The Hollow
dachte darüber nach, dass ich einsam und todtraurig auf dem Sofa lag. Ich dachte über den Ball nach, den ich verpasste. Ich dachte darüber nach, dass Kristen nicht bei mir war und dass sie es nie mehr sein würde. Ich dachte darüber nach, wie sehr ich meine beste Freundin vermisste. Ich dachte darüber nach, wie schrecklich mein Leben war.
Ich glaube, alle diese Gedanken ließen mich eine Entscheidung treffen. Plötzlich fühlte ich mich von einer impulsiven, wilden Energie durchströmt, so als stünde ich an einem tiefen Abgrund und starrte nach unten. Ich sprang vom Sofa hoch und rannte nach oben in mein Zimmer. Ich wusste, was ich tun wollte.
Ich öffnete den Schrank und riss das schwarze Kleid vom Bügel. Mom hatte einen Zettel daraufgeklebt, der mich kurz innehalten ließ. »Auch wenn du nicht zum Ball gehst, das Kleid hast du auf jeden Fall verdient. In Liebe, Mom.«
Das stachelte mich noch mehr an. Ja, ich hatte ein Kleid verdient. Und einen Ball. Einen Ball, den ich ganz für mich allein veranstalten würde. Schnell zog ich das Kleid an, ließ die hochhackigen Riemchenschuhe stehen und zog stattdessen meine festen schwarzen Stiefel an. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Augen funkelten und leuchteten, nur meine Wangen waren leichenblass.
Schnell rannte ich ins Bad und verwuschelte meine widerspenstigen Locken; ich besprühte sie mit Haarspray, damit sie noch wilder und hexenhafter aussahen. Schließlich band ich mir noch eine schwarze Schleife um den Hals. Dann schnappte ich mir das Fläschchen mit Kristens Parfum und machte mich auf den Weg. Auf den Weg zum Friedhof.
Der Himmel hing voller schwarzer Wolken und es sah nach Regen aus. Ein schwaches Donnergrollen in einiger Entfernung bestätigte meinen Verdacht. Es war mir egal.
Ich schlüpfte auf den Friedhof und wanderte zwischen den Grabsteinen herum. Bei jedem Schritt machte mein Kleid ein leises, raschelndes Geräusch. Ich blieb mitten auf dem Weg stehen und wirbelte wie wild im Kreis herum. Aus dem Rascheln wurde ein Rauschen. Das gefiel mir noch besser.
Ich drehte mich wie rasend um mich selbst, bis mir so schwindelig war, dass ich nicht mehr gerade stehen konnte und zur Seite torkelte. Mit einer Art von halbem Knicks kam ich direkt vor einem Grabstein zum Stehen. Ich schaute auf den Namen, der darauf stand, und knickste noch ein bisschen tiefer. »Darf ich um diesen Tanz bitten, Mr Finklestein?«
Aus irgendeinem Grund fand ich es unerhört komisch, als ich hörte, was ich sagte, und ich brach in unkontrolliertes Kichern aus. Ich konnte einfach nicht aufhören … Ich wollte nicht aufhören … Also tanzte ich im Walzerschritt und mit korrekt ausgestreckten Armen den Hügel hinunter und hielt dabei die ganze Zeit das Fläschchen mit dem Parfum in der einen Hand.
Zwischen meinen hysterischen Kicheranfällen summte ich Teile eines alten Wiegenliedes. Ich tanzte mehrere Wege entlang bis zu meinem Ziel. Ich war fast da.
Dann blieb mein Fuß an einem zerbrochenen Grabstein hängen und ich stolperte. Ich versuchte zwar, mein Gleichgewicht zu halten, trotzdem fiel ich heftig hin. Glücklicherweise federte mein ausgestreckter Arm den schlimmsten Aufprall ab. Unglücklicherweise fiel ich jedoch gegen die Kante des Grabsteins, wobei ich mir beide Hände aufschrammte.
Ich saß da auf dem kalten, harten Boden und starrte auf meine Handflächen. Das Fleisch war in Zickzacklinien aufgerissen und frisches Blut quoll hervor. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Was ich jedoch wusste, war, dass Kristens Parfum weg war. Verzweifelt suchte ich den Boden nach Glassplittern ab, fand aber keine. Schließlich entdeckte ich das Fläschchen neben einem Baumstumpf und kroch dahin. In dem Moment fing es an zu regnen.
Der Regen prasselte nur so herunter und mein Kleid war schnell durchweicht. Mom würde stinksauer sein.
Ich hielt meine Handflächen in den Regen, um das Blut abzuwaschen, und dann hob ich das Fläschchen auf. Irgendwie hatte es den Fall heil überstanden.
Als ich Kristens Grabstein sah, gab ich jeden Gedanken daran auf, das Ballkleid zu retten, und ließ mich daneben auf den Boden fallen. Ich sah den Stein zum ersten Mal und ich streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Fast hätte ich erwartet, dasselbe kalte Gefühl zu verspüren wie neulich, als ich ihren Sarg berührt hatte. Aber er fühlte sich einfach nur wie ein Stein an.
Mit dem Finger fuhr ich die Umrisse der glatten Buchstaben nach, die dort eingraviert waren. Jetzt war
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