The Hollow
als ich durch die massive hölzerne Eingangstür ging und den vertrauten Ort betrat. Caspian hatte gesagt, er würde mich schon finden, aber ich wusste nicht, wo ich warten sollte.
Das Archiv im Souterrain lockte mich, aber schon beim Hinuntergehen fragte ich mich, wie Caspian mich wohl finden sollte, wenn ich nicht an einem Ort blieb.
Die Lampen über mir flackerten und die Luft war abgestanden. Ich wanderte zwischen den hohen, endlosen, labyrinthartigen Regalen herum, die voller alter Bücher standen. Dazwischen gab es immer mal wieder einen schmalen Freiraum, der aussah wie eine Zahnlücke. Ich bewegte mich ruhig, fast träumerisch durch den Raum, der so viel Geschichte enthielt.
Ich weiß nicht, warum ich mich umdrehte. Aber als ich es tat, stand Caspian dort in der Ecke. Er trug Jeans und ein dunkelgrünes Hemd. Er musste meine Schritte gehört haben, denn er drehte sich im selben Moment um und lächelte breit. Und glücklich.
»Astrid.« Es war nur ein Flüstern, fast unhörbar, aber ich hörte es trotzdem.
In diesem Augenblick – in genau diesem kurzen, klar umrissenen Augenblick – wurde es mir bewusst. In diesem Augenblick verliebte ich mich in ihn. Ich blieb stehen und die Zeit mit mir, eine Sekunde lang. Das Gefühl war so stimmig und so stark, dass ich sicher war, nicht falsch zu liegen.
Dann wurde alles wieder normal. Ich ging auf ihn zu und er lächelte mich weiter an. Eine Million Gedanken raste mir durch den Kopf.
Weiß er es? Kann er es mir ansehen? Verrate ich es irgendwie? Wann sollte ich es ihm sagen? Wie sollte ich es ihm sagen? Was, wenn er nicht dasselbe fühlt? Was, wenn er …?
Ich versuchte, ganz cool zu bleiben und gleichmäßig zu lächeln, aber ich konnte nicht vermeiden, dass mein Gang besonders schwungvoll war. »Hi«, sagte ich verlegen, als ich näher kam. Wie begrüßt man jemanden, wenn man gerade herausgefunden hat, dass man ihn liebt? Ich lächelte noch breiter und versuchte, ein wenig von diesem neu entdeckten Gefühl hinter dem Lächeln zu verstecken.
»Wie schön, dass du da bist.« Auch er lächelte immer noch. »Ich bin so froh, dass du es nicht vergessen hast. Heute ist ein … ein guter Tag.«
Seltsam, wie erleichtert er sich anhörte. Das brachte mich ein wenig aus dem Gleichgewicht.
»Wie hätte ich das vergessen können, nach allem, was du letzte Nacht für mich getan hast?« Ich sah wahrscheinlich genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte, denn er wurde ein bisschen rot und senkte den Kopf. Er griff nach meiner Hand, drehte sie herum und fuhr langsam mit dem Finger über eine der Schrammen.
Ich musste ein Keuchen unterdrücken, als seine Finger über die empfindliche Haut strichen. Er zögerte ein bisschen, als hätte er immer noch Angst, mich anzufassen. Mein ganzer Arm prickelte vor Wohlbefinden. Ob so etwas überhaupt erlaubt war in aller Öffentlichkeit?
Ich schauderte und auf meinem Arm bildete sich eine Gänsehaut, als er meine Hand losließ. Ich lachte leise und musste mich zwingen, ihn nicht anzuflehen, mich wieder zu berühren.
»Ich wollte dich nur beschützen, Abbey. Und mich vergewissern, dass du okay warst und sicher nach Hause kamst«, sagte er. »Ich will nicht, dass dir was passiert.« Der Blick, den er mir zuwarf, drang tief in mein Herz.
Wieder fing er an, meine Handfläche zu streicheln. Seine Finger waren lang und schlank und sehr, sehr warm. Ich versuchte, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken, aber das gelang mir nicht. Mein Verstand löste sich auf.
Lieber Gott, er brauchte nur meine Hand zu berühren und schon war ich kurz davor, ihm zu erzählen, dass mein Herz nur ihm gehörte. Und dabei war es mir fast egal, ob er mich auch liebte, solange er nur versprach, nie wieder mit dem Streicheln aufzuhören.
Ich habe keine Ahnung, ob mein Gesichtsausdruck mich verriet oder ob er irgendwie meine Gedanken lesen konnte, jedenfalls ließ er meine Hand los und lächelte mich schief an.
»Ich würde gern über Kristen reden. Gibt es hier einen Ort, wo wir ungestört sind? Wo wir uns hinsetzen können? Ich kenne mich nicht so gut aus hier.«
Mein Kopf war von dem gerade erlebten Gefühlsüberschwang noch etwas benommen, aber ich nahm mich rasch zusammen. »Oben gibt es eine Art Studierzimmer, aber das benutzt kein Mensch. Wenn du willst, frage ich eine der Bibliothekarinnen.«
Er nickte zustimmend. »Ich warte dort auf dich. Wo geht’s nach oben?«
Ich brachte ihn zu der Holztreppe, die aus dem Archiv nach oben führte. »Geh
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