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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Lauf der Zeit ist das Bewusstsein für die Stadt gewachsen, aber dieser Ort hier ist immer schon etwas Besonderes gewesen. Ich glaube nicht, dass jemand hier leben könnte, ohne den Zauber zu verspüren … den Sog von lebendiger Geschichte, die uns umgibt. Wir fühlen uns dem Friedhof ebenfalls sehr verbunden.« Ihre Stricknadeln klapperten, als sie anfing zu stricken. Ich faltete die Hände und beobachtete, wie ihre Finger sich wie im Flug bewegten, eine Masche aufnahmen und zogen, immer und immer wieder.
    »Sind Sie in der letzten Zeit mal im Sleepy-Hollow-Museum gewesen?«, fragte ich, beugte mich vor und wusste immer noch nicht, wohin mit meinen Händen. »In der Genealogie-Ausstellung werden eine Menge neuer Dinge gezeigt, die echt interessant sind. Ich mag die …« Das plötzliche laute Pfeifen des Teekessels unterbrach mich mitten im Satz und ließ mich zusammenfahren. Nikolas stand auf und nahm ein Geschirrtuch zur Hand, um den heißen Griff anfassen zu können.
    »Einen Moment, meine Liebe.« Katy tätschelte meine Hand, bevor sie drei genau gleich aussehende Teetassen auf den Tisch stellte. »Lass mich nur den Tee fertig machen, dann kannst du weitererzählen.«
    Nikolas kam mit dem Teekessel, goss die dampfende Flüssigkeit vorsichtig in die Tassen und hängte den Kessel dann wieder an den Haken.
    Mitten auf dem Tisch standen zwei kleine silberne Behälter. Ich zog sie dichter an uns heran. Katy holte einen dritten, dazu passenden aus dem Kühlschrank und stellte ihn neben die anderen beiden.
    »Hier drin ist Milch und in denen ist Zucker und Honig«, erklärte sie und hob ihre Teetasse hoch.
    Ich sah ihr zu, wie sie ein wenig Milch und ein paar Tropfen Honig in ihren Tee gab, und bedankte mich bei Nikolas, der drei Löffel auf den Tisch legte. Nikolas trank seinen Tee genauso wie Katy, nur dass er mehr Honig nahm. Katy lächelte ihn liebevoll-spöttisch an und er grinste wie ein kleiner Junge, der sich ein zweites Stück vom Schokoladenkuchen nimmt.
    Als Nächste war ich an der Reihe. Normalerweise trinke ich meinen Tee, wie ich auch meinen Kaffee trinke. Drei Portionen Milch und zwei Stück Zucker. Aber heute probierte ich es mit Honig. Wie Nikolas nahm ich ein paar Tropfen mehr, weil ich dachte, je süßer, desto besser. Während ich noch kräftig in meiner Tasse rührte, machte Katy es sich wieder auf ihrem Stuhl gemütlich und Nikolas kehrte zu seinem Schaukelstuhl zurück.
    Ich nahm einen vorsichtigen Schluck.
    Der Tee war überraschend gut. Er schmeckte deutlich nach Minze, viel besser als ein Beutel mit Pfefferminztee, und der Honig unterstrich den Geschmack und rundete ihn ab. Ich nahm einen weiteren Schluck. Einen größeren dieses Mal. An diesen Geschmack konnte ich mich gewöhnen.
    Schweigend saßen wir da. Es fühlte sich fast so an, als würde ich diese Leute schon mein Leben lang kennen und hätte jeden Tag mit ihnen Tee getrunken. Aber dann hatte ich das Gefühl, ich müsste die verlorene Zeit wieder aufholen, und das machte mir ein wenig Angst. Das sind nicht deine Großeltern, rief ich mir streng ins Gedächtnis. Sie waren wirklich sehr, sehr nett, aber sicherlich hatten sie eigene Enkel, die sie zum Tee besuchten. Ich war nur eine Fremde auf der Durchreise.
    »Erzähl weiter«, drängte mich Katy mit einem warmen Lächeln und ich zwang mich, meine Niedergeschlagenheit abzuschütteln.
    »Ich wollte nur sagen, dass mir die Ausstellung über Washington Irvings Leben wirklich gefallen hat. Das war schon alles.« Ich legte die Finger um meine warme Teetasse.
    »Du musst ein echter Bewunderer von ihm sein«, sagte Katy. »Nicht viele in deinem Alter würden einem alten Mann helfen, sich um sein Grab zu kümmern.«
    »Oh, das würde ich jederzeit wieder machen«, platzte ich heraus. »Ich meine, ich würde es bei jedem Grab tun, aber bei seinem ganz besonders. Meine beste Freundin und ich haben eine Menge Zeit dort verbracht. Mit ihm geredet und so was.« Ich schaute in meinen Tee und machte mir klar, wie verrückt sich das anhören musste. »Ich meine«, fügte ich rasch hinzu, »nicht als ob wir verrückt wären oder so. Wir haben … wir haben nur so getan.« Als ich hörte, was ich sagte, zuckte ich innerlich zusammen. Na großartig, das würde sie bestimmt davon überzeugen, dass ich nicht verrückt war …
    Katy lächelte mich über ihr Strickzeug hinweg an. »Wir verstehen schon, was du meinst, Abbey. Ich finde es wunderbar. Uns hat er genauso viel bedeutet. Seine Werke sind ein Teil

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