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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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bekleidet waren – nur ohne Schuhe –, wurde die Atmosphäre intimer. Neben ihm kam ich mir klein und zierlich vor.
    »Ich muss wirklich gehen, Abbey«, flüsterte er mir zu. »Gleich kommen deine Eltern nach Hause und ich …«
    »Geh nicht. Bleib«, seufzte ich. Ich hätte am liebsten die Augen geschlossen und mich ganz seiner Berührung hingegeben. Aber ich konnte nicht wegschauen. Nicht mal eine Sekunde lang.
    Meine Lippen waren plötzlich ganz trocken und ich fuhr mit der Zunge darüber. Er beobachtete mich. Konzentriert.
    Dann fuhr er mit dem Finger über meine Unterlippe … wieder zögernd. Ich machte die Augen zu.
     
    Jetzt. Jetzt würde es passieren.
    »Ich weiß nicht, ob …«, stöhnte er und machte sich los. Ich riss die Augen auf und sah, wie er sich fast verzweifelt mit der Hand durch die Haare fuhr. Wieder hatte er diesen wilden Ausdruck in den Augen, gekoppelt mit etwas Entschlossenem und Gefährlichem.
    Erregt lief er im Zimmer hin und her. Dann schien er einen Entschluss zu fassen und kam auf mich zu. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und starrte mir in die Augen. Er suchte nach etwas.
    »Caspian? Was ist los?« Ich riss die Augen weit auf, um ihm zu zeigen, was auch immer er sehen wollte. Dabei war ich keineswegs sicher, was das sein könnte. Er sah mich noch einen Moment länger an und sagte dann: »Versprich mir, dass du nicht wieder nachts allein an den Fluss gehst. Ich will nicht, dass dir dasselbe passiert, Abbey. Oh Gott, da am Wasser dachte ich, du wärst tot.«
    Ich wusste genau, was er meinte. Die Verzweiflung in seiner Stimme war lauter, als seine Worte je sein konnten.
    »Da ist so viel, was ich mir wünsche, aber nicht haben kann … Das Timing stimmt nicht …« Er schloss die Augen und streichelte noch einmal über meine Wange. »Aber bitte, bitte triff mich morgen, Abbey. Vergiss es nicht. Versprochen?«
    »Ich werde es nicht vergessen«, versprach ich. »Und ich werde nicht ins Wasser fallen.«
    Als er die Augen wieder aufmachte, sah er erleichtert aus, aber immer noch besorgt. Er warf einen Blick auf die Uhr auf meinem Nachttisch und sagte noch einmal: »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    Ich war deprimiert. Ich hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde. Ich wusste, was fast passiert wäre, und ich war mir sehr sicher, dass ich zu diesem Punkt zurückwollte.
    »Du musst nicht gehen, Caspian. Noch … noch nicht.« Ich schaute aufs Bett und schnell wieder zu ihm. Ich wusste nicht, welche Rolle ich in diesem Stück spielen sollte. Was von mir erwartet wurde.
    »Doch, ich muss, Abbey«, seufzte er. »Glaub mir, es ist nicht so, dass ich nicht … Ich muss einfach gehen.« Ganz kurz berührte er mit der Fingerspitze meine Unterlippe. »Was ich gemeint habe mit dem Stern und dem Namen Astrid … Das bist du. Du bist mein Stern«, sagte er leise. »Bitte denk an unsere Verabredung morgen.« Er schaute schnell zu Boden. »Und vergiss nicht, dich um deine Hände zu kümmern. Träum was Schönes, Astrid.«
    Ich hörte, wie er die Treppe hinunterging und wie die Tür auf- und dann zugemacht wurde, aber ich konnte mich nicht rühren. Ich war wie gelähmt. Meine Füße waren wie festgewurzelt, während mir die Worte »mein Stern« und »Astrid« durch den Kopf gingen. Dann erschien ein breites Lächeln auf meinem Gesicht, ich musste laut lachen und versuchte auf wackligen Beinen, mich im Kreis herumzudrehen. Ich sah meine unsicheren Bewegungen im Spiegel auf der Schranktür, blieb stehen und schaute genauer hin.
    Meine Augen glänzten und meine Wangen waren rosig, aber alles andere war nass und schmutzig. Meine Haare lagen strähnig, feucht und unordentlich auf den Schultern und mein Kleid hatte lauter Schlamm- und Grasflecken. Ich sah auf meine Handflächen. Sie waren voller Schrammen und dunklem, getrocknetem Blut.
    Plötzlich wurde mir klar, wo ich gewesen war und was ich getan hatte.
    Ich war verrückt, ich musste verrückt gewesen sein. Ich hätte im Fluss ertrinken können. Oder mir den Kopf am Grabstein einschlagen. Oder von einem Irren, der sich auf dem Friedhof versteckt hatte, angegriffen werden.
    Astrid.
    Und dann realisierte ich, wer mit mir dort gewesen war. Wer mir zugeredet hatte, vom sprichwörtlichen Abgrund zurückzutreten und aus dem Wasser herauszukommen. Wer mich nach Hause gebracht und sich vergewissert hatte, dass ich in Sicherheit war. Wer mir zugehört hatte, als ich wie eine Verrückte drauflosplapperte. Wer neben mir gesessen hatte, als ich weinte.
    Ich

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