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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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langsam, suchte noch einmal den Boden ab und durchforstete meinen Schrank, um sicherzustellen, dass ich das Kleid nicht darin versteckt hatte. Umsonst. Das Kleid war definitiv verschwunden.
    Noch machte ich mir darüber keinen Kopf. Frühstück und etwas gegen Kopfschmerzen waren dringender … danach konnte ich mir immer noch Gedanken über das Kleid machen.
    Ich hatte Mühe, nach unten zu kommen, und musste mich total konzentrieren, keine Stufe zu verpassen. Mom kochte gerade Kaffee, als ich in die Küche kam, und drehte sich zu mir um, als ich hineinstolperte.
    »Morgen, mein Schatz. Willst du Kaffee?« Sie hielt einen leeren Becher hoch.
    »Mmmhm«, grunzte ich in der Hoffnung, sie würde es als Nein verstehen. Ich nahm mir eine Müslischale und zuckte zusammen, als die Schranktür zuknallte und das Geräusch mir im Kopf wehtat.
    »Kopfschmerzen«, stöhnte ich und schüttete mir im Schneckentempo Müsli und Milch ein.
    Ich schaffte es so gerade bis zum Tisch. Dort stellte ich die Schale ab und stützte den Kopf in die Hände. Ich stöhnte noch einmal.
    »Schlimme Nacht?«, fragte Mom und setzte sich neben mich.
    »Frag nicht«, erwiderte ich gedämpft.
    Dazu kam sie auch gar nicht, denn genau in diesem Moment drang aus dem Wohnzimmer ein noch lauteres Stöhnen. Sie strich mir über den Rücken und tätschelte meinen Kopf. »Armes Kind. Dein Vater macht dasselbe durch. Offensichtlich verträgt er Mixgetränke nicht mehr so gut wie früher. Letzte Nacht musste ich mich ans Steuer setzen.«
    Erneut ertönte ein grässliches, mitleiderregendes, sterbenselendes Stöhnen aus dem Wohnzimmer.
    »Ich schau besser mal nach ihm«, sagte sie, stellte ihren Kaffeebecher hin und stand auf. »Sonst ruiniert er noch das Sofa.«
    Sie zögerte einen Moment und ich konnte fast hören, wie die Gedanken durch ihren Kopf rasten. Sie war ein lauter Denker. »Du hast doch nicht … deine Kopfschmerzen haben doch nicht dieselbe Ursache wie bei deinem Vater, oder, Abbey?«
    »Nein, Mom.« Ich hob meinen Kopf um ein paar Millimeter. »Bei mir liegt es daran, dass ich auf der Fensterbank eingeschlafen bin und mir dabei den Hals verrenkt habe. Deshalb habe ich Kopfschmerzen.«
    Ich hätte schwören können, dass sie vor Erleichterung seufzte.
    »Na gut. Ich schau nur schnell nach deinem Vater und dann bring ich dir ein paar Aspirin, okay?«
    Sie war wirklich eine gute Mom.
    Ich versuchte, Danke zu sagen, aber es kam nur wieder als Stöhnen heraus. Ich dachte darüber nach, ob ich nicht einfach für den Rest des Tages so sitzen bleiben könnte, aber mir war klar, dass ich mein Müsli essen musste. Sonst würde es total matschig werden.
    Als ich nach dem Löffel griff und den Kopf hob, sah ich die roten Schrammen auf meiner Hand. Sie waren immer noch blutverkrustet. Gestern Nacht hatte ich mich nicht mehr drum gekümmert. Ich blickte starr auf den Tisch neben meiner Schüssel und schaufelte das Müsli, so schnell ich konnte, in den Mund. Ich wollte unbedingt den endlosen Fragen aus dem Weg gehen, die Mom stellen würde, wenn sie das hier zu sehen bekäme.
    Ich schluckte den Rest hinunter und stand auf, um die Schale in die Spüle zu stellen. Dann ließ ich etwas kaltes Wasser über meine Handflächen laufen und trocknete sie vorsichtig mit einem Waschlappen ab. Ohne das getrocknete Blut sah es schon nicht mehr so schlimm aus.
    Das rasende Herzklopfen kam wieder und ich taumelte von der Spüle zurück. Ich presste die Hand auf die pochende Schläfe und wartete, dass der Schmerz nachließ. Um diese Kopfschmerzen zu vergessen, musste mich der Zustand meiner Hände wirklich abgelenkt haben.
    Ich schaffte es zum Tisch zurück und stützte erneut den Kopf in die Hände. Kurz darauf hörte ich, wie Mom zurückkam.
    »Wieso bist du gestern Nacht auf der Fensterbank eingeschlafen? Das Fenster stand weit offen. Ich musste es zumachen, damit du nicht hinausfällst.«
    Ich blinzelte sie durch ein Augenlid an. »Kopfschmerzen«, flehte ich. »Aspirin?«
    Sie warf die Hände hoch. »Ich hol’s ja schon, ich hol’s ja schon. Du willst also nicht darüber sprechen. Aber wenn du mir sagst, warum, dann bring ich dir ein schönes großes Glas Orangensaft zusammen mit dem Aspirin.«
    Ich öffnete das andere Auge. Sie hatte eine Augenbraue hochgezogen.
    »Mütter sollten ihre kranken Kinder nicht bestechen«, murmelte ich. »Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe am Fenster geschlafen, weil ich die Nachtluft genießen wollte. Der Wind war so schön.

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