The Hollow
perfektesten angezogenen, am perfektesten geschminkten und am perfektesten zueinanderpassenden Mädchen der gesamten Schule. Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Menge.
Alle wussten, wer diese Mädchen waren.
Und ich wusste, dass nicht eine Einzige von ihnen sich jemals dazu herabgelassen hatte, mit Kristen oder mir zu reden, seit wir zusammen in der Grundschule gewesen waren.
Die Größte von ihnen – und ohne Zweifel die Anführerin, Shana Williams – ergriff als Erste das Wort. »Wir wollten nur sagen, dass wir nicht fassen können, dass so etwas Schreckliches passiert ist. Eine Mitschülerin in unserem Alter zu verlieren, ist einfach … einfach schrecklich tragisch.« Sie zog geziert die Nase hoch und strich mit einer Hand ihr perfektes goldenes Haar zurück.
Ich verdrehte die Augen. Diese Mädchen machten sich nicht das Geringste aus Kristen. Das Einzige, worauf sie Wert legten, war die Aufmerksamkeit, die sie bekamen.
»Unser Cheerleaderteam hat beschlossen, diese Saison dem Andenken an Kristen Markeil zu widmen«, sagte Aubra Stanton, die Mittlere der Gruppe und die einzige Brünette. »Wir werden unser Bestes tun, damit die Erinnerung an sie in uns weiterlebt.«
Ich schnaubte vernehmlich, als ich das hörte, und einige Lehrer sahen mich mitleidig an. Wahrscheinlich dachten sie, dass ich »Trauerarbeit leistete« oder so etwas.
Jetzt kam die kleinere Blonde, Erika Irgendwas, an die Reihe. »Sie war einfach ein guter Mensch, versteht ihr? Ich kann nicht fassen, dass sie nicht mehr da ist.« Prompt brach sie in anmutiges Schluchzen aus, wobei sie darauf achtete, ihr makelloses Make-up nicht zu verschmieren. Die beiden anderen Mädchen umarmten sie.
Ich hätte kotzen können.
Da bekamen sie nicht mal Kristens Nachnamen auf die Reihe und dann besaßen sie auch noch die Frechheit, da zu stehen und so zu tun, als wären sie ihr Leben lang beste Freundinnen gewesen? Was für ein Bullshit! Dabei machten sie sich gar nichts aus Kristen. Sie hatten Kristen nicht einmal gekannt.
Das Geräusch meiner Stiefel auf dem Holzboden hallte durch die Turnhalle, als ich aufstand und ging. Ich ließ die Tür hinter mir zuknallen und schaute nicht einmal zurück, sondern suchte die nächstgelegene Toilette auf, um mich dort zu verstecken, bis es zur ersten Stunde klingelte.
Es würde ein sehr langes Schuljahr werden.
Der Vormittag schlich dahin, und während alle um mich herum sich Mühe gaben, den Lehrern zuzuhören und sich Notizen zu machen, gab ich mir Mühe, nicht an Kristen zu denken. Man hatte nicht einmal einen Platz für sie frei gehalten. So als ob niemand damit rechnete, dass sie zurückkam.
Als die Klingel endlich das Ende des Geschichtsunterrichts und den Beginn der Mittagspause ankündigte, schlüpfte ich aus der Tür und lief zur Cafeteria. Ich brauchte dringend eine Pause. Aber es wurde nicht leichter dort und ich suchte automatisch in der Menge nach Kristens Gesicht, als ich zu unserem gewohnten Platz ging. Ein paar Leute lächelten mich an, als ich vorbeiging, aber ich lächelte nicht zurück. Ich wollte ihr Mitleid nicht. Oder ihre aufgezwungene Gesellschaft.
Zwanzig quälende Minuten später, in denen ich in meinem Essen herumgestochert hatte, verließ ich die Cafeteria, bevor das Gedränge in den Gängen losging. Ich ging zu meinem Spind und war froh, dass der von Kristen, der sich unmittelbar neben meinem befand, noch nicht anderweitig vergeben worden war. Solange er noch leer war, musste ich mich nicht mit jemand anderem abgeben, der ihren Platz einnahm.
Als es zum zweiten Mal klingelte, fuhr ich zusammen und schnappte rasch meine Büchertasche. Ich knallte die Spindtür zu und rannte zur nächsten Stunde.
Der Nachmittag verging noch langsamer als der Vormittag, jede Sekunde war eine einzige Quälerei. Erleichtert stellte ich fest, dass die letzte Stunde eine kurze Studierzeit war. Eine Stunde, die, wie ich bald feststellte, Unter- und Oberstufenschüler im zweiten Halbjahr schwänzen durften.
Das war der Höhepunkt des ganzen Tages.
Doch auch dieser kurze Moment des Glücks schwand und fünf Minuten später wäre ich am liebsten gegangen. Die letzten achtzehn Minuten bis zur Freiheit fühlten sich an wie achtzehn Stunden.
Weil ich nicht vorhatte, zu lernen oder mich sonst irgendwie still zu beschäftigen, und weil niemand neben mir saß, stellte ich meine Bücher so vor mir auf, dass mich keiner sehen konnte, und schloss die Augen. Eine Zeit lang saß ich einfach nur da. Und dachte
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