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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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über den vergangenen Tag nach und fürchtete mich vor dem Rest des Schuljahres. Vielleicht sollte ich mit Mom über Hausunterricht sprechen …
    Das laute Schrillen der Klingel und jemand, der gegen mein Pult stieß, ließen mich hochschrecken. Mit einer Hand wischte ich mir die Spucke aus dem Mundwinkel und schaute mich um, ob es jemand bemerkt hatte. Glücklicherweise war niemand mehr da, der es hätte bemerken können. Ich war die Einzige, die noch hier war. Ich nahm meine Bücher, warf sie in die Tasche und ging zur Tür.
    Ein Tag war geschafft, achthundert Millionen weitere lagen vor mir.
     
    Ich nahm den längeren Nachhauseweg und dachte über die quälenden Stunden nach, die ich heute in der Schule verbracht hatte. Es war keine angenehme Erfahrung gewesen und ich hatte nicht die geringste Lust, so einen Tag immer wieder aufs Neue zu erleben. Diese Idee mit dem Hausunterricht erschien mir immer verlockender.
    Kaum war ich durch die Hintertür in die Küche gekommen, als ich auch schon Moms Stimme hörte. »Wie war dein erster Tag? Der Direktor hat angerufen.«
    Alle Gedanken an Hausunterricht lösten sich in Nichts auf und ich blieb wie angewurzelt stehen. Eine Million unterschiedlicher Szenarien schossen mir durch den Kopf, während Moms Worte in mein Hirn einsickerten. Warum hatte der Direktor angerufen? Hatte er es übel genommen, dass ich aus der Schülerversammlung geflüchtet war? Oder dass ich im Studierzimmer eingeschlafen war? Wie sollte ich reagieren?
    Vorsichtig sagte ich achselzuckend: »Ganz gut. Direktor Meeker hat eine Rede gehalten und über Kristen gesprochen …«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Mom am Tisch saß und einige Unterlagen bearbeitete, und ich seufzte erleichtert auf. Das war immer ein gutes Zeichen. Das hieß, sie dachte an wichtigere Dinge als an mich.
    »Deshalb hat er angerufen.« Sie sah mich nicht einmal an, sondern schob ein paar Papiere herum. »Er wollte alle Eltern über die Trauerberater in der Schule informieren. Ich hoffe, du hast den anderen Schülern ein gutes Beispiel gegeben, Abigail.«
    Ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte. »Sicher, Mom.« Was auch immer. »Ich geh nach oben und mache Hausaufgaben. Rufst du mich, wenn das Essen fertig ist?«
    »Okay«, sagte sie abwesend und ich nahm die Gelegenheit wahr, schnell in mein Zimmer zu verschwinden.
    Ich warf meine Büchertasche aufs Bett, schloss die Tür und lief gereizt und unruhig im Zimmer auf und ab. Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Eigentlich sollte ich jetzt mit Kristen zusammen sein. Mit ihr über den Friedhof laufen oder auf der Brücke herumstehen. Über den ersten Schultag reden und darüber, wer was angehabt hatte. Mitschriften vergleichen und darüber meckern, wie unfair es war, dass man am ersten Tag bereits Hausaufgaben aufbekommen hatte … Alle diese Dinge eben.
    Das hier fühlte sich nicht richtig an. Ich war es nicht gewohnt, so allein zu sein.
    Ich wünschte mir so verzweifelt, ihre Stimme zu hören, mir vorzumachen, dass alles wieder normal war, dass ich zum Telefon griff und ihre Nummer wählte. Was ich hörte, war eine kalte Automatenstimme mit der Botschaft »Kein Anschluss unter dieser Nummer«. Nicht einmal ihre Anrufbeantworterstimme gab es mehr.
    Ich warf mich auf mein Bett und wurde von den Bildern des Tages überschwemmt. Sie verwirrten und überwältigten mich und ich konnte meine Tränen nicht länger zurückhalten.
    Noch immer hörte ich Direktor Meeker, wie er vor der ganzen Schule über Kristens Tod sprach. Ich sah den unbenutzten Spind neben meinem, in dem sie eigentlich ihre Sachen aufbewahren sollte. Ich rief sie an und sie gab keine Antwort …
    Ich rutschte auf den Boden, rollte mich zu einem kleinen Ball zusammen und schaukelte vorwärts und rückwärts; ich versuchte, die schmerzhafte Leere loszuwerden, sie an die dunkle Stelle in meinem Inneren zurückzuschieben, wo ich sie nicht mehr fühlen konnte. Es war, als steckte mein Herz in einem Schraubstock, der alles Leben aus mir herausquetschte.
    Mit dieser Art von Schmerz konnte ich nicht umgehen. Er war zu groß. Zu roh. Zu viel.
    Als Mom mich zum Essen rief, sagte ich, dass ich mich nicht wohlfühlte und lieber früh ins Bett wollte. Es war keine ausgesprochene Lüge, denn mir tat alles weh und mir war schlecht. Aber ich hatte nicht die Absicht, ins Bett zu gehen. Stattdessen machte ich meine Hausaufgaben und arbeitete weiter an Kristens Parfum. Die Nacht war lang und anstrengend und ich schlief überhaupt

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