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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Programme. Meine Blicke wanderten immer wieder zum Fenster. Bald würde es dunkel werden. Die meisten Schülerinnen der Mittel- und Oberstufe waren jetzt vermutlich beim Friseur oder bei der Kosmetikerin, um sich auf den Ball vorzubereiten. Das hätten Kristen und ich jetzt auch tun sollen.
    Ich gab mir Mühe, nicht an weißblonde Haare und grüne Augen zu denken … oder an ein wunderschönes schwarzes Satinabendkleid … oder an die gemeinsame Vorfreude mit der besten Freundin … Aber es gelang mir nicht.
    Kristen hätte hier und wir beide auf dem Weg dorthin sein müssen. So wie jetzt hätte es nicht sein dürfen. Ich sollte meinen ersten Abschlussball nicht allein auf dem Sofa verbringen müssen, ohne meine beste Freundin.
    Die Depression legte sich wie eine schwere Wolldecke über mich. Auf dem Kanal, den ich eingeschaltet hatte, lief ein Vampirfilm und ich ließ ihn laufen. Ich stopfte mir ein Kissen unter den Kopf, legte die Beine hoch und schloss die Augen.
    »Abbey, ich muss mir schnell den Saum richten lassen. Er ist beim Ausziehen an irgendetwas hängen geblieben. Brauchen wir noch Süßigkeiten? Mineralwasser? Sonst irgendwas?« Moms Stimme unterbrach die schmalzige Horrormusik aus dem Fernseher.
    Ich gab keine Antwort, sondern drückte mein Gesicht ins Kissen. Wenn ich Glück hatte, würde sie annehmen, dass ich schlief. Ich hörte, wie sie einen Schritt auf die Couch zu machte und dann einen Augenblick später wegging. Ich schätze, ich hatte Glück.
    Ich hörte ein Rascheln, nahm an, dass sie ihr Kostüm in einen Plastikkleidersack steckte, und eine Minute später wurde die Tür zugemacht. Ich hielt die Augen geschlossen, dachte immer noch an den Ball und kurze Zeit später schlief ich tatsächlich ein.
     
    Das Ballkleid war wunderschön. Altmodisch viktorianisch geschnitten, aus blutrotem Satin mit einem Weinrankenmuster aus zartem schwarzem Samt, das sich das Korsagenoberteil hinauf- und an den Seiten hinunterschlängelte. Die Bänder auf dem Rücken sollten die Schnürung eines Korsetts darstellen und unter dem Saum blitzte ein schwarzer Tüllunterrock hervor und vervollständigte das Bild.
    Es schien geradewegs aus einem Gothic-Märchen zu stammen.
    »Nimm das hier, Kristen. Es ist wie für dich gemacht.« Ich griff nach dem Kleiderbügel und hielt ihn ihr hin, aber sie wollte ihn nicht nehmen.
    »Ich kann nicht, Abbey. Ich hab schon ein Kleid.« Sie zeigte auf das dunkelgraue, abgerissene Stück Stoff, das sie trug. Der zerfetzte Saum und die aufgerissenen Nähte sahen aus, als hätte jemand versucht, das Kleid auseinanderzureißen. Entsetzt sah ich zu, wie aus dem unteren Teil des Rocks Wasser tropfte.
    »Nein, nein«, beharrte ich. »Bitte, Kristen, zieh das hier an. Da stimmt doch was nicht …«
    Aber sie schüttelte nur den Kopf und lächelte mich traurig an. »Ich kann nicht, Abbey. Ich kann nicht.«
     
    Mom rüttelte mich an der Schulter und rief meinen Namen, als ich endlich aufwachte. Ich war noch zu verschlafen, um sie in ihrem Kostüm zu erkennen, sodass ich keine Ahnung hatte, wer diese verrückte Person war. Ich saß nur da und blinzelte, bis ich ihr Gesicht allmählich erkannte und mir Kristens Worte aus dem Sinn schwanden.
    »Bist du wach, Abbey?«, fragte sie. »Wir müssen gehen.«
    Mom war schon fertig angezogen und Dad rieb noch einen seiner Schuhe blank. Ich schaute mich verwirrt um. Es war dunkel und die Uhr auf dem DVD-Player zeigte 17 Uhr 30 an. Ich hatte ziemlich lange geschlafen.
    »Ja, Mom, ich bin wach. Bis später«, sagte ich.
    Sie beugte sich vor, um mich zu umarmen, jedenfalls so weit, wie ihr Kostüm es zuließ, und ich lächelte sie traurig an. »Geht«, flüsterte ich. »Mir geht’s gut. Geht und amüsiert euch.«
    »Wir müssen jetzt langsam mal los«, rief Dad von der Tür.
    Mom stand auf. »Ich komme schon, ich komme.« Dann sah sie mich noch einmal an. »Die Süßigkeiten stehen auf dem Tisch. Wir lassen das Licht auf der Veranda an. Pass auf dich auf und bleib nicht zu lange auf.« Sie rückte ein letztes Mal ihre Perücke zurecht und ging auf Dad zu.
    »Oh, und Abbey«, sie blieb auf halbem Weg stehen. »Guck mal hinter deine Schranktür.« Daraufhin winkten sie mir noch einmal zu und verließen das Haus.
    Ich war nicht sicher, ob ich wissen wollte, was sie dort für mich dagelassen hatte. An den Spiegel geklebte Eintrittskarten für den Ball? Ein Kürbiskostüm für den Hollow Ball? Ich konnte nur Vermutungen anstellen …
    Unglücklicherweise konnte

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