, krummen Zäunen, die als Abgrenzung dienten. Wacklige Barrieren zwischen den Lebenden und den Toten.
Mausoleen und Krypten mit kaum noch lesbaren Namen, die ich auswendig kannte, ragten majestätisch empor. Obwohl die Zeit ihre Spuren auf ihnen hinterlassen hatte, bildeten sie doch immer noch einen sicheren Platz für die Körper, die darin ruhten, und als Zeichen meines Respekts für die einst so prächtigen Ruhestätten der Verstorbenen nickte ich ihnen zu.
Und dann kam ich an dem Stuhl vorbei.
Er stand immer noch da, neben dem Grab. Es war jetzt mit zartem Gras bewachsen und mit frischen Blumen gesäumt. Ich winkte einen Gruß und ging rasch weiter.
Die Bäume um mich herum leuchteten in den lebhaften Farben des Herbstes. Es war ein wunderschöner Anblick und ich blieb einen Moment stehen, um ihn zu genießen. Da erst merkte ich, wie sehr ich diesen Ort vermisst hatte. Er war mein Zuhause. Meine Zuflucht.
Als ich am Ende des Wegs angekommen war, bog ich nach links ab und umrundete ein weiteres großes Mausoleum, das in den Hügel hineingebaut war. Eine riesige Schiefertür bewachte den Eingang, aber mein Ziel war das Grab daneben … das Grab von Washington Irving.
Ich stieg die schmale Steintreppe zu dem kleinen Eisentörchen hoch, öffnete es und ging zu den Gräbern der Irving-Familie. Diesen Ort kannte ich besser als alle anderen. Kristen und ich waren fast jeden Tag hier gewesen.
Als wir noch kleiner waren, hatten wir zwischen den Grabsteinen Fantasiespiele gespielt und stundenlange Spekulationen über den legendären Schreiberling angestellt, der unsere kleine Stadt so berühmt gemacht hatte. Wir träumten von den geheimnisvollen Personen, die unten in der alten holländischen Kirche begraben lagen, und jagten uns mit Geistergeschichten um den kopflosen Reiter gegenseitig Todesängste ein. Und mehr als einmal hatten wir unsere Geheimnisse dem Geschichtenerzähler verraten, der schon so lange tot war und uns trotzdem immer noch mit seinen
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